Der schon länger anhaltende Trend des Vintage Looks zeigt auch in dem Arbeitsfeld des Maler- und Lackierers seinen Niederschlag. So bieten namhafte Farben- und Lackhersteller entsprechende Materialien an, die dieser Anmutung Rechnung tragen. Gerade im urbanen Raum finden sich von der Eisdiele über Cafés und Boutiquen bis hin zum Lebensmittelgeschäft Wandflächen, die eine Ästhetik haben, für die mein Großvater sicherlich kein Verständnis aufgebracht hätte. Jedoch selbst ein uns allen bekanntes Fastfoodrestaurant lässt seine Räumlichkeiten in diesem Look gestalten. Bei aller Sympathie für solche Materialen und Anmutungen – meine Studierenden finden diese richtig cool – frage ich mich, wo kommt diese Liebe zu solch einer Gestaltung her?
Die Wortübersetzung von Vintage verweist auf die Adjektive altehrwürdig und erlesen. Aber was ist an einer rohen und unbeschichteten Wandfläche erlesen? Nun, ich sehe hier schon eine Sehnsucht nach richtiger Patina und Gemütlichkeit, wie Sie allerdings nur noch selten anzutreffen ist. Wir fühlen uns einfach wohler in Gaststätten wie der Weinstube Hottum in Mainz, wo es noch echte Patina und Gemütlichkeit gibt. Solche Atmosphären sind lohnende Gestaltungsaufgaben, die das Prädikat altehrwürdig verdient haben und neben alten handwerklichen Imitationstechniken neuer Materialien der Industrie bedürfen und richtig inszeniert auch meinem Großvater gefallen hätten.
Teilen: