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Trockengelegt

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Trockengelegt

Mit Mauerwerksinjektion, nachträglicher Abdichtung und Sanierputzsystemen lassen sich feuchte Mauern dauerhaft sanieren. Grundlage für eine erfolgreiche Schadensbehebung sind sorgfältige Planung und fachgerechte Ausführung.

Thomas Hör, Produktmanager Fassade, Sto

Schäden durch aufsteigende Feuchtigkeit sind oft deshalb so groß, weil sie zwar erkannt, aber unterschätzt oder falsch bekämpft werden. Schadhafte Bauwerke gibt es viele. Das Auftragsfeld für Trockenlegung ist groß, denn bestehende Gebäude werden wieder intensiver genutzt, Keller beispielsweise als Büro- oder Sozialräume, für die EDV-Zentrale oder als Archiv. Gerade diese Gebäudeteile sind aber häufig feuchte- und salzbelastet. Zudem zwingt die zunehmende Bebauungsdichte, auch auf feuchten Grundstücken zu bauen. Mit sorgfältiger Planung und fachgerechter Ausführung lassen sich auch unter diesen Randbedingungen dauerhaft trockene Bauwerke (wieder) errichten. Zunächst ist die Gesamtsituation mit Blick auf die Feuchteschäden zu beurteilen. Bei vielen älteren Gebäuden fehlt die horizontale und/oder vertikale Abdichtung, wie sie heute nach DIN 18 195 vorgeschrieben ist. Auch bei neueren Gebäuden sind Teilflächen oft fehlerhaft oder nicht mehr wirksam. Diese Start-Analyse dient dazu, das richtige Abdichtungskonzept zu entwickeln, ggf. gemeinsam mit einem Gutachter, der die komplexen Schadensursachen und Wirkungszusammenhänge kennt: Sorgfältige Planung spart immer Zeit und Geld!
Die Planungsschritte bei der Mauerwerkstrockenlegung:
Phase 1: Analyse
Ortsbegehung und Aufnahme der Daten: Schadensbild – Objektdaten – Nutzungsdaten
Phase 2: Konzeption der Abdichtung
Trockenlegung von außen oder von innen? Wahl der geeigneten Abdichtung (horizontal und/oder vertikal)
Phase 3: Planung flankierender
Maßnahmen
Drainage – Abdichtungsschutz – Sanierputzsystem
Trockenlegungs-Systeme
1. Nachträgliche Horizontalsperre durch Injektion mit Siliconmikro-emulsion (SMK-Technologie)
Eine Hauptursache für Mauerwerksschäden ist die kapillar aufsteigende Feuchte. Horizontalsperren schalten sie zuverlässig aus – ob nun mechanische, elektrophysikalische oder Injektionsverfahren gewählt werden. Injektionen kommen seit rund 50 Jahren in drei Verfahrensarten zum Einsatz:
  • drucklose Injektion
  • Druckinjektion
  • Mehrstufeninjektion
Ziel ist generell, eine durchgängige kapillar brechende Schicht zu schaffen. Zu den innovativen, neueren Verfahren zählt die drucklose Injektion mit Siliconmikroemulsion (SMK-Technologie). Hier hydrophobiert der Wirkstoff die Wandungen des Kapillarsystems. So entsteht eine nicht benetzbare Schicht ohne Kapillarität. Anders ausgedrückt: Durch spezielle Silicone entsteht ein selbstemulgierender, sehr feinteiliger Wirkstoff. Er dringt so schnell und tief in den Baustoff ein und hydrophobiert diesen im Mauerquerschnitt.
Zugleich ist das Konzentrat wasserverdünnbar und salzfrei. Darum eignet sich das Verfahren auch bei hohem Durchfeuchtungsgrad; eine besondere Vorbehandlung (z.B. Aufheizen) des Mauerwerks ist nicht erforderlich.
Die Vorbereitung zur Injektion zeigt das Beispiel Impulsverfahren. Dabei werden perforierte Injektionsrohre aus Kunststoff in die Bohrlöcher gesetzt. Der Schlauchanschluss erfolgt über einen speziellen Packer mit Rückschlagventil. Das Impulsgerät sorgt für die optimale Verteilung des Wirkstoffes – z. B. eine halbe Sekunde Impuls (also Emulsions-Injektion) bei fünf Minuten Pause, also Einwirk-Zeit. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die notwendige Emulsions-Menge eingebracht ist – erfahrungsgemäß 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter Mauerquerschnitt. Pro Arbeitsgang können bis zu acht Meter Mauerwerk bearbeitet werden, je nach Mauerwerk innerhalb von vier bis acht Stunden.
2. Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile
Eine fehlende oder mangelhafte vertikale Abdichtung erdberührter Bauteile führt schnell zu aufsteigender Feuchtigkeit. Sobald die Wasseraufnahme des Grundmauerwerks unterbunden ist, tritt die Trocknung des schadhaften Mauerwerkes ein. Dann lassen sich die weiteren Instandsetzungen erfolgreich umsetzen.
Das WTA-Merkblatt 4–6–98/D „Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile“ gibt konkrete Planungs- und Ausführungshilfen. Als flankierende Maßnahmen kommen Perimeterdämmung, Schutz der Abdichtung sowie eine Dränung in Frage.
3. Sanierputzsystem als flankierende Maßnahme
Schadensbilder wie in Bild 1 entstehen durch Schwind- und Quellprozesse, Feuchte-/Trockenwechsel, Frost-/Tau-Wechsel oder Salze. Salze erhöhen bspw. die Gleichgewichtsfeuchte. Mit jedem Feuchte-/Trockenwechsel und jeder Zunahme der Versalzung nimmt der Schaden zu: Bildung von Hohlstellen, Absanden, Festigkeitsverlust und mechanische Zermürbung der Putze und Mörtel.
Sanierputzsysteme bewähren sich seit mehr als zwei Jahrzehnten an feuchte- und salzgeschädigtem Mauerwerk. Allerdings sollten nur WTA zertifizierte Sanierputzsysteme zum Einsatz kommen. Das WTA-Merkblatt 2–9–04/D „Sanierputzsysteme“ definiert die technischen Anforderungen. Sie bestehen aus dem Spritzbewurf und dem Sanierputz, ggf. kommen Porengrundputz und Schlussbeschichtung hinzu. Die Materialien müssen aufeinander abgestimmt sein.
Sanierputze sind keine „Sperrputze“. Sie sind besonders wasserdampfdurchlässig und begünstigen daher die Trocknung des (ggf. zuvor abgedichteten) Mauerwerks. Im Vergleich zu konventionellen Putzen ist beim Sanierputz-WTA der Kapillartransport der Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk gegenüber der Wasserdampfdiffusion gering. Dadurch ist der Salztransport reduziert, denn dieser hängt vom Kapillartransport ab. Feuchtigkeit kann nur dampfförmig an die Putzoberfläche gelangen. Bei den Sanierputzen wird diese Funktion durch die Ausbildung eines geeigneten Porensystems erreicht, verbunden mit einer inneren Hydrophobierung. So entstehen auf feuchtem Mauerwerk mit Sanierputzen trockene Oberflächen. Daneben ist es wichtig, für ein Klima zu sorgen, das die Austrocknung unterstützt, beispielsweise über gezielte manuelle oder automatisierte Lüftungskonzepte.
Deckschichten auf dem Sanierputz dürfen die Systemeigenschaften nicht beeinträchtigen. Bewährt haben sich Produkte mit einem SD-Wert von < 0,2 Meter je Schicht, z.B. silikat-gebundene Putze und Farben. Generell gilt: je diffusionsoffener das System, desto besser.
Die Grenze der Sanierputzsysteme ist erreicht, wenn Wasser mit hydrostatischem Druck wirkt. Ihr Einsatz ist also beschränkt auf kapillar transportierte, hygroskopisch hervorgerufene Feuchtigkeit.

kompakt
Mauerwerkstrockenlegung ist eine komplexe Planungs- und Beratungsaufgabe. Es gilt, das gesamte Gebäude im Auge zu behalten, denn ursächlich für viele Schadensbilder ist unzureichend beachtete Feuchtigkeit bzw. unerkannte Feuchtequellen. Nur eine sorgfältige Schadensanalyse führt zum richtigen Sanierungskonzept und nur eine fachlich gute Ausführung sorgt für den Sanierungserfolg. Gerade alte Gebäudesubstanz leidet oft unter Feuchte, gleichzeitig werden diese Liegenschaften in Deutschland wieder intensiver genutzt. Fachhandwerker können also ihr Tätigkeitsfeld mit Fachkenntnis über Abdichtungs- und Sanierputz- systeme erheblich erweitern.
Literatur:
Abdichten erdberührter Bauteile, von Hans-Axel Kabrede und Rainer Spirgatis, Fraunhofer IRB Verlag
WTA Merkblatt 4-5-99/D Beurteilung von Mauerwerk – Mauerwerksdiagnostik
WTA Merkblatt 4-4-04/D Mauerwerksinjektionen gegen kapillare Feuchtigkeit
WTA Merkblatt 2-9-04/D Sanierputzsysteme
DIN 18 195 Bauwerksabdichtung Teil 1 bis 10
WTA: Wissenschaflich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege,
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