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Farbe ist Trumpf

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Farbe ist Trumpf

Die Zeiten, in denen Farbe verpönt war, scheinen endlich vorbei zu sein. Statt dessen zeichnet sich ein neuer Mut zur Farbe ab – diesen Eindruck vermitteln zumindest die Siegerobjekte beim Gori-Objektwettbewerb 2006.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Das Image des Malers in der Öffentlichkeit ist denkbar schlecht. Häufig werden Maler als reine Anstreicher degradiert, die von Gestaltung keine Ahnung haben und nur nach den Vorgaben des Architekten Farbe und Putz an die Wand bringen. Dass Maler aber viel mehr können, wie etwa durch die richtige Farbauswahl und das entsprechende technische Know-how triste Gebäude in wahre Schmuckstücke zu verwandeln, das demonstrierten die Einreichungen zum Gori-Objektwettbewerb 2006, der vom Farbenhersteller Dyrup bereits zum vierten Mal ausgeschrieben war, eindrucksvoll. Und noch etwas fiel bei diesem Wettbewerb auf: der Maler hat sich vom Architekten die Farbe nicht nehmen lassen. Statt langweiligem Weiß sind immer öfter kräftige Farben anzutreffen – und das nicht nur in Form von einzelnen Wandscheiben. Der neue Mut zur Farbe wurde von der Jury mit Preisen und Anerkennungen belohnt.
Fassadengestaltung
Sehr viel Mut zur Farbe hatte die Malervereinigung Graz bewiesen und die triste graue Fassade eines denkmalgeschützten Gebäudes in ein dunkles Rot getaucht. Zusammen mit der Bürstenschlag-Struktur lässt die bordeauxrote Lasur das Gebäude beinahe italienisch anmuten. Die Fassadenprofile, die von den österreichischen Malern teilweise rekonstruiert werden mussten, bilden durch ihre hellgraue Farbe einen gelungenen Kontrast zur intensiv farbigen Fassadenfläche. Für die ansprechende Farbgestaltung sowie die perfekte handwerkliche Ausführung wurde der Malervereinigung Graz von der Jury der erste Preis in der Kategorie „Fassadengestaltung“ verliehen.
Auch ein Fachwerkgebäude in Celle erfuhr durch eine neue farbliche Gestaltung eine Aufwertung. Der Fachbetrieb Maler Schröder hatte für die Putzflächen einen helleren und damit freundlicheren Farbton als den vorhandenen gewählt. Auf den jetzt sandfarbenen Putzflächen hebt sich das dunkelbraune Gebälk kontrastreich ab. Den Blickfang bilden jedoch die Holzreliefs, die das Gebälk reichlich zieren. Sie wurden von den Profis durch sattes Ocker, dunkles Rot, intensives Blau und helles Grau betont. Auch dieses Objekt überzeugte die Jury nicht nur auf Grund der Farbgestaltung, sondern auch wegen der perfekten handwerklichen Ausführung. Die ausführende Malerfirma konnte sich über den zweiten Preis in der Kate- gorie „Fassadengestaltung“ freuen.
Mit der Renovierung einer Holzschindelfassade an einem Gebäude von 1815 bewarb sich der Malerbetrieb Adolf Hörvarth aus Wald am Arlberg in Österreich am Wettbewerb – und landete prompt auf Platz 3 in der Kategorie „Fassadengestaltung“. Die Holzschindeln erhielten ein helles Orange, das sehr gut mit dem Weiß und dem hellen Grau an Fenstern und Dachvorsprung harmoniert. Den wuchtigen Balkon gestaltete der Malerbetrieb zweifarbig. Während Stützen und Zierelemente in sattem Rot gefasst sind, tragen die Verbretterungen das helle Orange der Holzschindeln. Dadurch konnte dem Balkon etwas von seiner Schwere genommen werden.
Ein Wohnhaus mit angrenzendem Nutzgebäude wurde vom Malerbetrieb Rainer Küpper aus Pocking bei Passau renoviert. Durch unterschiedliche Farben wurden die einzelnen Gebäudeelemente akzentuiert. Während die Putzflächen hell gehalten wurden, erhielt die Holzverschalung ein dunkles Grün. Das Gebälk, das Putz und Holzverschalung trennt, sollte seinen natürlichen Holzfarbton behalten. Mithilfe der Aufhelltechnik – Holzlasur auf deckendem Anstrich – konnten Verwitterungsspuren und Farbunterschiede egalisiert werden. Die Jury sprach für diese gelungene Fassadengestaltung eine Anerkennung aus.
Weitere Anerkennungen gingen an den Malerbetrieb Jürgen Hefel aus dem österreichischen Lauterach und an das Planungsbüro Reineking aus Stoffeln in Bayern. Beide hatten Mut bei der Beschichtung von Holzfassaden bewiesen. Der österreichische Malerbetrieb hatte dem Gebäude einer Sportanlage ein dunkles Oxidrot verliehen. Diese Farbgebung gliedert das ansonsten nicht besonders attraktive, weil zweckmäßig gebaute, Gebäude harmonisch in die Landschaft ein, ohne es wie einen Fremdkörper wirken zu lassen. Das Gebäude des Planungsbüros Reineking erhielt eine Stabholzfassade. Doch diese sollte nicht, wie meist üblich, unbeschichtet bleiben. Statt dessen entschieden sich die Planer für ein helles Grau.
Kreative Details
Wie sich aus einem kleinen, dunklen Flur mit vielen Türen ein einladender, heller Eingangsbereich machen lässt, bewies die Firma Kurt von Ow aus Freiburg. Sie entschied sich bei der Wandgestaltung für eine Illusionsmalerei. Den Meerblick mit Balustrade und Pfau sucht man hier aber vergebens. Statt dessen bemalte der Freiberger Malerbetrieb die Wände mit metallisch wirkenden Stangen, an denen Fahnen befestigt zu sein scheinen. Dadurch wird der Anschein erweckt, dass sich der Raum hinter den gemalten Stoffstücken fortsetzt. Doch nicht nur die außergewöhnliche Idee, auch die harmonische Farbauswahl und die perfekte Ausführung der Malerei belohnte die Jury mit dem ersten Preis in der Kategorie „Kreative Details“.
Sehr viel Kreativität bewies auch die Firma Farben Volz aus Möhrendorf mit ihrem Beitrag für eine Kunstausstellung anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Orangerie im Schlossgarten von Erlangen. Bei dem Kunstobjekt handelt es sich um ein Fenster, das den Originalfenstern der Orangerie in Form und Farbgebung nachempfunden ist. Den eigentlichen Blickfang bilden jedoch die „Glasflächen“. Die Firma Farben Volz schloss getrocknete Orangenscheiben in transparentes Gießharz ein. Die so entstandenen „Fensterscheiben“ wurden in die Fensterrahmen eingesetzt. Weil man ein Kunstobjekt für eine Orangerie kaum passender hätte auswählen können, wurde an die Firma Farben Volz der zweite Preis in der Kategorie „Kreative Details“ vergeben.
Für die Gestaltung von Wand- und Deckenflächen in Bädern und Wellness-Bereichen sind klassische Illusionsmalereien sehr beliebt. Für zwei perfekt ausgeführte Trompe l´œil-Malereien vergab die Jury beim Objektwettbewerb 2006 Anerkennungen. Die Firma Martin Hainz aus dem bayerischen Holzkirchen hatte einen Wellness-Raum ausgemalt. Neben den Landschaftsbildern beeindrucken hier vor allem die Putzflächen mit ihren vorgetäuschten Abplatzungen, die das (ebenfalls gemalte) Mauerwerk durchblicken lassen. Der Malerbetrieb Martin Trageser aus Rottendorf bei Würzburg hatte bei der Gestaltung eines privaten Badezimmers sein Geschick für die Illusionsmalerei bewiesen. Die bewusst abgebrochenen Wandfliesen wurden in die Malerei integriert, wodurch die Illusion noch verstärkt wird. Eine weitere Anerkennung ging an Ralf Edelmann aus Wien. Bereits in einem früheren Wettbewerb hatte die Jury seine Skulpturen, die mit der Kettensäge aus massiven Baumstämmen herausgearbeitet und anschließend farbig gestaltet werden, mit einem Preis belohnt. Und auch in diesem Jahr konnte sie dem Charme der neuen Plastiken nicht widerstehen.
Junge Talente
Henning Seidel aus Sehnde bei Hannover bekam den Anerkennungspreis in der neu eingeführten Kategorie „Junge Talente“, die die Arbeiten von Schülern berücksichtigt. Der Meisterschüler der Fachschule für Farb- und Lacktechnik Hildesheim reichte zur Bewertung seine Vorbereitungsarbeit zur Meisterprüfung ein. Er hatte eine Oberflächentechnik entwickelt, die sich z.B. für die Gestaltung von Schranktüren eignen könnte. Henning Seidel trug dazu verschiedenfarbige Lasuren in Klecksen auf den Untergrund auf. Dann übte er durch Auflegen einer Platte gleichmäßig Druck auf die Oberfläche aus, wodurch die Farbkleckse ineinander flossen.

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Weitere Informationen zum Wettbewerb und zu den Gewinner-Objekten erhalten Sie bei
Dyrup Tel.: (02166) 96-46/Fax: -4700
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