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Natürlich schick

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Natürlich schick

In den letzten Jahren haben sich die Vorlieben bei der Holzfarbigkeit von den jahrzehntelang favorisierten klassischen (braunen) Holzfarbtönen zu vergrauten Farbtönen hin verschoben. Die Lasurenhersteller haben mit verschiedenen Produkten darauf reagiert. Einige davon haben wir uns genauer angesehen.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Das Bauen mit Holz und insbesondere die Holzfassade hat in den letzten 20 Jahren an Bedeutung gewonnen. Nicht nur Einfamilienhäuser werden mit Holzfassade oder gar ganz aus Holz gebaut, sondern inzwischen auch viele Gewerbeimmobilien. Grund für die stetige Zunahme ist nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke, sondern auch die moderne Architektur mit ihren oft klaren, geradlinigen und kubischen Formen. Diese lässt sich mit Holzoberflächen besonders gut in Szene setzen. „Allerdings sind hier die klassischen Holzfarbtöne wie Eiche, Kiefer, Nussbaum oder Palisander nicht mehr gewünscht, sondern dezent silbrig schimmernde Grautöne, welche die Architektur anmutig leicht und zurückhaltend betonen“, gibt Bernhard Linck, Caparol Technik Lacke & Lasuren, zu bedenken. Natürlich hat sich dieser Geschmackswandel nicht von einem Tag auf den anderen vollzogen. Bernhard Linck erinnert sich: „Aufgefallen ist dieser Trend zuerst unserer österreichischen Schwesterfirma Synthesa, die traditionell sehr viel mit der Fertighausindustrie zusammenarbeitet.“

In den Laboren von Synthesa wurde deshalb entwickelt, geforscht, getestet und experimentiert. „So entstanden in der Entwicklungsabteilung von Synthesa Capadur GreyWood und Capadur SilverStyle, aber auch Capadur TwinProof, eine transparente Lasur“, erzählt Linck. Die Übernahme in das Caparol-Sortiment war dann ein logischer Schritt. „Heute sind diese wasserverdünnbaren Lasuren fester Bestandteil unseres Lasurensortiments und aus diesem nicht mehr wegzudenken“, resümiert der Techniker.

Nobles Understatement

Holzoberflächen mit raffinierter Metallic-Beschichtung verspricht SilverStyle. „Capadur SilverStyle ist eine wasserverdünnbare Lasur mit Silberbronzepigmenten, die sich mit der ColorExpress-Abtöntechnologie beim Fachhandel in Grau, jedoch auch in beliebigen metallisch schimmernden Farbtönen herstellen lässt. Damit sind ebenso dezente Grau-Silber-Töne herstellbar wie auch modern farbige Akzente“, berichtet Bernhard Linck. Dabei wirkt die Beschichtung aber nicht etwa flippig oder gar kitschig, sondern strahlt vielmehr eine dezente Noblesse aus. Linck erklärt, woran das liegt: „Die Holzoberfläche als solche bleibt immer noch erkennbar und wird sogar betont.“ Metallic-Optik und Natürlichkeit stellen also keinen Gegensatz dar? „Ganz im Gegenteil“, findet Bernhard Linck und erklärt, warum: „Durch die Möglichkeit, Holzoberflächen mit farbigen Metallic-Lasuren zu gestalten, erschließt sich für den doch vielfach als sehr traditionell angesehenen ‚Öko‘-Baustoff eine zusätzliche Anwendungsbreite.“ SilverStyle ist also für die etwas extravagantere Gestaltung geeignet. „Wem Kiefer, Eiche, Nussbaum zu miefig ist, dem gefällt garantiert Capadur SilverStyle“, schmunzelt Linck und liefert gleich konkrete Beispiele: „Dabei denke ich zum Beispiel an einen Händler von Classic-Cars, der eine Werkstatt und einen Verkaufsraum erworben hatte, dessen nussbaumfarbene Holzfassade so gar nicht zu seinem Geschäftsthema passte. Silbrig schimmernde Lasurfarbtöne setzen das Gebäude nun fantastisch in Szene. Ein toller Background für einen Jaguar E-Type oder einen MB 280 SL.“ Gerade bei der Gestaltung von Gewerbeobjekten ist auch die Tatsache, dass die Lasur innen wie außen verwendet werden kann, interessant.

Grau in allen Facetten

Aktuell ist die natürliche Vergrauung sehr beliebt. Die Nachstellung des natürlichen Vergrauungsprozesses ist jedoch alles andere als einfach. Gängige Pigmentierungen liefern deshalb auch keine befriedigenden Ergebnisse, wenn es darum geht, die unterschiedlichen und lebendig wirkenden Effekte von natürlich vergrautem Holz zu kopieren, die in der Natur von der Sonneneinstrahlung erzeugt werden. Um diese Lebhaftigkeit der Holzoberfläche bei gleichzeitig absolut natürlicher Ausstrahlung möglichst exakt zu erreichen, nutzt Caparol für die Lasur „GreyWood“ spezielle Effektpigmente. Diese besitzt einen silbergrauen Farbton mit unterschiedlichen Farbtonrichtungen: Grau, Graublau, Graugelb, Graurot und Graugrün.

„Auch diese Lasur ist selbstverständlich wasserverdünnbar. Sie ist ebenfalls mit Silberbronze veredelt und in abgestuften Grautönen von warm bräunlichem bis bläulich kühlem Grau über ColorExpress abtönbar. Da ist für jede Holzarchitektur etwas dabei. Die Anmutung ist im Gegensatz zu Capadur SilverStyle dezent zurückhaltend“, beschreibt Bernhard Linck das Produkt. Von dem Produktmanager möchten wir wissen, wodurch bei GreyWood so natürlich anmutende Grautöne erzielt werden bzw. worin sich die Pigmente von herkömmlichen Pigmenten unterscheiden. „Es werden Silberbronzepigmente für eine silbrig schimmernde Oberfläche verwendet, wie bei einem Metallic-Lack. Jedoch sehr feinteilig, damit die Anmutung der Oberfläche nur dezent unterstützt wird. Die überwiegende Pigmentierung besteht aus feinteilig polygonalen mineralischen Pigmenten“, erfahren wir. Die Anwendungsgebiete der dezent schimmernden grauen Lasuren sind entsprechend groß. Bernhard Linck: „GreyWood bietet sich für jede Art von Holzoberflächen und Architekturstilen im Außenbereich an. Sowohl für die klassische Holzfassade, aber besonders eben für moderne Holzarchitektur. Vom Gartenzaun über Fenster, Tore, ja sogar Fachwerk ist alles möglich, also von maßhaltig bis nicht maßhaltig.“ Anders als SilverStyle ist GreyWood jedoch nicht für den Innenbereich geeignet. „GreyWood ist mit einem Filmschutz gegen Schimmelpilzbefall ausgerüstet und daher besonders für die Holzfassade und ausschließlich für den Außenbereich geeignet“, erklärt der Produktmanager.

Auswirkungen des Metallic-Effekts

Egal, ob man sich für das dezente GreyWood oder aber das etwas extravagantere SilverStyle entscheidet, beide Lasuren enthalten Silberbronzepigmente. Wie wirken sich diese auf die Verarbeitung aus? „Im Gegensatz zu einem Metallic-Lack muss nicht gespritzt werden“, beruhigt Bernhard Linck und ergänzt: „Das wäre bei GreyWood aufgrund des enthaltenen Filmschutzes auch nicht statthaft. Es sei denn, es geschieht in einer geschlossenen Anlage mit entsprechender Absaug- und Filtertechnik.“ Statt dessen würden die Lasuren ganz unspektakulär auf das Holz gebracht: „Verarbeitet wird mit für wasserverdünnbare Lasuren geeigneten Streichbürsten und Pinsel. Auch der Auftrag mit der Rolle ist möglich mit nachfolgendem Verschlichten mit Bürste oder Pinsel.“

Doch Metallic-Pigmente können noch mehr, als nur zu einer attraktiven Optik beitragen: Sie reflektieren das Licht. Von Bernhard Linck möchten wir wissen, wie sich diese Tatsache auf die Haltbarkeit auswirkt. „GreyWood und SilverStyle stellen hinsichtlich der UV-Beständigkeit des Filmes und für das Holz derzeit das Optimum des möglichen UV-Schutzes dar. Mehr geht nicht. Dreifacher Schutz durch UV-Schutzadditive, polygonale mineralische Pigmente und Silberbronze“, fasst er zusammen.

Künstlich vergraut

Mithilfe der grauen Lasuren kann der Prozess der Holzvergrauung vorweggenommen bzw. die weniger schönen Phasen, in denen manche Stellen bereits grau abgewittert, andere noch im frischen Holzton erstrahlen, kaschiert werden. Sind die grauen Lasuren also in erster Linie Produkte, die in der Übergangsphase zum Einsatz kommen? „Es ist grundsätzlich möglich, eine neue nicht maßhaltige Holzfassade zunächst mit Capadur GreyWood zu behandeln und diese Fassade dann ,sich selbst zu überlassen‘, also in den kommenden Jahren nicht mehr zu behandeln“, erklärt Bernhard Linck. „In der Folge wird die graue Lasur allmählich abwittern und die Fassade dann in das natürliche Grau einer ungeschützt bewitterten Oberfläche übergehen. Vorteil ist dann, dass eine gleichmäßigere Farbgebung vorhanden ist, da auch die Bereiche an Dachüberständen von vornherein einen grauen Farbton haben und sich nicht über viele Jahre deutlich heller abheben.“ Das klingt vielversprechend, entspricht aber leider nicht der Realität, wie der Produktmanager weiß: „So die Theorie. In der Praxis ist das in Deutschland überwiegend maritime Klima dafür leider zu feucht. Die ‚naturbelassenen‘ Fassaden werden dadurch eben nicht schön silbergrau, wie gewünscht, sondern eher schwarz. Das liegt daran, dass sich eher früher als später zur grauen Holzfaser auch immer Bläuepilze dazugesellen. Wir haben nun mal in Deutschland für die silbergraue Fassade nur an wenigen Stellen das dafür benötigte trockene Klima wie in Hochgebirgslagen.“

Aus diesem Grund konnte sich auch Capadur GreyExpress, quasi ein Vergrauungsbeschleuniger, auf dem deutschen Markt nicht durchsetzen. „Dabei handelt es sich um eine zweikomponentige Imprägnierflüssigkeit, die einen Oxidationsprozess mit der Luftfeuchtigkeit an der Holzoberfläche bewirkt. Das Ergebnis ist eine braungraue Fassadenoberfläche, deren Entstehung nicht von der Sonneneinstrahlung abhängig ist und somit auch unterhalb der Dachüberstände einsetzt“, beschreibt Bernhard Linck das Produkt und fügt etwas wehmütig hinzu: „Interessante Sache – wie wir damals dachten –, aber der deutsche Markt will es nicht.“ Im Caparol-Sortiment ist GreyExpress deshalb nicht mehr zu finden: „GreyExpress haben wir schon vor vier Jahren aus dem Sortiment genommen. Die Nachfrage war zu gering. Das Thema ‚naturbelassene‘ oder unbeschichtete Holzfassade steht heute, zumindest in Deutschland, nicht mehr im Fokus. Zu sehr weicht die tatsächliche Optik von dem ab, was Prospekte der Bauindustrie darstellten oder was sich der Architekt vor seinem inneren Auge vorgestellt hat. Da setzt man dann doch lieber auf die, wenn auch idealisierte Welt der natürlich inspirierten Lasuren“, erzählt Linck. Das `natürliche´ Grau wird also vorzugsweise künstlich erzeugt mithilfe von Lasuranstrichen, die das Holz vor den unerwünschten Nebeneffekten bewahren. Wem diese „Kosmetik“ nicht authentisch genug ist, für den ist der Traum von der rasanten Vergrauung mithilfe von GreyExpress aber noch nicht ganz ausgeträumt. „Wer dieses Produkt dennoch haben möchte, kann es noch bei unserer österreichischen Schwesterfirma Synthesa unter dem Namen GreyExpress beziehen“, verrät Linck, erinnert aber noch einmal: „GreyExpress bewirkt nur eine Verfärbung der Holzfasern an der Holzoberfläche. Also keinen Feuchteschutz.“

Den natürlichen Holzton erhalten

Trotz der vorherrschenden Grau-Vorliebe, der natürliche (braune) Holzfarbton bleibt ebenfalls gefragt. Es gibt Gebäude, an denen eben diese Farbigkeit des frischen Holzes die Optik prägt. Doch ist es überhaupt möglich, diese Holzfarbigkeit über Jahre hinweg zu erhalten? Bei Caparol will man mit TwinProof dafür eine Lösung gefunden haben. Bevor man sich mit der Wirkweise dieser Beschichtung befasst, sollte man einen Blick auf den Mechanismus für die Vergrauung einer Holzoberfläche werfen. Bernhard Linck fasst zusammen: „Lignin wird durch UV-Strahlung an der Holzoberfläche zerstört. Das ist noch nicht sichtbar. Erst wenn das zersetzte Lignin durch Niederschlagswasser ausgewaschen wird, wird die Holzoberfläche weiß, weil die ungebundene Holzfaser zunächst weiß ist. Durch Staub und sonstigen Schmutz in der Atmosphäre wird die Oberfläche dann sehr schnell grau. Dann kommt noch punktuell Bläuepilz dazu, der irgendwann flächig zusammenwächst und fertig ist die ‚naturbelassene‘ Fassade. Ob es gefällt oder nicht.“ Eine farblose Schutzbeschichtung, die den Vergrauungsprozess verhindern will, muss also mehrere Funktionen erfüllen. „Capadur TwinProof schützt zunächst durch die Kombination aus UV-Schutzadditiven und mikronisiertem TiO2, deshalb ‚Twin‘, also Zweifachschutz. Da so etwas nicht zu 100 Prozent gelingen kann, ist ein funktionierender Feuchteschutz, also der Schutz vor Regenwasser, ebenso wichtig“, erklärt Linck. Zusätzlich ist die Beschichtung mit einem Filmkonservierungsmittel gegen Pilzbefall ausgerüstet, weshalb sie ausschließlich für den Außenbereich geeignet ist.

Von Bernhard Linck möchten wir wissen, in welchen Abständen die Beschichtung aufgefrischt werden muss, damit das Holz seine ursprüngliche Farbigkeit behält. „Die Länge der Pflegeintervalle hängt zum Beispiel bei einer Holzfassade u. a. von der Himmelsrichtung, den konstruktiven Gegebenheiten und der Oberflächenqualität des Holzes ab. Der Intervall kann im Extremfall nur vier Jahre betragen, im günstigsten Fall acht bis zehn Jahre“, fasst der Produktmanager allgemein zusammen und empfiehlt ein Hilfsmittel aus dem Hause Caparol: „Eine gute Orientierung kann man sich mit dem Capadur Holz-Chronographen verschaffen. Dieses Informations- und Beratungstool wurde zusammen mit der Holzforschung Austria entwickelt und dient der Prognose und Planung von Pflege- bzw. Renovierungsintervallen.“ (Mehr zum Holz-Chronographen finden Sie hier: https://bit.ly/3CtzmHM.) Mit Blick auf das Spezialprodukt TwinProof mahnt Bernhard Linck jedoch zu besonderer Vorsicht: „Bei transparenten Lasuren ist die rechtzeitige Pflege allerdings von besonderer Bedeutung, da Vergrauung und Bläue hier deutlich sichtbar werden und deren Behebung aufwendig ist. Wenn das helle, transparente Erscheinungsbild erhalten bleiben soll, ist der richtige Zeitpunkt besonders entscheidend. Hier darf der Kunde nicht allein gelassen werden. Er weiß zwar, dass die Fassade gepflegt werden muss, aber nicht wann.“ Ein Wartungsvertrag, der eine Inspektion der Fassade in regelmäßigen Abständen und gegebenenfalls den rechtzeitigen Auffrischungsanstrich umfasst, ist hier quasi unverzichtbar. Denn ist es erst zu grauen Stellen gekommen, wird die Auffrischungsbeschichtung deutlich aufwendiger. Linck erklärt, was dann zu tun ist: „Schleifen bis auf die unbelastete Holzoberfläche und/oder bleichen mit z. B. Oxalsäure. Alles ziemlich aufwendig, deshalb ist es besser, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.“

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