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Tapetenkleister - so vielfältig wie Tapeten

Tapetenkleister
Kleister – so vielfältig wie Tapeten

Vom Pulver und Granulat über Kleisterkonzentrat bis hin zum Fertigkleister – die Auswahl an Klebemitteln für Tapeten ist vielfältig. Das Spektrum umfasst die unterschiedlichsten Varianten angepasst an die verschiedenen Wandbeläge, Untergründe und Auftragsarten.

Autorin: Larissa Sailer

Über Jahrhunderte gewannen Tapezierer ihren Tapetenkleister aus Tierknochen: Durch Auskochen der Knochen entstand ein gelatineartiger Klebstoff, sogenannter Glutinleim. Doch dieser konnte schnell sauer werden und die Farbe der Tapete verätzen.

Mittlerweile bestehen die Tapetenkleister hauptsächlich aus Methylcellulose und Wasser. Michael Nachmann, Leiter Anwendungstechnik bei Pufas, erklärt: „Eine wichtige Ausgangsbasis sind reine Methylcellulosen, die mit hochwertigen Zusätzen auf die Erfordernisse der verschiedenen Wandbeläge und Auftragsarten abgestimmt werden.“ Mögliche Zusätze können hierbei Konservierungsmittel, Klebkraftverstärker oder auch Kunstharz sein.

Kleisterarten im Überblick

So vielfältig wie die verschiedenen Tapeten sind auch die einzusetzenden Kleister.

„Granulate bieten eine sehr einfache Dosier- bzw. Portionierbarkeit“, erklärt Susanne Reich-te Kate, Leiterin der Technik RenoDeko im deutschen Vertrieb bei Henkel, einen der Vorteile von Kleistergranulat. „Zudem bieten sie die Möglichkeit, die benötigte Menge Kleister für die gewählte Auftragsart und Wandbekleidung passgenau anzurühren.“ Darüber hinaus weisen Pulver und Granulate eine längere Lagerfähigkeit und Haltbarkeit als Fertigkleister auf.

Fertigkleister gewinnen aber zunehmend an Bedeutung, wie Michael Nachmann weiß: „Sie bieten dem Verarbeiter vor allem eine Zeitersparnis durch den Wegfall des Anrührens und der Quellzeit und schließen mögliche Anrührfehler aus.“ Dabei punkten diese auch mit ihrer sofortigen Verfügbarkeit: Deckel auf, Kleister gut aufrühren und schon kann es losgehen.

Klebkraft von Kleistern

„Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Kleister ist das Ansatzverhältnis und die daraus folgende Klebkraft, die auf den jeweiligen Wandbelag abgestimmt sein muss“, erklärt Nachmann. Zudem benötigen auch die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten – Tapeziergerät, Bürste oder Wandklebetechnik – unterschiedliche Viskositäten des Kleisters, um die Verarbeitungseigenschaften optimal einzustellen.

Die Klebkraft des Kleisters wird unter anderem durch den Wasser- bzw. Festkörpergehalt bestimmt. Susanne Reich-te Kate erklärt das genauer: „Wir benötigen Kleister mit höherem/mittlerem Wassergehalt für Weichzeiten bei Papiertapeten oder die Gewährleistung von Trockenabziehbarkeit bei fertigen Vliestapeten.“

Dabei gilt: Die wasserarmen Kleister verfügen über mehr Festkörpergehalt und damit über eine höhere Klebkraft. Je anspruchsvoller die Klebung, desto höher sollte die Klebkraft des Kleisters sein.

Option: Dispersionskleber

Dispersionsklebstoffe sind wasserarme gefüllte oder ungefüllte Klebstoffe, die sich nach der Trocknung nicht mehr mit Wasser lösen lassen. „Im Gegensatz zu einem Kleister ist ein Dispersionskleber nicht reversibel“, berichtet Michael Nachmann. „Dies hat eine erhöhte Feuchtfestigkeit zur Folge.“ Das Resultat: Der Wandbelag, welcher mit einem Dispersionskleber angebracht wurde, kann nicht so einfach wieder entfernt werden und beschädigt beim Entfernen meist den Untergrund.

Warum dann also auf einen Dispersionskleber zurückgreifen? Susanne Reich-te Kate hat eine Antwort: „Es gibt Verklebungen, bei denen Dispersionsklebstoffe zum Einsatz kommen müssen, weil die Wandbekleidung besonders schwer, dicht, störrisch oder wasserempfindlich ist oder weil der Untergrund eine besondere Herausforderung darstellt.“

Kleisterflotte herstellen

Beim Anrühren von Kleisterpulver oder -granulat wird immer sauberes, kaltes Wasser verwendet. Warmes Wasser ist ungeeignet, da ansonsten der Zelluloseanteil nicht aufquillt. Das Wasser in einen sauberen Anrühreimer füllen und dieses mit einem sauberen Rührholz in Bewegung bringen. „Unter stetigem Rühren schüttet man zügig innerhalb einiger Sekunden das Pulver/Granulat in das Wasser und rührt einfach eine Minute weiter, bis sich das Pulver/Granulat gut verteilt hat“, erklärt Susanne Reich-te Kate das weitere Vorgehen. Wichtiger Tipp von ihr: „Kräftiges stetiges Rühren ist hier der Schlüssel zum Erfolg.“ Nach einer Reifezeit von maximal 15 Minuten wird die Kleisterflotte nochmals gut umgerührt und ist danach gebrauchsfertig.

Je nach Anforderung und Wandbekleidung kommen unterschiedliche Auftragsarten zum Einsatz, erklärt Michael Nachmann: „Erfordert der gewählte Wandbelag die Einhaltung einer Weichzeit, ist der Kleister mithilfe eines Tapeziergerätes oder einer Bürste aufzutragen.“ Dimensionsstabile Wandbeläge lassen sich auch in der Wandklebetechnik verarbeiten. „Hier erfolgt das Einkleistern der Wand mit der Rolle – vor allem bei kleineren Flächen – oder mit dem Airlessgerät.“

Bei Dispersionsklebstoffen wird üblicherweise auf den Rollauftrag mit der Walze für die Wandklebetechnik oder die Sprühverarbeitung mit dem Airlessgerät zurückgegriffen.

Untergrund zum Tapezieren

Ein tapezierfähiger Untergrund ist klar definiert: Dieser muss trocken, tragfähig, gleichmäßig saugfähig, sauber, glatt und für die vorgesehene Wandbekleidung ausreichend ebenflächig sein.

„Stark saugende, sandende und kreidende Untergründe sowie geschliffene Flächen sind mit einem geeigneten Produkt zu grundieren“, erläutert Nachmann. Dafür können unter anderem Tapeziergrundierungen zum Einsatz kommen. Diese regulieren die Saugfähigkeit des Untergrunds, verfestigen die Untergrundoberfläche und gleichen Hell-Dunkel-Kontraste des Untergrundes aus. Letztgenannte sollten vor allem bei fertigen, durchscheinenden Wandbekleidungen verarbeitet werden. Ein wichtiger Hinweis von Susanne Reich-te Kate: „Tapeziergrundierungen dürfen nicht filmbildend sein und dürfen den Untergrund nicht absperren!“

Bei Untergründen, für die auch eine Vorbehandlung mit Kleister zulässig ist, kommt auch das Vorkleistern in Betracht.


PraxisPlus

Beispiele für

  • Pulver: Metylan Raufaser, Pufas Spezial-Kleister TS
  • Granulat: Metylan TG Hohe Reichweite
  • Konzentrat: Metylan Vlies Fertigkleister Konzentrat
  • Fertigkleister: Metylan NP Hohe Klebkraft, Pufas Fertig-Kleister KF spezial
  • Dispersionskleber: Metylan Ovalit F, Pufas Wandbelagskleber WKS spezial

www.metylan.de

www.pufas.de



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