Mitte Juli dieses Jahres sorgte Bosch für Aufsehen. Der Elektrowerkzeughersteller gab bekannt, dass er sein professionelles 18-Volt-Akkusystem für andere Hersteller geöffnet habe. Sieben Partner seien zum Start mit an Bord, verkündete Henk Becker, Vorsitzender der Geschäftsführung, damals stolz. Auch wenn die Mehrzahl der Partner aus dem Beleuchtungssektor kommen (Brennenstuhl, Sonlux, Lena Lighting, Ledlenser), darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Zumal ein für unsere Branche interessanter Player, nämlich Wagner (Beschichtungstechnik), ebenfalls mit an Bord ist. Ob die Akku-Farbspritzgeräte von Graco und Storch demnächst Konkurrenz aus Markdorf bekommen?
Ein Akku für viele
Eine solche Akku-Kooperation bietet allen Beteiligten Vorteile. Der Handwerker spart Zeit und Geld, weil er weniger Akkus und Ladegeräte benötigt, der große Hersteller etabliert sein Akku-System als Quasi-Standard und die kleineren können sich auf die Weiterentwicklung ihrer teils hoch spezialisierten Nischenprodukte konzentrieren. Dass diese Rechnung aufgeht, zeigt ein Blick auf das bereits 2018 von Metabo und ihrem Geschäftsführer, Horst W. Garbrecht, initiierte Cordless Alliance System, kurz CAS genannt. Mit Collomix (Rührgerät), Electrostar (Bausauger), Eibenstock (Filzgerät), Jöst abrasive (Bodenreinigungssystem), Steinel (Heißluftgebläse) und Rokamat (WDVS-Schleifer und sauger) sind bekannte Hersteller mit innovativen, für unsere Branche interessanten Akku-Werkzeugen dabei. Insgesamt über 180 Geräte von 17 Herstellern können mittlerweile mit den Metabo-, sprich CAS-Akkus betrieben werden.
Akkuwerkzeuge: Kampf der Systeme
Früher zählte beim Kauf eines (kabelgebundenen) Elektrowerkzeugs einzig dessen Qualität. Der Bohrhammer von Bosch, der Schwingschleifer von Festo, der Oszillierer von Fein – oder wie auch immer. Bei Akkuwerkzeugen ist das heute anders. Man bleibt im System und kauft möglichst alle Geräte von einem Hersteller. Für die bedeutet das: „Alles oder nichts“. Der Kampf um den Kunden ist voll entbrannt. Und so werfen sie immer neue, mitunter sinnbefreite Produkte auf den Markt, nur um den Kunden bei Laune zu halten. Baustellenradios und Akku-Kaffeemaschinen kommen bei dieser Strategie eine Schlüsselrolle zu. Aus Spezialisten wurden so in kurzer Zeit Generalisten; entweder indem sie, wie Metabo und Bosch, Kooperationen anboten oder aber ihr eigenes Portfolio mit rasender Geschwindigkeit erweiterten: Makita warb vor einem Jahr noch mit 230 lieferbaren 18-Volt-Geräten, heute sind es 320.
Von solchen Zahlenspielchen sollte man sich indes nicht beeindrucken lassen. Was soll ich als Maler beispielsweise mit einem Akku-Betonverdichter oder einer Akku-Erdkabelpresse? Da doch lieber auf das Wesentliche, Nützliche und Sinnvolle konzentrieren. Wo kann ich mit Akkuwerkzeugen Zeit einsparen, Arbeitsprozesse beschleunigen oder die Baustellensicherheit erhöhen?
Sicherheitsaspekte berücksichtigen
In puncto Arbeitssicherheit sind beispielsweise Akku-Baustrahler unverzichtbar. Sie leuchten, vor allem im Herbst und Winter, die Baustellen optimal aus. Durch den Verzicht aufs Kabel gibt es weniger Stolperfallen und dadurch bedingt auch weniger Unfälle.
Die Sicherheit ihrer Mitglieder hat auch die Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau) im Blick. Sie fördert beispielsweise den Erwerb von Akku-Sägen wie sie in unserer Branche häufig für den Zuschnitt von Dämmmaterial oder Bodenbelägen Verwendung finden. Die Gefahr beim Zuschneiden von Platten lasse sich durch Akku-Sägen reduzieren, so die Begründung. „Durch die Verwendung von Akku-Maschinen wird zudem eine Gefährdung durch elektrischen Strom und durch Stolpern über Kabel minimiert.“ Den Kauf einer Akku-Säbelsäge oder Akku-Kreissäge bezuschusst die BG Bau mit 50 Prozent der Anschaffungskosten, maximal 150 Euro je Maßnahme.