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Restaurierung historischer Putzmörtel

Restaurierung historischer Putzmörtel
Putzmörtel der alten Schule

Restaurierung historischer Putzmörtel: Nach und nach erfolgte in den letzten 30 Jahren die Instandsetzung und Restaurierung einer Kirche. Die Fassadengestaltung, die Putzstruktur und die Farbgebung wurden analog zum Aussehen im frühen 18. Jahrhundert ausgeführt. Bei der Restaurierung kam es auch auf den historisch richtigen Putzmörtel an.

Autoren: Dipl.-Ing. Constance Brade/Nico Fach | Fotos: Napoleone Photographie & Artdesign/Baumit

Die Dorfkirche Stünzhain wurde – wie man der „Kirchen-Galerie“ des Herzogtums Sachsen-Altenburg entnehmen kann – im Jahre 1585 an Stelle einer abgebrannten Kirche neu erbaut. Noch heute kann man am Mauerwerk erkennen, wie der ursprünglich kleine Kirchenbau im Laufe der folgenden Jahrhunderte in verschiedenen Bauphasen umgebaut und erweitert wurde.

Restaurierung historischer Putzmörtel

Analog zum Putzbild im Bestand wurde bei der Sanierung der Fassade dem Wand- und Mauerwerksverlauf folgend geputzt. Es entstanden rustikale, lebendige Putzstrukturen je nach Lichteinfall und Blickwinkel mit verschiedenen Tiefenwirkungen. Der als grobkörniger Grundputz aufgetragene Kalkputz diente dabei als griffiger Untergrund für den nach Befund nachgestellten historischen Spritzputz. Als Kontrast fungieren dazu die glatt geputzten Fensterfaschen sowie die klare Trennungslinie zwischen Turm und Kirchenschiff – die gleichzeitig als Dehnfuge angelegt ist. Durch diese Materialkombination erhielt der Kirchenbau seinen typischen Charakter.

Die ursprüngliche Zusammensetzung des Altputzbestandes, die sich im Laufe von Jahrzehnten als Folge von Witterungs- und Umwelteinflüssen veränderte, wurde mit der restauratorischen Befunduntersuchung dokumentiert. Es ist allen Beteiligten einer solchen Sanierung bewusst, dass die Mörteleigenschaften, die wir heute feststellen können nicht mehr identisch mit den Eigenschaften des Mörtels aus der Zeit seiner Herstellung sind. Die vom Handwerksmeister damals eingesetzten Mörtelzusätze sind heute nur schwer nachweisbar. Bei gut erhaltenen alten Mörteln kann aber vom Einsatz solcher Zusätze ausgegangen werden. Da man in der Vergangenheit überwiegend auf örtlich verfügbare Rohstoffe zurückgegriffen hat, sind die Putzmörtel in ihrer Zusammensetzung und auch deren Gestaltungstechniken sehr stark regional geprägt. Dennoch finden sich viele verbindende Elemente, die heute bei Analyse und Nachstellung hilfreich sind.

Typische regionale Merkmale

Die Anforderungen und Zielstellungen der Denkmalpflege berücksichtigen für die Materialauswahl und die Gestaltung bei der Restaurierung, Renovierung und Rekonstruktion von Baudenkmälern sowie der Sanierung besonders erhaltenswerter historischer Objekte sowohl die Aspekte der Geschichte des Gebäudes als auch typische regionale Merkmale von den Rohstoffen bis zur Handwerkstechnik.

Auf der Basis dieser sehr speziellen Anforderungen sind spezielle Produkte mit jeweils angepassten Korn- und Bindemittel-Zusammensetzungen zu konzipieren. Gleichzeitig muss dem Zustand des Bauwerkes und den Nutzungsanforderungen Rechnung getragen werden. Die vorhandene Salz- und Feuchtebelastung sowie Schädigung durch Alterungs-, Umwelt- und Nutzungseinflüsse sind zu beachten und erfordern bei der Neukonzipierung ausreichend Berücksichtigung. Daher kann das erzielte Laborergebnis durchaus in einem gewissen Rahmen von später konzipierten Mörteln abweichen. Die Nachstellung – unabhängig davon, ob es sich um Mauer-, Fugen- oder Putzmörtel handelt – muss dann sowohl den denkmalpflegerischen als auch den technischen Anforderungen am Objekt und auch den wirtschaftlichen Aspekten innerhalb der Sanierungsmaßnahme gerecht werden.

Verarbeitung mit moderner Technik

Aus denkmalpflegerischer Sicht soll der neue Putzmörtel möglichst dem bauzeitlichen Befund entsprechen. Als Materialhersteller muss die Herstellung in den Anlagen möglich sein. Aus planerischer Sicht sind sowohl die vorhandenen Bauwerksschäden zu beherrschen als auch die gültigen normativen Vorgaben einzuhalten. Aus handwerklicher Sicht soll die Verarbeitung auch unter Einsatz moderner Technik möglich sein. Und zuletzt wünscht sich der Bauherr, dass der zur Verfügung stehende Kostenrahmen nicht überschritten wird und die Maßnahme entsprechend dauerhaft ist. Daher ist vor Beginn der Nachstellung und Mörtelentwicklung mit allen Beteiligten gemeinsam zu klären, welche Putzstruktur (z. B. bei unterschiedlichen Befunden) und welche Bindemittel zur Anwendung kommen dürfen und sollen. Gleichzeitig ist der wirtschaftliche Rahmen zu bewerten und evtl. daraus resultierende Abweichungen vom Befund durch den Einsatz moderner, maschinell verarbeitbarer Putzmörtel zu erlauben.


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