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Farbige Absetzbewegungen

Farbe & Inspiration
Farbige Absetzbewegungen

Orange löst Blau ab: Wer heute Eigenständigkeit signalisieren will, findet im leuchtenden Orange einen idealen Partner.

Orange, die wärmste aller Farben, ist wieder salonfähig. Als Symbol der plastiktrunkenen siebziger Jahre vermutete man Orange für immer im Endlager der abgenutzten Trends verstaut. Doch nun taucht Orange an Fassaden wieder auf: leuchtend, heiter, selbstbewusst im Kontrast zur meist eintönigen Umgebung. Und das mittlerweile sogar in braven Neubaugebieten, deren Bausatzungen mitunter offen sind für farbige Individualität.

Orange löst Blau ab, das in der vergangenen Dekade allerorten flächig eingesetzt wurde und für Differenzierung im farbigen Erscheinungsbild sorgte. Inzwischen ist das blaue Eigenheim, die blaue Wandscheibe oder der leuchtend blaue Gewerbebau kein probates Instrument mehr, die Eigenständigkeit zu unterstreichen. Mit Orange hingegen gelingt dies in besonderer Weise: Es ist spektakulär, leuchtet aus sich selbst heraus und steht für Optimismus. Damit drückt Orange im Prinzip auch das Selbstverständnis der Bauherren aus, denn hinter Orange steht eine bewusste Entscheidung für eine andere Farbwahrnehmung, für den klaren Wunsch, Zeichen zu setzen. Und: Im Reigen der momentan präferierten warmen Töne für die Fassaden nimmt Orange die Spitzenposition ein, grenzt sich aber gleichzeitig von den Ockertönen, den schweren Rotbrauns oder den sonnig-leichten Gelbvarianten ab, weil es nicht nach Harmonie strebt, sondern für sich allein steht. Kombiniert mit dem komplementären Blau für Details oder Akzentflächen, steigert es sich sogar noch in Leuchtkraft und Präsenz.
Seine Qualitäten spielt Orange als singuläres Ereignis aus – taucht es in unmittelbarer Nachbarschaft mehrfach auf, dann entwertet es sich in seiner Wirkung und in seiner Authentizität, Erinnerungen an die exzessive Verbreitung der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts werden wach, als Orange den zweifelhaften Nimbus des billigen Massenprodukts erwarb.
Orange „funktioniert“ nur, wenn die Architektur zunächst der lauten Farbe den Vortritt gibt, also eine zurückhaltende Formensprache zelebriert, klare Gliederungen zeigt und das Detail schätzt. Dann baut sich eine Zweischichtigkeit auf, geprägt von der extrovertierten Farbigkeit und den architektonischen Qualitäten, die sich auf den zweiten Blick offenbaren. Ein Gebäude lediglich orange zu fassen, um damit Trendbewusstsein zu signalisieren, wird jedenfalls kaum stimmige Ergebnisse erzielen, sondern für Beliebigkeit stehen. Armin Scharf
Architekten: Beat Rothen, Winterthur (CH) Farbplanung: Thomas Rutherfoord, Winterthur
Architekten: MVRDV, Rotterdam
Architekten: Christof Wallner, München Farbplanung: Kurt Fellner, München
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