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Einstellungssache(n)

Betrieb & Markt
Einstellungssache(n)

Werner Schledt

Bis man endlich merkt, dass der neue Mitarbeiter nicht hält, was er (und man sich) versprochen hat, können sich die Kosten ganz schön summieren, und immer öfter muss man sich nach kurzfristiger Trennung zähneknirschend mit einer Abfindung abfinden. Zeugnisse sind nicht sehr zielführend, so dass über die Einstellung immer wieder nach dem „Nasenfaktor“ („Ist mir sympathisch“ oder „Stinkt mir“) entschieden wird. Dann geht’s weiter nach Schema „Schau’mer mal“: Bei Gesellen können nur die Fertigkeiten beurteilt werden, die gerade an der Baustelle anfallen. Bis man schließlich erfährt, dass der Klasse-Kumpel doch kein Klasse-Könner ist, vergehen Zeit und Geld. Also brauchen wir Tests.
Räume schaffen
Bei den Gesellen machen wir das jetzt ganz anders: Wir lassen sie ihre Qualifikation in den verschiedenen Techniken auf einer Skala von 1–10 selbst einschätzen – und prüfen dann, ob’s stimmt. Dazu haben wir einen Test-raum eingerichtet, in dem der Bewerber einen Auftrag ausführt. Alleine.
Brauchen wir einen guten Tapezierer, lassen wir ihn kleben, suchen wir nach einem versierten Trockenbauer, dann hat er eine Decke abzuhängen oder eine Wand zu stellen. Die Bewerber bekommen den Auftrag, ordern das Material und arbeiten völlig selbstständig – ohne Kontrolle. Die Auswertung ist denkbar einfach: Der zuständige Meister beurteilt am Ende Qualität, Sauberkeit und Zeitbedarf. Fertig.
Bei Vorarbeitern und Bauleitern verfahren wir so: Deren Selbsteinschätzung beschränken wir auf die Bereiche, in denen sie vornehmlich eingesetzt werden sollen, wie z.B. Aufmaß, Kalkulation oder Überwachung.
Vortest
Nur wenn erster Eindruck und Selbsteinschätzung positiv sind, verabreden wir uns zu einem speziellen Vortest. Für den verwenden wir individuell einfach unsere Büroräume oder die Fassade mit der Maßgabe, dass dort genau so renoviert wird wie’s jetzt ist und stellen aus einem speziellen Testprogramm Fragen wie „Nennen Sie einen Pauschalpreis“ oder „ Beschreiben Sie die Leistungen für ein Pauschalangebot“. So erfahren wir sehr schnell, was wir bei dieser Zielgruppe wissen müssen: Ob der Bewerber wirklich Ahnung hat.
Mit zusätzlichen Fragen wie „Welches Dokument müssen Verleihfirmen vorweisen?“ oder „Wann muss der Auftraggeber dem Einsatz eines Subunternehmers zustimmen?“, testen wir die Qualifikation der Bewerber, die gewerkübergreifende Baustellen führen und überwachen sollen. Einfach (für uns) sind auch die Bausteine für Teamassistentinnen. Qualität und Zeitbedarf für die Erledigung von Vorgängen wie „Erstellen Sie mal ’nen Preisspiegel“ lassen schnell erkennen, ob sich ausführliche Einstellungsgespräche überhaupt lohnen.
Personaler
Die Entwicklung der Tests ist einmalig – die Bearbeitung der Bewerbungen, die Durchführung der Tests und die Absagen sind zeitaufwändig. Bei uns macht das eine versierte „Personalerin“ – temporär und mit Tempo.
Abwaschprämie
Unsere Berufsorganisation sollte sie endlich fordern: Die „Abwaschprämie“ für all die, deren Wohnungen seit vielen Jahren nicht mehr renoviert wurden. Jeder, der bis zu einem Stichtag alte Anstriche abwaschen und neue aufbringen lässt, kriegt die 2.500 Euro. Anspruch auf eine „Abbauprämie“ sollte geltend machen können, wer sich ein neues Haus baut. Und eine „Abhauprämie“ steht eigentlich jedem zu, der eine Urlaubsreise bucht. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Alle mit denselben Folgen: Dem Füllhorn folgt die Flaute.
Aber die „Abwinkprämie“ beim Finanzamt, 300 Euro dafür, dass ich keine Steuererklärung mehr abgebe, die würde ich mir gerne holen.
Umpacken
Die neue Verpackungsordnung sei nicht zum Schaden des Verbrauchers, lassen uns deren Erfinder wissen. Der könne schließlich rechnen. 240 Gramm als „halbes Pfund Butter“ oder die 90-Gramm-Schokolade sind nur erste Beispiele für kreative Lösungen. Mein langjähriger Freund, Gerhard Treibs, hat dazu auch eine: Den „Maler-Meter“, 90 x 90 cm. Sieht aus wie ein Quadratmeter – und kostet auch soviel.
Eiskalt
Hören Sie das bisweilen auch: „Die Kunden sagen, dass wir ihnen mit unserer Zufriedenheitsabfrage auf den Geist gehen“ oder „Die Architekten finden unsere Werbung blöde“ oder, oder… Oft reagieren wir auf solche Hinweise, indem wir vorschnell etwas ändern. Vorschnell deshalb, weil wir zuerst fragen sollten: Ist das, was uns da „gesteckt“ wird, wirklich „die Spitze des Eisbergs“, unter der sich gleiche Gedanken vieler verbergen oder handelt es sich nur um die aufgebauschte Meinung eines Einzelnen? Die können wir nämlich ignorieren. Eiskalt.
Brimborium
Tolle Tagung. Perfekte Vorträge und Präsentationen, morgens drei und mittags drei. Ausnahmslos mit Beamer. Ich erwische mich bei dem Wunsch nach wenigstens einem „Referenten“ der auch ohne großes Brimborium was zu sagen hat. Von mir aus mit den Händen in den Hosentaschen.

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“.
Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt- Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9 – 11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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