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Von Stärken und Schwächen

Betrieb & Markt
Von Stärken und Schwächen

Von Stärken und Schwächen
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

In der Januar-Ausgabe habe ich die Idee vorgestellt, im Regionalfernsehen mit einer spannenden Nachwuchswerbung den täglichen Wetterbericht zu präsentieren und dazu auch detaillierte inhaltliche Vorschläge gemacht – leider bis jetzt ohne Resonanz. Aber wenn die Zeit für etwas reif ist, hat man bekanntlich eine Idee nicht mehr allein. Das HR-Fernsehen hat jetzt eine Serie „Neue Generation Handwerk“ produziert und mit dem Untertitel „Traumberuf Maler“ unmittelbar nach der Tagesschau einen phantastischen Film über unseren Beruf gezeigt. Die Protagonisten waren hochkarätig, authentisch und sympathisch.

Jessica Jörges, die schon länger in Social Media mit Tausenden Followern für unseren Beruf wirbt und bei der Weltmeisterschaft in Russland einen vorderen Rangplatz belegte, demonstrierte und erklärte hochwertige Malerarbeiten. Jaqueline Kuhn, eine unserer Ausbildungsbotschafterinnen, informierte über ihre duale Maler-Ausbildung in Verbindung mit dem Bauingenierstudium.

Und Janik Mensinger, Deutscher Meister, der sich gerade intensiv auf die Weltmeisterschaft in Frankreich vorbereitet, erzählte begeistert und begeisternd von einem Erfahrungsaustausch unseres Nationalteams mit Malerkollegen in Ruanda. Der Film war hochinformativ, dabei kurzweilig und phantastisch gemacht. Eine großartige Werbung für unser Handwerk.

So ähnlich wie diesen Film stelle ich mir auch die vorgeschlagene Präsentation des Wetterberichtes vor. Würde zwar was kosten, aber dafür über einen längeren Zeitraum unmittelbar vor der Tagesschau laufen, also zu einem Zeitpunkt, an dem die Zuschauer, viele davon aus der Zielgruppe Eltern, noch nicht zu den Krimis zappen. Es würde sich lohnen. Bloß: Wer macht’s?

Flagge zeigen

Die alten Griechen nannten ihre Handwerker „demioergos“, eine Zusammensetzung der Wörter produktiv und öffentlich. Sie hatten das gleiche hohe Ansehen wie zum Beispiel Künstler und Ärzte, die ebenfalls demioergos hießen. Unverzichtbar ist das Handwerk auch heute noch. Aber öffentlich wertgeschätzt wird es primär nur von zufriedenen Kunden. Dagegen ist die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu schwach, und auch in den politischen Gremien, insbesondere der Länder oder gar des Bundes, sind wir unverändert unterrepräsentiert. Aber als eine der Säulen unserer Wirtschaft muss das Handwerk sich am öffentlichen Diskurs beteiligen und Gehör verschaffen. Dazu hat die Handwerkskammer Rhein-Main jetzt ein Gesprächsformat „Handwerk trifft…“ eingerichtet, öffentliche Veranstaltungen an verschiedenen Orten, bei denen gesellschaftspolitisch relevante Fragen mit prominenten Vertretern aus Wirtschaft und Politik diskutiert werden. Ja, das Handwerk hat was zu sagen und tut es mit diesem neuen Format auch. „Handwerk trifft…“ ist eine treffliche Idee – aus triftigem Grund.

Wir integrieren zu langsam

In zehn Jahren werden wir wahrscheinlich noch sieben Millionen Arbeitskräfte weniger haben als jetzt. Folglich hören und lesen wir jeden Tag, wie dringend auch Arbeitskräfte aus anderen Ländern gebraucht werden, von lohnintensiven Dienstleistungsbranchen wie unsere noch dringender als von der Industrie. Aber wir sind bei der Integration Geflüchteter vergleichsweise schlecht. Vor allem dauert es viel zu lange, bis ihnen bei uns Arbeitsmöglichkeiten geboten werden. Dass die Wartezeiten für die Integrations- und Sprachkurse durchschnittlich fast ein halbes Jahr betragen und die Kurse nochmal so lang oder länger dauern, führt natürlich auch zu Kritik an der Asylmigration in der Bevölkerung. „Nur wer arbeitet fällt dem Sozialstaat nicht zur Last“ sagt dazu der Arbeitsmarktforscher Enzu Weber. Es ist in der Tat schwer zu verstehen, dass wir zum Beispiel zwar von allen Ländern mit 1,2 Millionen Ukrainern die meisten Menschen von dort aufgenommen haben, aber bei der Erwerbsquote mit gerade mal 18 Prozent den letzten Platz belegen. Spitzenreiter sind Polen mit 65, England mit 61 und Schweden mit 56 Prozent. Direkt vor uns auf den Abstiegsplätzen rangieren Italien und die Schweiz. Schon der Viertletzte, Irland, ist mit 28 Prozent für uns kaum einzuholen. Schlechte Chancen bei uns für Geflüchtete – und für den Arbeitsmarkt. Die Schnellen fressen uns Langsame.

Wie sehen Sie das?

Das Allensbacher Institut für Demoskopie hat jetzt eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, deren Ergebnis nachdenklich machen muss: Über die Hälfte der Befragten meint, dass der Einsatz im Beruf abgenommen habe. 70 Prozent sind der Überzeugung, dass die Differenz zwischen Arbeitseinkommen und staatlicher Unterstützung als Arbeitsanreiz nicht genug ist. Und auf die Frage „Ist in Deutschland der, der sich anstrengt und viel arbeitet, allmählich der Dumme?“ sagten über 50 Prozent: „Sehe ich auch so.“

Bis Ostern nicht aufregen

Für die vorösterliche Fastenzeit haben sich viele was vorgenommen, zum Beispiel „Sieben Wochen ohne…“ ,weniger essen, mehr Sport treiben oder ähnliches. Ein bekannter Atomphysiker hat dazu einen anderen Vorschlag gemacht: „Bis Ostern nicht aufregen, einfach nur zuhören und hin und wieder nachdenklich nicken.“ Ich will’s in den verbleibenden 31 Tagen mal probieren – Sie auch?


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Andrea Eigel,
Kaleidoskop Marketing Service

Zum Erfolg gehören nicht nur gute Ideen -Sondern auch Menschen, die diese wirklich umsetzen.“

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