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Umweltfreundliche Malerarbeiten: Nachhaltiges Abdecken und Abkleben

Umweltfreundliche Malerarbeiten
Nachhaltig geschützt

Nachhaltiges Abdecken und Abkleben: Bei Malerarbeiten führt an Abklebe- und Abdeckmaßnahmen meist kein Weg vorbei. Dabei verursachen Klebebänder, Abdeckfolien und -papiere tagtäglich große Mengen an Müll. Worauf sollte geachtet werden, um die Umweltbelastung möglichst gering zu halten – und so für ein positives Image beim Kunden zu sorgen?

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Wer einen guten Eindruck beim Kunden hinterlassen will, deckt und klebt Einrichtungsgegenstände, Bauteile, Böden, etc. sorgfältig ab, um sie nicht zu verschmutzen und saubere Farbkanten zu erzielen. Doch immer häufiger stellen Kunden auch die Frage nach der Nachhaltigkeit – sei es bei den verwendeten Farben, Lacken und Putzen, oder aber bei Hilfsmitteln, zu denen auch Abdeckmaterialien und Klebebänder zählen. Gut, wenn man dann die richtigen Antworten parat hat.

Nachhaltiges Abdecken und Abkleben

Wie lässt es sich möglichst nachhaltig abdecken und abkleben? Gibt es Produkte, die weniger umwelt- und gesundheitsgefährdend sind als andere? Und wie lässt sich die Abfallmenge bei Abdeckarbeiten generell reduzieren? Gerhard Hesse, Produktmanager beim Malerwerkzeughersteller Storch, nennt drei praxisnahe Tipps für einen nachhaltigen Arbeitsablauf beim Abkleben und Abdecken im Malerhandwerk: „Nutzen Sie Abdeckmaterialien wie Vlies oder Milchtütenpapier mehrfach, wenn dies möglich ist. Diese strapazierfähigen Materialien ermöglichen nicht nur eine umweltbewusste Arbeitsweise, sondern sparen auch Kosten. Vermeiden Sie die Verschwendung von Materialien, indem Sie Restmengen vollständig aufbrauchen. Entscheiden Sie sich bewusst für den Einsatz von Recycling-Material oder nachwachsenden Rohstoffen wie Papier. Diese Materialien tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck Ihrer Projekte zu minimieren und einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten.“

Mehrfach verwendbar: Abdeckvliese

Abdeckvliese sind ideal dafür geeignet, Bodenflächen zuverlässig zu schützen. Gerhard Hesse erklärt, warum: „Die dichte Folie auf der Unterseite verhindert das Durchdringen von Flüssigkeiten und sichert das Vlies gegen Verrutschen. Das Saugvlies auf der Oberseite ist in der Lage, Flüssigkeiten aufzunehmen.“ Die Schutzeigenschaften lassen also nur wenige Wünsche offen. Wie aber steht es um den Nachhaltigkeitsaspekt? „Unsere Abdeckvliese sind so konzipiert, dass sie mehrfach verwendet werden können, was sie zu einer nachhaltigeren Alternative im Vergleich zu Einwegfolien macht“, stellt Hesse klar. Uns interessiert noch, ob auch die Produktion der Vliese aus ökologischer Sicht einen Vorteil bietet. „Unser Vlies wird aus Stoffresten und Abschnitten aus der Textilindustrie hergestellt, was eine ressourcenschonende Praxis ermöglicht.“

Nachhaltiges Abdecken und Abkleben: Papier oder Folie?

Zum Schutz von Bauteilen wie Türen, Fenstern, Treppen, etc. sowie zum Abdecken von Möbelstücken sind die wiederverwendbaren Vliese allerdings weniger gut geeignet. Hier kommen meist Abdeckfolien oder -papiere zum Einsatz. Letztere gelten gemeinhin in ökologischer Hinsicht als die bessere Lösung. Dies bestätigt auch Gerhard Hesse: „Der vermehrte Einsatz von Abdeckmaterialien auf Papierbasis, wo dies möglich ist, ist generell umweltfreundlicher im Vergleich zu nicht biologisch abbaubaren Folien, die im Laufe der Zeit zu Mikroplastik zerfallen können. Wir unterstützen aktiv diese nachhaltigere Praxis und bieten entsprechende Materialien an.“ Doch der Produktmanager weiß auch: „Letztendlich liegt die Entscheidung, mit welchen Materialien gearbeitet wird, in den Händen des Anwenders.“ Die meisten Anwender verzichten noch nicht komplett auf Folien als Abdeckmaterial – sei es, weil sich Folien besser an den Untergrund anschmiegen, dichter gegenüber Flüssigkeiten oder schlichtweg in größeren Formaten erhältlich sind.

Wie nachhaltig ist Abdeckpapier?

Doch Papier ist nicht per se ökologisch besser als zum Beispiel Kunststoff. Denn jede Nutzung natürlicher Ressourcen ist ein Eingriff in die Natur und auch für die Papierherstellung werden enorme Mengen an Holz, Energie und Wasser benötigt. Zudem macht es einen großen Unterschied, ob ein Papierprodukt aus in Deutschland gesammeltem Altpapier hergestellt wurde oder aus neu gewonnenem Zellstoff, der vom anderen Ende der Welt stammt und für den womöglich großflächig Wald gerodet wurde. Neben dem „Blauen Engel“, der an vergleichsweise umweltfreundliche Papierprodukte verliehen wird, gibt auch das FSC-Zertifikat einen Hinweis darauf, ob ein Papierprodukt nachhaltig ist. Das Label des „Forest Stewardship Council“ (FSC), einer der führenden gemeinnützigen Organisationen auf dem Gebiet der nachhaltigen Waldwirtschaft, ist ein Garant dafür, dass das damit gekennzeichnete Produkt, die Verpackung oder das Material aus nachhaltig, umweltgerecht beschafftem und verarbeitetem Holz hergestellt wurde.

Die Abdeckpapiere für Malerarbeiten werden derzeit zum Großteil noch aus Holz ohne Zertifikat hergestellt. Allerdings versichern uns die Hersteller, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern soll. „Derzeit bestehen unsere Abdeckpapiere aus konventionellen Materialien, und das Holz stammt noch nicht aus zertifizierter Forstwirtschaft“, räumt Gerhard Hesse mit Blick auf das Storch-Sortiment ein. Aber er ergänzt: „Es ist uns bewusst, dass sowohl die Verwendung von Recyclingpapier als auch die Integration von FSC-zertifiziertem Papier wichtige Schritte hin zu mehr Nachhaltigkeit sind. Daher arbeiten wir derzeit intensiv an Lösungen, um sowohl Recyclingpapier als auch FSC-zertifiziertes Papier in unsere Produktion zu integrieren.“ Auch bei Tesa arbeitet man an einem umweltfreundlicheren Papiereinsatz. „Es gibt bereits Easy-Cover-Produkte mit Abdeckpapier, die wir aktuell weiterentwickeln hin zu recycelten und FSC- zertifizierten Materialien“, versichert uns Torsten Stephani, bei Tesa Head of Marketing für den Bereich Craftsmen.

Gibt es „umweltfreundliche“ Folien?

Und wie sieht es mit Folienprodukten aus, die aus dem Maleralltag aktuell ja (noch) nicht wegzudenken sind? Gibt es auch hier umweltverträglichere Varianten? Ein gängiger Kunststoff für Abdeckfolien ist Weich-Polyethylen (englisch: Low Density Polyethylen = LDPE). Teilweise kommt auch HDPE (High Density Polyethylen) zum Einsatz. Im Gegensatz zu PVC besteht Polyethylen lediglich aus Wasserstoff und Kohlenstoff. Es enthält keine giftigen Zusatzstoffe wie Weichmacher oder Schwermetalle, die mit der Zeit oder bei seiner Entsorgung entweichen könnten. Aus diesem Grund gelten Polyethylene als unbedenklich und lebensmittelecht, weshalb sie oft als Verpackungen verwendet werden, die direkt mit Lebensmitteln oder Trinkwasser in Kontakt kommen.

Ein weiterer Vorteil von Polyethylen: Es lässt sich einfacher recyceln als anderes Plastik. Beim Verbrennen von Polyethylen entstehen keine giftigen Dämpfe: Es verbrennt rückstandslos zu Wasser und Kohlenstoffdioxid. Als thermoplastischer Kunststoff lässt sich Polyethylen theoretisch unbegrenzt oft einschmelzen und zu neuen Produkten verarbeiten. Ein Wermutstropfen bleibt aber: Bei der thermischen Verwertung entstehen große Mengen Treibhausgas (CO2). Zudem zerfällt auch Polyethylen (wie andere Kunststoffe auch) mit der Zeit in Mikroplastik, das sich praktisch nicht mehr aus der Umwelt entfernen lässt und in die Nahrungskette gelangt. Auch der Herstellungsprozess von Polyethylen kann nicht als umweltfreundlich bezeichnet werden. Zum einen ist der Rohstoff für die Polyethylen-Herstellung in den meisten Fällen entweder Erdgas oder Rohöl. Dieses wird dann entweder im Hochdruck- oder Niederdruckverfahren polymerisiert – je nachdem, ob LDPE oder HDPE produziert werden soll. Bei diesen Verfahren sind enorme Mengen Energie notwendig. Zum anderen werden während des Herstellungsprozesses giftige, gesundheits- und stark wasserschädliche Katalysatoren verwendet.

Nachhaltiges Abdecken und Abkleben: Recycelte und biobasierte Rohstoffe

Dennoch gibt es auch bei den Folien Anstrengungen, diese umweltverträglicher zu produzieren. Storch bietet mit seinen „Eco-Folien“ Produkte an, die Gerhard Hesse als „umweltfreundliche Abdeckfolien“ bezeichnet. „Unsere Eco-Folien bestehen aus recycelten Materialien und tragen das Zertifikat des Blauen Engels“, erklärt er. Durch eben diesen Einsatz von Recyclingmaterial unterscheiden sie sich von anderen LDPE-Folien. „Unsere Eco-Produkte setzen bewusst auf Recyclingmaterial, um den ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren. Dieser Ansatz trägt dazu bei, Ressourcen zu schonen und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten“, sagt Hesse. Auch bei Tesa ist man dabei, Folienprodukte umweltverträglicher zu produzieren. „Für unsere folienbasierten Easy-Cover-Produkte wollen wir Rezyklat-Lösungen aufsetzen wie zum Beispiel die Umstellung auf recycelte PET-Folien oder vergleichbare Alternativen. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie beinhaltet das Ziel, dass bis 2030 70 Prozent der Materialien für unsere Produkte und Verpackungen aus recycelten oder biobasierten Materialien bestehen sollen“, erfahren wir von Torsten Stephani.

Noch ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe, wie er bei der Farben- und Lackproduktion ja zum Teil schon Realität ist bei Folien aber Zukunftsmusik. Gerhard Hesse, erklärt uns warum: „Es gibt eine Vielzahl von vielversprechenden Ansätzen, jedoch erfordert die Integration nachwachsender Rohstoffe in Abdeckmaterialien noch weiterführende Entwicklungsarbeit. Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen müssen sich noch verbessern, um mit den etablierten Abdeckmaterialien in Bezug auf Leistung und Funktionalität zu konkurrieren. Dies ist entscheidend, um die Akzeptanz und effektive Anwendung durch die Anwender zu gewährleisten.“ Doch Hesse versichert auch: „Wir arbeiten engagiert daran, auch bei den Abdeckmaterialien, innovative und nachhaltige Lösungen voranzutreiben.“

Nachhaltige Klebebänder

Bei den Klebebändern ist man dagegen schon auf einem guten Weg, was die Nachhaltigkeit bzw. die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit anbelangt. „Im Malerbereich stammen bereits alle wesentlichen Klebebänder aus lösemittelfreier Produktion. Um die Produktnachhaltigkeit weiter zu erhöhen, baut tesa die Produktion mit nachwachsenden Rohstoffen wie z. B. Papier (mit FSC -Zertifizierung) und Naturkautschuk weiter aus und strebt eine kontinuierliche Verbesserung und den Ausbau eines nachhaltigeren Sortiments an“, lässt uns Torsten Stephani wissen. So setzt man bei tesa beispielsweise jetzt schon sogenannte „Washi-Tapes“ ein. Stephani erklärt, worum es sich dabei handelt: „Washipapier ist japanisches Spezialpapier, dass besonders dünn, reißfest und sehr anschmiegsam ist. Es ermöglicht dadurch sehr flache und scharfe Farbkanten.“ Neben den anstrichtechnischen Vorteilen biete es auch ökologische: „Die Verwendung von Papier unterstützt unsere Ambition, den Einsatz biobasierter und recycelter Rohstoffe für unsere Klebebänder auszuweiten. Ein Weg, den wir auch mit unseren Washi-Tapes im Malersegment gehen.“

Auch im Hause Storch ist das Klebebandsortiment bereits auf einem guten Weg: „In unserem Sortiment bieten wir umweltfreundliche und nachhaltige Klebebänder an, die auf lösemittelfreien Klebstoffen basieren. Unser Fokus liegt darauf, wo möglich, nachhaltiges Trägermaterial und lösemittelfreien Kleber anzubieten, um die Gesundheit unserer Kunden als auch die Umwelt zu schonen. Besonders stolz sind wir darauf, dass alle unsere Papierklebebänder die FSC-Zertifizierung tragen oder gerade auf den Wechsel zu FSC-zertifiziertem Papier umstellen. Diese Zertifizierung unterstreicht unsere Verpflichtung zu nachhaltigen Praktiken und gibt unseren Kunden die Gewissheit, dass sie sich für umweltfreundliche Lösungen entscheiden“, freut sich Gerhard Hesse. Doch der Produktmanager räumt auch ein: „Noch nicht alle Anwendungen können mit diesen umweltfreundlichen Bändern abgedeckt werden. Daher führen wir auch Bänder mit PVC-Träger und Klebstoffen auf Lösemittelbasis in unserem Sortiment. Dennoch sind wir kontinuierlich auf der Suche nach nachhaltigeren Alternativen, um auch diese Produkte schrittweise zu ersetzen.”



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