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„Entdecken Sie die Wartung für sich!“

Beim Caparol-Werkstofftag, der Anfang November stattfand, drehte sich alles um die Dauerhaftigkeit von Holzbeschichtungen.
„Entdecken Sie die Wartung für sich!“

Rund 120 Fachleute aus der Maler- und Lackierer- sowie der Stuckateurbranche konnte Dr. Ralf Murjahn, Caparol-Unternehmensleitung, in Ober-Ramstadt begrüßen. Nicht zum ersten Mal beschäftigte man sich am Caparol-Werkstofftag mit der Beschichtung von Holzbauteilen. Bereits 2004 hatte die jährlich stattfindende Veranstaltung sich dem Holz, damals insbesondere den Holzwerkstoffplatten, an der Fassade gewidmet. 2013 sei eine neue Betrachtung nötig, so Dipl.-Ing. Franz Xaver Neuer, Technischer Leiter bei Caparol, der auch in diesem Jahr wieder die Veranstaltung moderierte. Während bei vielen Gegenständen (wie etwa dem Auto) die Wartung und Pflege selbstverständlich sei, denke bei der Holzbeschichtung bislang noch kaum jemand daran. Mit dem Kunden bereits bei der Erstbeschichtung über die Dauerhaftigkeit von Holzbeschichtungen zu sprechen und auf eine regelmäßige Wartung hinzuweisen, könne aber viele Konflikte zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer verhindern.

Bernhard Linck widmete sich als erster Referent den Holzwerkstoffplatten an der Fassade. Er berichtete von furnierten Sperrholzplatten, die in einem Fall mit Lasur und Klarlack, ein anderes Mal mit Dispersionsfarbe beschichtet wurden. In beiden Fällen zeigten sich nach kurzer Zeit schwere Schäden. Lincks Fazit: von Sperrholz an der Fassade ist abzuraten. Ähnlich deutlich fiel sein Urteil bei Furnierschichtholzplatten. Sowohl bei lasierender als auch deckender Beschichtung zeigten sich bei diesen Platten nach kurzer Zeit erste Risse in der Beschichtung und im Furnier. Bei der Beschichtung von 3-Schicht-Massivholzplatten dagegen ließen sich, so Linck, sehr gute Ergebnisse erzielen. Das Anwendungstechnische Zentrum von Caparol in Ober-Ramstadt erhielt 2004 eine solche Holzverkleidung plus Lasurbeschichtung. Auch 2013 befinden sich die Platten in einem durchaus akzeptablen Zustand.
Über Holzanstriche in Schweden berichtete Dr. Stephan Ottens, Leiter des DAW-Entwicklungszentrums für Lacke und Abtönsysteme. Ein entscheidender Grund für die Langlebigkeit der schwedi-schen Holzhäuser sei in ihrer Konstruktion begründet, so Dr. Ottens. Es handele sich größtenteils um hinterlüftete Fassaden, bei denen die Hölzer auf der Rückseite nicht beschichtet sind. So kann in das Holz eingedrungenes Wasser auf der Rückseite entweichen. An der Außenseite verfolge man in Schweden ein anderes Prinzip als in Deutschland. Während man hierzulande diffusionsoffene und dünnschichtige Beschichtungen bevorzuge, tendiere man im Norden zu dickschichtigen Anstrichstoffen mit hohem Festkörperanteil, um das Eindringen von Wasser weitestgehend zu verhindern. Des Weiteren berichtete Dr. Ottens von einer speziell für den schwedischen Markt neu entwickelten Beschichtung. Verkapselte biozide Wirkstoffe, die über einen längeren Zeitraum abgegeben werden können, und anorganische Nano-partikel, die in einem elastischen Bindemittel dispergiert sind, sollen für dauerhaft saubere Holzfassaden sorgen. Welche Auswirkungen die Holzauswahl auf die Beständigkeit einer Beschichtung hat, zeigte Gerhard Enzenberger, Geschäftsführer der österreichi-schen Caparol-Schwestergesellschaft Synthesa, auf. Es werde häufig außer Acht gelassen, dass es sich bei Holz um keinen homogenen Werkstoff handele. Enzenberger wies darauf hin, dass bereits bei der Montage von Holzbauteilen auf die Holzausrichtung geachtet werden müsse. Laut Enzenberger gibt es demnach bei der Beschichtung von Rift- und Halbriftbrettern kaum Einschränkungen, ein Fladerschnittbrett, dazu noch mit der linken Seite nach außen (die rechte Seite ist die dem Kern zugewandte Seite und in der Regel etwas besser geeignet), stelle dagegen eine Katastrophe für eine jede Beschichtung dar. Der Maler solle seine Hinweispflicht bei falsch verbautem Holz in jedem Fall in Anspruch nehmen, um Ärger zu verhindern.
Interessant war auch die Erkenntnis Enzenbergers, dass Holzbauteile nach dem Einbau so schnell wie möglich beschichtet werden sollten. Je länger sie unbehandelt der Witterung ausgesetzt seien, desto häufiger komme es später zu Haftungsschwierigkeiten des Anstrichs.
Über die Wartungsintervalle verschiedener Beschichtungssysteme referierte Dr. Gerhard Grüll von der Holzforschung Austria. Anstriche auf einer Versuchsfassade hatten folgende Ergebnisse geliefert: Bei dünnschichtigen Systemen sei eine Wartung bereits nach 2 bis 3 Jahren notwendig, bei mittelschichtigen nach etwa 3 bis 5 Jahren. Bei deckenden Systemen dagegen sei eine Wartung meist auch nach 5 Jahren noch nicht notwendig. Bei deckenden Systemen seien helle Farbtöne zu bevorzugen, bei Lasuren dagegen erziele man mit dunklen Farbtönen eine längere Haltbarkeit. Regelmäßige Kontrollen seien unabdingbar, wenn Holz im Außenbereich dauerhaft geschützt werden solle: „Wartung zum richtigen Zeitpunkt bringt Dauerhaftigkeit!“, betonte Dr. Grüll und gab den Zuhörern den Rat: „Entdecken Sie die Wartung für sich!“
Am Nachmittag gewährte Dr. Anette Rose, Kurt Obermeier GmbH, einen Einblick in die Wirkungsweise und die Einsatzgebiete von Bioziden in Holzbeschichtungen. Ein Exkurs zu traditioneller und moderner Architektur im Holzland Norwegen von Dr. Ulrich Hundhausen folgte im Anschluss.
Als letzter Redner gab Rechtsanwalt Wolfgang Reinders auf äußerst unterhaltsame Weise Tipps, wie man mit Gewährleistung, Garantie und Haltbarkeit umgehen sollte. Er empfahl den Werkstofftag-Besuchern, gegenüber Nicht-Fachleuten (Privatkunden) immer auf die begrenzte Dauerhaftigkeit einer Holzbeschichtung hinzuweisen, um einen Rechtsstreit zu vermeiden. Bei Fachleuten (etwa Architekten) sei dies nicht zwingend nötig.
Susanne Sachsenmaier-Wahl
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