Ist eine Außendämmung am Altbau nicht möglich, sind Innendämmsysteme eine Alternative. Hierzu sind unterschiedliche Systeme am Markt. Folge 9: Wirkungsweise einer kapillaraktiven Innendämmung
Jens Engel, Remmers Baustofftechnik
Kapillaraktive Innendämmungen arbeiten ohne innenliegende Dampfbremse bzw. -sperre. In der kalten Jahreszeit diffundiert daher Wasserdampf in die Kons-truktion. An der Stelle, an der der Taupunkt erreicht wird, in der Regel auf der „Außenseite“ der Innendämmung, kondensiert der Wasserdampf – es bildet sich Tauwasser. Bei vielen Fassaden gelangt über Schlagregen Feuchtigkeit in die Konstruktion. Sie wird größtenteils Richtung Innenwand transportiert, da eine Austrocknung nach außen nur untergeordnet stattfindet. Die kapillaraktive Innendämmung löst beide beschriebenen Feuchtigkeitsprobleme – Kondensatbildung und externen Feuchteeintrag – durch verstärkten, flüssigen Transport in Raumrichtung und eine beschleunigte Verdunstung. Dies trägt zur Vermeidung von hohen, lokalen Feuchtegehalten bei und limitiert den Gesamtfeuchtegehalt der Konstruktion. Die beiden wesentlichen Werkstoffe sind Calciumsilikat und so genannte Mineralschäume. Während Calcium- silikatplatten mit einer enormen kapillaren Saugfähigkeit aufwarten können, ist ihr Wärmedämmvermögen (Lambda = 0,065 bis 0,1 W/(mK)) vergleichsweise schlecht. Für Innendämmungen empfohlene Mineralschäume haben ein etwas besseres Wärmedämmvermögen (Lambda = 0,04 bis 0,045 W/(mK)), sind jedoch gar nicht oder nur eingeschränkt kapillar saugfähig.
Mit diesen Eigenschaften wird es schwer die künftigen Anforderungen von EnEV (U-Wert < 0,35 W/(m²K)) und der DIN 4108 (Tauwasseranfall < 1kg/m²) einzuhalten. Darum wurden in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, Wärmedämmstoffe mit hohem Wärmedämmvermögen und gleichzeitiger kapillarer Leitfähigkeit herzustellen. Eine Lösung besteht in der Kombination unterschiedlicher Materialen.
So werden bei Innendämmungen hoch dämmende Polyurethanschaumplatten in regelmäßigen Abständen perforiert. Die durchgehenden Löcher werden mit einem extrem saugfähigen mineralischen Mörtel verfüllt, der für die nötige Kapillarität sorgt. So entsteht ein Kompositwerkstoff, dessen Wärmeleitfähigkeit mit Lambda = 0,031 W/(mK) sehr niedrig ist und der eine kapillare Feuchtetransportfähigkeit aufweist, die Feuchtegehalte der Konstruktion abtransportieren kann. Notwendiger Bestandteil solcher Konstruktionen ist eine vollflächige Verklebung der Dämmplatten. Der mineralische Klebemörtel muss die auf der Rückseite der Platten anfallende Feuchtigkeit aufnehmen und verteilen. Der innenseitige Putz dient als Feuchtepuffer.
PraxisPlus
Feuchte in der Wandkonstruktion kann durch Wechselwirkung zwischen Wärme und Kälte oder durch äußere Bewitterung (z.B. Schlagregen) anfallen. Deshalb ist ein Flüssigwassertransport (Kapillaraktivität) zur raumseitigen Oberfläche und dortiger Verdunstung unverzichtbar.
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