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Im Mai regen

Betrieb & Markt
Im Mai regen

Im Mai regen
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Ungeachtet der anhaltenden Einschränkungen durch Corona heißt es jetzt: Regen statt resignieren. Die Natur macht’s uns vor. Ja, es gibt Anregungen, größere und kleinere. Für eine größere halte ich die modernisierten Standard-Berufsbildpositionen, die ab August gelten und für die Handwerksberufe empfohlen werden. Damit will man erreichen, dass alle Auszubildenden berufsübergreifend für die Arbeitswelt der Zukunft kompetenter werden. Neben dem Umgang mit den digitalen Medien gehören dazu auch kommunikative und soziale Aspekte. Das Programm steigert aber nicht nur die Kompetenzen, sondern wertet auch die berufliche Ausbildung auf. Manchmal können aber auch kleine Anregungen große Wirkung haben: „Unterlagen für das Finanzamt“ stand auf dem an mich adressierten Kuvert. Natürlich habe ich es neugierig aufgemacht. Drinnen steckte ein allgemeiner Hinweis auf Steuervorteile, wenn….. Ja, wenn, habe ich als Fan von Guerilla-Marketing spontan gedacht. Wenn wir nämlich in ein Kuvert mit diesem Aufdruck unsere Werbung für Energetische Modernisierung steckten, würde es bestimmt aufgemacht und gelesen. Und wenn wir dabei auf die derzeit immensen Steuerersparnisse hinwiesen, würden wir bei vielen Kunden auf reges Interesse stoßen. Aber nur: Wenn….

Nachwuchswerbung mit Toni Kroos?

Nein, die Nachricht in Ausgabe 4 war natürlich ein Aprilscherz – aber vielleicht auch ein Anstoß? Ein spektakulärer Spielzug, mit dem wir bei unserer Zielgruppe punkten könnten, täte unserem schmalen Kader, mit dem wir uns im Abstiegsbereich befinden, sicher gut. Nicht nur wegen Corona geht auf dem Ausbildungsmarkt die Zahl der Bewerber stetig zurück, aktuell nochmal um fast 12 Prozent. Auch die Zahl der angebotenen Lehrstellen hat sich deutlich reduziert. So eine Entwicklung ist insbesondere für unseren Beruf Gift. Arbeitsminister Hubertus Heil hat mit seiner Warnung schon recht: „Jetzt nicht ausbilden und anschließend über Fachkräfte -mangel klagen wäre wirtschaftlich keine gute Idee.“

Die großzügige finanzielle Förderung der Ausbildung ist sicher eine Ermunterung an ausbildungswillige Unternehmer für ein mutiges Spiel nach vorne, wie das im April scherzhaft beschriebene. Wir haben den Anstoß. Der Ball liegt bei uns.

Wir haben gute Karten

Familienbetriebe, wie die meisten bei uns, werden von den Mitarbeitern deutlich besser bewertet als in anderen Unternehmen. Das ergab jetzt eine Studie der TU München, bei der über 5000 Arbeitnehmer befragt wurden. Sie war auf die sogenannte Familyness fokussiert, also den Einfluss der Unternehmerfamilie auf den Betrieb. Aktuell zeigte sich dabei, dass Familienunternehmen in der Corona-Krise, statt Personal zu reduzieren und sich auf die staatliche Unterstützung zu beschränken, eher sogar noch das Kurzarbeitsgeld aufstockten. Je dominanter die Familie im Betrieb, desto besser, weil persönlicher – ist die Arbeitsatmosphäre – und folglich auch die Betriebstreue. Hier haben wir also gute Karten. Müssen sie nur ausspielen.

Kleidung signalisiert Kompetenz

Die Handwerker im Haus waren pünktlich, sauber, freundlich und wirklich gut -bis auf die Klamotten: Jeder trug was er wollte und nicht nur im Hobbykeller, sondern auch beim Kunden für gut genug hielt. Aber auch mit der Berufskleidung sollte man positiv auffallen, nicht nur, weil sie oft den ersten Eindruck mitbestimmt, sondern vielmehr, weil sie fachliche Kompetenz assoziiert. (Wahrscheinlich würde auch jeder von uns einem Piloten in exakter Uniform mehr vertrauen als einem, der sich in verschmutztem Pulli und abgewetzten Hosen vorstellt).

Kaum waren die Handwerker draußen, flatterte im Zusammenhang mit Homeoffice dazu ein Artikel ins Haus. Studenten sollten zum Lösen von Aufgaben teils weiße Kittel, teils Freizeitkleidung tragen. Bei denen im Kittel waren Aufmerksamkeit und Konzentration deutlich höher und sie machten weniger Fehler. Offensichtlich ist die Kleidung auch so etwas wie ein Ritual, von dem ein berühmter Schriftsteller meinte „Ohne Anzug kann ich nicht schreiben.“ Wirtschaftspsychologen sagen, sich an eine Kleiderordnung halten bedeute auch „Ich bereite mich auf meine Arbeit vor“. Ordentliche Berufskleidung signalisiert: Leute vom Fach – ein gepflegter Firmendress: Unsere Fachleute. „Kleider machen Leute“ heißt es „ …und Lumpen Läuse“ wird das Sprichwort oft ergänzt. Und wer hat Leute, die lausig daherkommen, schon gerne im Haus?

Keine Lust auf Chef

Auch bei uns finden viele Betriebe keine Nachfolger mehr. Immer weniger, Berufstätige wie Studierende, haben Lust auf eine Führungsposition. Nicht mal mehr ein Drittel strebt das noch an. Von den in größeren Unternehmen Tätigen sind gerade noch 14 Prozent bereit, eine Leitungsfunktion zu übernehmen. Zu dem Trend passt, dass nicht nur Politiker die 4-Tage-Woche wollen, sondern immer mehr Deutsche kürzere Arbeitszeiten anstreben, Männer im Schnitt 36 Stunden, selbst bei Lohn- und Gehaltskürzungen. Befürworter verweisen zum Beispiel auf Japan und Schweden, wo trotz kürzerer Arbeitszeiten die Produktivität gestiegen sei. Allerdings hat man dort parallel produktivitätssteigernde Maßnahmen eingeführt. In unserem lohnintensiven Beruf sähen die Folgen freilich anders aus: Jede Stunde, um die sich die direkt verrechenbare Arbeitszeit reduziert, erhöht Kosten und Preise im Vergleich mit industrieller Fertigung deutlicher, weil die mengenabhängigen Kosten unserer Handarbeit nur begrenzt rationalisierbar sind. Wir können diese Entwicklung kaum beeinflussen, aber ihr begegnen: Durch Rationalisierung der Fixkosten, aber auch durch Optimierung der Arbeitsvorbereitung. Also dafür sorgen, dass immer die richtigen, lückenlos informierten Mitarbeiter, die richtigen Maschinen und Werkzeuge sowie das richtige Material, in richtiger Menge, zum richtigen Zeitpunkt an der Arbeitsstelle sind. Gewiss, das sagt sich leichter als es ist, muss aber sein – damit keine Stunde durch „Rotation im Leerlauf“ verloren geht.

Trendfarben vorgestellt

Pantone hat jetzt die Trendfarben für 2021 verkündet. Sie heißen „Ultimate Grey“ und „Illuminating“. Ich finde das toll – weiß aber nicht was es soll. Oder können Sie sich darunter was vorstellen. Sind es vielleicht Tarnfarben?

„Deine Zeit ist jetzt!“

So ist das diesjährige Freisprechpaket des LIV Hessen überschrieben, das wie immer neben dem Redemanuskript und der Weiterbildungsmappe für die jungen Gesellinnen und Gesellen mit vielen Hinweisen und Tipps für eine Feier mit Langzeitwirkung ausgestattet ist. Interessierte Innungen können das Paket beim LIV Hessen bestellen. Jetzt.


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


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