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Steilvorlage

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Steilvorlage

Das Malerblatt sprach mit Gordon Trautmann, dem Geschäftsführer der Treffert Bautenschutz GmbH, die sich auf Fassadendämmung spezialisiert hat, über die Zukunft der Wärmedämm-Verbundsysteme.

Herr Trautmann, wie sehen Sie die Auftragsentwicklung bei den Wärmedämm-Verbundsystemen? Durchweg positiv, denn langsam spüren die Auftraggeber und vor allem die Bauherren, dass sich das Anbringen von Wärmedämm-Verbundsystemen für sie auszahlt.

Können Sie hierzu konkrete Zahlen nennen? Wir verlegen pro Jahr mehr als 350.000 Quadratmer und dies schon seit mehr als drei Jahrzehnten. Wenn wir die Mehraufwendungen für WDV-Systeme gegenüber einer herkömmlichen Renovation betrachten, so amortisieren sich die Kosten je nach Objekt in vier bis sieben Jahren. Danach beginnt für den Bauherren/ Investor die eigentliche Sparphase.
Sind sich die Bauherren über diese Kosteneinsparung wirklich im Klaren? Zur Zeit sind dies vielleicht 20 Prozent. Die restlichen 80 Prozent müssen wir durch unsere Aufklärungsarbeit überzeugen.
Wie machen Sie dies? Ganz einfach, indem wir die positiven Zahlen für sich sprechen lassen.
Was heißt das konkret? Überall dort, wo es erforderlich ist, legt unser Verkaufsleiter Michael Löffler Vergleichsrechnungen über die erzielten Heizkosteneinsparungen bei. Nichts überzeugt die Bauherren mehr als die klare Gegenüberstellung vorher/nachher. Wir Handwerker müssen die Kunden überzeugen, sonst geht der Auftrag „flöten“.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der WDVS-Markt in Zukunft entwickeln? Wenn wir im Handwerk endlich kapieren, dass wir selbst für unsere Auftragslage verantwortlich sind, durchaus positiv. Wir müssen die Steilvorlagen, die uns das Umfeld bietet, einfach nutzen.
Welche Steilvorlagen meinen Sie? Um bei der Fußballsprache zu bleiben. Wir müssen einfach mehr Tore schießen, anstatt die Bälle im Mittelfeld zu vertendeln. Noch nie gab es von Seiten der Regierung so viele Elfmeter fürs Handwerk. Nehmen wir die günstige Finanzierung der KfW oder die seit diesem Jahr angebotenen direkten Zuschüsse für die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestandes. Wenn ich heute einem Investor Zinsersparnisse von mehreren Tausend Euro bringe, dann wird weniger über den Preis gesprochen.
Wie sieht Ihre Trainingsmethode im Einzelnen aus? Wir halten einfach den Ball im Spiel und wenn sich eine Chance bietet, machen wir den Sack zu bzw. erzielen die nötigen Treffer.
Klingt einfach und überzeugend. Es ist auch einfach und die Praxis gibt uns jeden Tag aufs Neue Recht. Gewinnen tun doch bei diesem Spiel alle. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir aus den Zuschauern im Stadion Markt begeisterte Mitspieler machen. Letztlich profitieren wir alle von der energetischen Sanierung.
Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Meine Zukunft sehe ich eher grau.
Wie meinen Sie das? Weil die Zukunft dem grauen EPS, sprich NeoWall, gehört. Dieser innovative Dämmstoff hat nach anfänglichen Startschwierigkeiten für uns als Betrieb nur Vorteile. Der größte Vorteil ist die Dickenreduzierung bei gleicher Dämmleistung. Ich drehe viele Aufträge von 140 Millimeter WLG 040 auf 120 Millimeter WLG 032 um. Das spart Kosten im Detail wie z.B. geringere Stärke bei den Fensterbänken, Attikaüberständen, Sockelprofilen oder der Dübellänge.
Dafür ist aber der Dämmstoff auch teurer, oder nicht?
Ja, das stimmt. Aber die zuvor genannten Einsparpotenziale kompensieren dies in den meisten Fällen. Und auch gestalterisch ist es oft von Vorteil, denn die Laibungen werden nicht so dick. Gerade bei kleineren Fenstern ist dies besonders wichtig.
Gibt es darüber hinaus noch Vorteile, die erwähnenswert sind? Ja, das Material lässt sich besser schneiden und schleifen. Ich brauche in den meisten Fällen keine Brandschutzstreifen aus Mineralwolle. Ein Material für die gesamte Fassade bringt auch logistische Vorteile. Der wichtigste Vorteil ist aber, dass die graue Dämmplatte wie ein massiver Stein wirkt und somit beim Bauherren keine Aversionen auslöst, wie dies bei der weißen Dämmplatte der Fall ist. Rundherum lässt sich das Material exakter verarbeiten. Ich habe hierzu eine nette Anekdote: Neulich rief mich ein Bauherr an und fragte mich, was der Grund dafür sei, dass man nach dem Armieren alle Stöße sieht. Ich war zuerst erschrocken und habe mir die Fassade angesehen. Dabei habe ich festgestellt, dass bisher nur die Platten geklebt waren. Soviel zum Thema exakte Verlegung.
Gibt es bei soviel Positivem auch Negatives? Eigentlich nein. Man muss darauf achten, dass man die Süd- und Westseiten in den Morgenstunden klebt und nicht gegen Feierabend. Gerade die Westseite heizt sich bei tiefer stehender Sonne besonders auf. Wenn sich dann nach Sonnenuntergang die Atmosphäre stark abkühlt, kann es zum Schwinden der Dämmplatten kommen. Hat der Kleber aufgrund des frühen Verlegens aber schon abgebunden, passiert nichts. Ist es noch frisch hingegen, kann sich hier und da schon mal eine Platte lösen. Meine Mitarbeiter wissen um diese Eigenschaft und haben das Thema im Griff.
Werden wir in Zukunft mehr graue Fassaden haben? Graue Fassaden nicht unbedingt. Aber graues Styropor auf jeden Fall. Bis in fünf Jahren werden wir – wenn nicht aus Brandschutzgründen Mineralwolle gefordert wird – nur noch graues EPS, sprich NeoWall, verarbeiten bzw. der Anteil wird stark zunehmen.
Was macht Sie so sicher? Zum einen verlangen immer mehr ausschreibende Stellen den besseren Lambdawert. Zum anderen werden auch meine Kollegen die Vorteile erkennen, die das graue EPS bietet. Und drittens macht es keinen Sinn, mehr Rohstoffe einzusetzen als nötig.
Können Sie diesen Aspekt des Rohstoffverbrauchs etwas näher erläutern? Ich bin von NeoWall begeistert. Weil bei gleichen bzw. verbesserten Dämmwerten weniger Rohstoff eingesetzt wird als bisher bei EPS. Gemeinsam mit der BASF ist es gelungen, weniger Rohstoff zu verbrauchen und dennoch die Produktleistung zu verbessern. Das Sprichwort „weniger ist mehr“ trifft hier im positiven Sinne genau den Nagel auf den Kopf. In den Herstellerangaben zum Produkt kann man dies übrigens schwarz auf weiß nachlesen.
Herzlichen Dank für das Gespräch.

kompakt
Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) werden immer gefragter. Der Maler muss seinen Kunden allerdings zeigen, welchen Nutzen der Bauherr vom WDVS hat. Nach vier bis sieben Jahren amortisieren sich die Kosten. Danach beginnt die eigentliche Sparphase.
Treffert Bautenschutz GmbH
Gordon Trautmann
Tel.: (06023)5040-0/Fax: 32524
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