Der Begriff „malerisch“ trifft für Stein am Rhein in ganz besonderer Weise zu. Wer auf dem Marktplatz steht, ist umgeben von stattlichen trauf- und giebelseitigen Bürgerhäusern mit farbigen Fassadenmalereien, bei denen biblische, geschichtliche und allegorische Motive eine große Rolle spielen.
In der Schweiz wurde für die Fassadengestaltung bis Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich das mineralische Bindemittel Sumpfkalk verwendet. Die Farben wurden entweder a fresco, das heißt auf den frischen, also feuchten Kalkputz gemalt, wobei sie sich unlöslich mit dem Untergrund verbinden, oder in der Technik der Kalkseccomalerei aufgetragen. Hierbei werden die Farben mit Kalkmilch oder Kalkweiß als Bindemittel vermischt und auf den trockenen, nur leicht angefeuchteten Kalkgrund aufgebracht.
Die Fassadenmalerei in Stein am Rhein erlebte um die Jahrhundertwende einen neuen Aufschwung. Dabei standen die Silikatfarben des deutschen Chemikers Adolf Wilhelm Keim zur Verfügung, die dann auch fast überall zur Anwendung kamen. Sie basieren auf dem Prinzip der Verkieselung: Im Gegensatz zu Dispersionsfarben bildet die Mineralfarbe keinen Film auf der Oberfläche. Das mineralische Bindemittel Wasserglas geht eine unlösbare Verbindung mit dem Untergrund ein, ein Abblättern der Farbe ist somit ausgeschlossen.
Heute geht es denkmalpflegerisch vor allem darum, Schäden substanzschonend zu beheben und Maßnahmen zu treffen, um die gestalteten Oberflächen längerfristig vor der beschleunigten Zerstörung zu bewahren.
Keimfarben Tel.: (0821) 4802-0/Fax: -210
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