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Worauf es bei der maschinellen Bautrocknung ankommt

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Worauf es bei der maschinellen Bautrocknung ankommt

Maschinelle Bautrocknung: Egal ob Neubau oder Bestand – Feuchtigkeit im Bauwerk gilt es so schnell wie möglich zu beseitigen. Bei der maschinellen Bautrocknung gibt es je nach Voraussetzung verschiedene Verfahren, um das Gebäude wieder trockenzulegen.

Autor: Arndt Lubrich | Fotos: Heylo

Bei der technischen Gebäudetrocknung unterscheidet man zwei Hauptanwendungsbereiche. Zum einen ist das die Schadenbeseitigung nach einem Rohrbruch oder Feuchteschaden und zum anderen die Neubauaustrocknung. In beiden Fällen ist das Ziel ein rasches Absenken der Materialfeuchte auf ein Niveau, das keine Folgeschäden erwarten lässt.

Maschinelle Bautrocknung: Anwendungsbereiche und Verfahren

Die maschinelle Bautrocknung kennt verschiedene Aufgabenstellungen, die sich zum Teil überschneiden:

  • Neubauaustrocknung: Neubauten werden meistens bei drohendem Zeitverzug getrocknet. Kurze Bauzeiten und eine luftdichte Bauweise verhindern oft das rechtzeitige Austrocknen auf natürliche Weise. Die Bautrocknung dient der Schadenbeseitigung und Schadenvermeidung. Zudem ergibt sich eine erhebliche Energieeinsparung. Nasse Baustoffe weisen schlechte Dämmwerte auf. Ohne Neubautrocknung kann es bis zu fünf Jahre nach Baufertigstellung dauern, bis sich die geplanten u-Werte einstellen.
  • Raumtrocknung: Hierbei geht es in erster Linie um das Absenken der Luftfeuchte im Raum. Gründe können neben der erwähnten Neubaufeuchte nasse Oberflächen oder ein ungünstiges Raumklima sein. Raumtrocknungen sind beispielsweise nach Wasserschäden erforderlich.
  • Bauteiltrocknung: Wenn beispielsweise nur einzelne Wände durchfeuchtet sind, spricht man von der Bauteiltrocknung. Hierzu eignen sich besonders Wärmeplatten und Folienzelttrocknungen.
  • Schachttrocknung: Nasse Schächte müssen angebohrt und mit einer gerichteten Luftströmung versehen werden. Über Schläuche wird Luft vom Trocknungsgerät direkt vor der Schadstelle in den feuchten Schacht geführt. Hinter der Schadstelle wird die Luft abgesaugt und ins Freie geführt. Vergleicht man die absolute Luftfeuchte an der Eintrittsstelle mit der an der Austrittsstelle, erkennt der Anwender, wenn der Schacht trocken ist.
  • Dämmschichttrocknung: In bewohnten Räumen ist die Unterdrucktrocknung anzuwenden. Sogenannte Seitenkanalverdichter saugen Luft durch die nasse Isolierung anstatt sie zu drücken. Das bietet den Vorteil, dass freies Wasser nicht weiter verteilt, sondern im Wasserabscheider aufgefangen wird. Zudem vermeidet man damit die unkontrollierte Verbreitung von Schadstoffen wie künstlichen Mineralfasern (KMF) oder Schimmelsporen.
  • Deckentrocknung bei Holzbalkendecken: Bei der Trocknung von Holzbalkendecken gelten die gleichen Regeln wie bei Schacht- oder Dämmschichttrocknungen. Allerdings trifft man hier häufiger auf Material in den Einschüben, welches sich nicht oder schlecht trocknen lässt. Eine Sand- oder Schlackenschüttung sollte man ausbauen statt trocknen. Bei Gipskarton- bzw. Gipsfaserbeplankungen ist mit schwarzem Schimmel auf den Innenseiten zu rechnen. Die Demontage von befallenem Material ist oft unvermeidbar.
  • Folienzelttrocknung: Bei dieser Art der Trocknung wird eine Folie dicht über dem Bauteil abgespannt und damit das zu trocknende Volumen reduziert. Trockenluft wird per Schlauch hinter die Folie geleitet. Über einige Schnitte in der Folie kann der Druck entweichen. Die gewünschte niedrige Luftfeuchte stellt sich schneller ein und der restliche Raum lässt sich normal weiternutzen. Ein 0,2– bis 0,5-facher Luftwechsel ist hierbei ausreichend.
  • Trocknung mit IR-Wärmeplatten: Bei starken partiellen Durchfeuchtungen führt ein gezieltes Anströmen des Bauteils durch Gebläse oder Erwärmung mittels Infrarot-Wärmeplatten zu einer schnelleren Trocknung. Insbesondere bei sehr nassem Porenbeton liefern die lautlosen Wärmeplatten überzeugende Resultate. Vorsicht ist allerdings an gefliesten Wänden geboten. Hier kann das Verfahren zum Lösen der Fliesen führen.

Erfolgsfaktoren bei der maschinellen Bautrocknung

Grundsätzlich beeinflussen drei Faktoren den Erfolg einer Trocknungsmaßnahme:

  • Temperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Luftströmung

Warmes Material hat naturgemäß eine höhere Verdunstungsrate als kaltes. Zudem kann warme Luft erheblich mehr Wasserdampf aufnehmen und zum Trocknungsgerät führen als kalte Luft. Der Übergang des Wasserdampfes vom Material an die Raumluft wird durch Luftströmung deutlich verbessert. Trocknungsgeräte bei Temperaturen unter 15 °C und ohne Unterstützung von Ventilatoren zu betreiben, ist daher höchst ineffizient.

Feuchtigkeitsmessung

Bevor mit einer Trocknung begonnen werden kann, ist immer die Ursache zu ermitteln und abzustellen. Während sich der Umfang der Durchfeuchtung leicht mit elektronischen Messverfahren eingrenzen lässt, ist der Grad der Durchfeuchtung etwas schwieriger zu bestimmen. Elektronische Verfahren unterscheiden bei hohen Durchfeuchtungsgraden leider nicht sehr präzise und zeigen früh den „Vollausschlag“ an. Der Anwender wundert sich nach wochenlanger Trocknung über gleichbleibend hohe Messwerte, weil der Feuchtigkeitsgehalt noch nicht im messbaren Bereich liegt, sondern darüber. Präzisere Messmethoden erfordern eine zerstörende Materialentnahme und kommen daher in der Praxis selten vor.

Feuchtigkeit in Hohlräumen

Um Folgeschäden zu vermeiden, muss der Handwerker alle Hohlräume in Decken und Wänden sowie Dämmschichten auf Nässe prüfen. Tiefenmessungen können in Bohrungen, Randdämmstreifen oder Bauteilfugen erfolgen. Elektrische Widerstandsmessungen oder das Gleichgewichtsverfahren mit einem Thermohygrometer sind geeignete Methoden. Liegt die Luftfeuchte beispielsweise in einem Schacht oder einer Gipskartonwand über 80 Prozent, ist mit einem Feuchteeinschluss zu rechnen. Bei erhöhten Messwerten sind die betroffenen Hohlräume mit Trockenluft zu durchströmen. Eine oberflächliche Raumtrocknung würde nicht ausreichen, da eine Diffusion aus der Bauteilschicht nur geringfügig oder überhaupt nicht stattfindet. Das Verfahren zur Trocknung von Estrich-Dämmschichten oder Holzbalkendecken ist leicht erlernbar, erfordert jedoch bautechnisches Verständnis und Sorgfalt bei der Ausführung.

Kondensationstrockner

Vor einer maschinellen Trocknung muss der Handwerker selbstverständlich vorhandene Wasserlachen mit Tauchpumpen oder Nasssaugern entfernen. Anschließend reduziert er mit Kondensationstrocknern die relative Luftfeuchte im Raum auf niedrige 30 bis 40 Prozent. Dies kann bei sehr viel Nässe einige Tage dauern. Das Schließen von Fenstern und Türen begünstigt die Trocknung, da es die Zufuhr weiterer Luftfeuchtigkeit von außen verhindert.

Die Wirksamkeit von Kondensationstrocknern ist im Bereich von 15° und 25° Celsius am besten. Bei Temperaturen über 35° Celsius kommt der Entfeuchtungsprozess technisch bedingt zum Erliegen. In diesem Fall sollte man mit Ventilatoren bei geöffnetem Fenster trocknen.

Feuchtigkeit kann nur aus diffusionsoffenen Materialien austreten. Vinyltapeten, Fliesen, Latex- und Ölfarbanstriche sowie Isoliergrund behindern den Trocknungsvorgang erheblich. In solchen Fällen muss das Bauteil bei starken Durchfeuchtungen von wenigstens einer Seite diffusionsoffen sein. Auch Hohlräume und Dämmschichten sind dahingehend zu kontrollieren.

Gerätebedarf ermitteln

In der Praxis hat sich folgende Faustformel bewährt. Ausgehend vom Raumvolumen kann man je nach Größe des Wasserschadens mit einem 0,2 bis 3,0-fachen Luftwechsel durch die Luftentfeuchter rechnen. Bei einem großen Wasserschaden in einem Objekt mit 500 m³ Rauminhalt bestünde laut Faustformel ein Bedarf an Trockenluft von 1.500 m³/h. Das entspräche fünf Geräten mit je 300 m³/h. Eine Verkleinerung des Raumvolumens durch Folienwände ist speziell bei großen Objekten zu empfehlen.

Da die Luftleistung eines Trockners nicht proportional zu seiner Entfeuchtungsleistung ist, muss man das Ergebnis je nach Gerätetyp etwas nach oben oder unten korrigieren. Wenn sich die relative Luftfeuchtigkeit nach etwa einer Woche Trocknungszeit bei 35 bis 40 Prozent einpendelt, lässt sich der Luftwechsel und damit die Anzahl der Geräte deutlich reduzieren. Eine unnötig große Anzahl von Trocknern ergibt keine Beschleunigung der Trocknung. Pro Trockner sind zusätzlich ein bis zwei Ventilatoren einzuplanen.

Maschinelle Bautrocknung: Anwendungsfehler

Die häufigsten Fehler bei der Bautrocknung entstehen durch unsachgemäßen Umgang mit den Trocknungsgeräten. So kann ein zu starkes Trocknen bei Lehm oder Gips zum Kapillarabriss führen, was sich nachteilig auf den weiteren Trocknungsprozess auswirkt. Bei Echtholzmöbeln und Parkett führt eine zu niedrige Luftfeuchte zu Schwindrissen und Verzug. Bei frisch tapezierten Flächen können sich die Tapetenstöße öffnen. Um Schäden zu vermeiden, sollte man mittels Hygrostat die relative Luftfeuchte auf 35 Prozent begrenzen.

Wird Zementestrichen oder Zementputzen zu früh das Wasser entzogen, stört das den Abbindeprozess. Hier sollte man mit der Bautrocknung mindestens eine Woche warten oder die relative Luftfeuchtigkeit ebenfalls auf mindestens 55 Prozent begrenzen.

Werden nasse Hohlräume und Dämmschichten übersehen, können sich Hausschwamm und Schimmelpilz bilden. Bei Schimmelbefall ist eine notwendige Trocknung unverzüglich einzuleiten. Die Ausbreitung von Sporen ist durch geeignete Verfahren und Abschottungen zu nicht betroffenen Bereichen unbedingt zu vermeiden. Bei aktiv befallenem Material, welches nicht reinigungsfähig ist, sollte der Rückbau vor einer Trocknung erfolgen.

Aus hygienischer Sicht sind auch alle Materialien, die mit Fäkalien in Kontakt gekommen sind, zu entfernen. Kolibakterien sterben zwar außerhalb des Körpers schnell ab, es könnten aber auch andere Krankheitserreger in den Fäkalien vorkommen. Nach Fäkalschäden werden oft komplette Estriche zurückgebaut.

Probleme entstehen bei der Dämmschichttrocknung regelmäßig durch zu geringen Luftdurchsatz. Zum einen, weil die Seitenkanalverdichter unterdimensioniert sind, zum anderen wegen zu wenig oder zu kleiner Nachströmöffnungen. Wird zusätzlich im Überdruck gearbeitet, können Estriche leicht brechen oder reißen. Der starke Druck kann den Estrich anheben, wenn Entlastungsbohrungen fehlen. Da selbst getrocknete Luft noch einen geringen Anteil an Feuchtigkeit enthält, ist besonders im Winter darauf zu achten, dass keine kalten Außenbauteile zum Beispiel in Hohlschichten angeströmt werden. Es könnte zu einer Taupunktunterschreitung und Tauwasserausfall kommen.

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