Mit Fachkompetenz und frischen Ideen unterstützt Burga Warrings Handwerksbetriebe beim Erreichen einer Alleinstellung. Sie begeistert als Referentin mit ihrem charmanten und mitreißenden Stil.
Wie sag ich es meinem Kunden?
Eigentlich sollte der Schuster bei seinen Leisten bleiben. Was aber, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hat, dass er ab sofort nur noch „De Luxe-Ballettschuhe“ (hochwertige Premiumleistung) für besser Verdienende (Premiumkunden) herstellen und reparieren will? Frag ich nach, welches Motiv hinter dem Wunsch steht, dann kommt die Antwort wie aus einer Pistole geschossen: die haben genügend Geld. Natürlich ist dieser Wunsch legitim und aus Sicht eines Unternehmers auch richtig und wichtig. Für die Sicherung der Existenz ist diese Ausrichtung wohl sogar unerlässlich. Ein Schuster versteht sofort, dass der Wunsch alleine noch keine Erfolgsgarantie, sondern lediglich den Startpunkt der Reise darstellt. Und genau deshalb käme er schließlich zu mir, so sagt er. Mit dem richtigen und auf ihn zugeschnittenen Marketing kann das auch nicht so schwer sein.
Da sind sie wieder, die Gewissenskonflikte. Wie sage ich diesem Mann, dass auch er selbst und nicht allein das Marketing oder die Werbung über die Qualität seiner Kunden bestimmt? Darf man einem Menschen sagen, dass er bei dieser „edlen“ Zielgruppe erst eine Chance hat, wenn er sich wie sie zu benehmen weiß und wenn er ihre Sprache spricht? Geht es nicht an die Grenze der Höflichkeit, wenn man jemanden sagen muss, dass er sich pflegen und sich stilvoll kleiden soll? Wie erkläre ich, dass sein Laden einfallslos wirkt, weil er unaufgeräumt und altbacken ist und sich keiner dort wirklich wohl fühlen wird – geschweige denn, Lust auf Veränderungen bekommt. Ist es nicht gar verletzend, wenn ich sage, dass man selber Premium mögen muss, um in dieser Art zu verkaufen? Der Schuster würde sich selbst vielleicht nie eine Flasche Wein für 50 Euro oder eine moderne und hochpreisige Kaffeemaschine kaufen. Er selbst hält nichts von diesem Schnickschnack. So sitzt er da und jammert immer lauter, dass die anderen so viel mehr Geld verdienen als er selbst.
Nein, das alles kann und will ich ihm nicht sagen. Wer in den Premium-Markt möchte, der muss zumindest die Einstellung dafür mitbringen.
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