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Muster mit viel Wert

Farbe & Inspiration
Muster mit viel Wert

Farben wollen visualisiert sein – beispielsweise mit dem klassischen Farbfächer oder der kompakten Farbkarte. Derlei Werkzeuge entstehen in komplizierten Prozessen, beispielsweise bei Schupp Musterkarten in Schwäbisch Hall.

Armin Scharf

Immer wieder finden ganz besondere Aufträge den Weg nach Sulzdorf bei Schwäbisch Hall. Beispielsweise jene Farbkarte, mit deren Hilfe der Zoll den Reifegrad von Äpfeln bestimmt. Auch die Referenzkarte für die Eidotterfärbung gehört eher zu den Ausnahmen. Der Normalfall bei Schupp sieht anders aus – jedoch nicht weniger herausfordernd.
Die Schupp Musterkarten GmbH gehört streng genommen zu den wenigen Spezialdruckereien, die Farbtonkarten unterschiedlichster Art produzieren – die Hauptkunden kommen aus der Baufarbenindustrie, aber auch Textilhersteller, Autobauer, Pigmenthersteller und Kosmetikfirmen gehören zum Kundenkreis des seit rund 22 Jahren existierenden Unternehmens.
Aufwändige Herstellungstechnologie
Über Farben lässt sich bekanntlich trefflich diskutieren und streiten – schließlich lassen sich Nuancen nicht mit Worten greifen, geschweige denn verbal erörtern. Wer mit Farben arbeitet oder sie vermarktet, der benötigt Werkzeuge zur Visualisierung, also eine Farbtonkarte. Oft entstand sie bei Schupp, von der Farbmischung bis zur Bindung aus einer Hand.
Durchschnittlich verstreichen drei Monate, bis die Farbkarte ausgeliefert wird – dazwischen liegt ein komplizierter Prozess, der viel Erfahrung und Detailarbeit erfordert. Und genau diese, häufig manuellen Schritte, machen Farbkarten so kostenintensiv – je mehr Farbtöne in einem Block versammelt sind, desto aufwändiger ist seine Herstellung. Farbkarten sind also keine Werbegeschenke, sondern wertvolle Werkzeuge – weshalb die Farbenproduzenten inzwischen meist auch so genannte Schutzgebühren erheben.
Neuabmischung mit höchster Farbtreue
Die Entstehungsgeschichte einer neuen Farbkarte beginnt damit, dass der Kunde – also der Farbenhersteller – dem Farbkartenhersteller Schupp Vorlagen seiner Kollektion liefert. Diese Urmuster vermisst man bei Schupp farbmetrisch neu und erstellt erste Rezepturen. Das ist notwendig, weil für die Farbkarten nicht etwa Originalmaterial verwendet wird, sondern spezielle Nitrocellulose-Kombilacke. Nur diese schnell trocknenden Farben lassen sich mit den selbst konstruierten Spezialmaschinen verarbeiten – sie beeinträchtigen das Grundpapier nicht und lassen sich in den pumpen- und schlauchreichen Maschinen immer wieder lösen.
Die per Computer erstellte Rezeptierung bildet die Basis für den ersten Lackansatz – der wird aufgestrichen, visuell beurteilt, neu vermessen und mit dem Original verglichen. Dieser Vorgang muss so lange wiederholt werden, bis die Übereinstimmung optimal ist – dann geht ein Muster zum Kunden, der abermals prüft und den Farbansatz freigibt. Rund 30.000 Farbtöne mischt man in Sulzdorf jährlich aus – erst dann kann die eigentliche Produktion starten.
Hunderte auf einen Streich
Der Druck selbst erfolgt bogenweise auf Kartonmaterial unterschiedlicher Stärke – entweder per Lackdruck mit bis zu 800 Farbtönen je Druckvorgang oder per Rakelmaschinen, wenn streifenförmige Farbfächer gewünscht sind. Entscheidend ist auch hier der Mensch: Stetige Kontrolle der Drucke reduziert die Fehlerquote, denn bereits ein fehlerhaftes Farbfeld verursacht komplette Fehldrucke. Und falsch positionierte Farben können unabsehbare Folgen haben.
Rund 52 Mitarbeiter, oft selbst ausgebildet, sind bei Schupp aktiv: Drucker, Farbmetriker, Grafiker, Buchbinder. Dazu kommen Heimarbeiter, die Materialmuster in die Karten montieren – beispielsweise die Furnierplättchen von Lasurkarten. Die werden in großen Formaten mit Originallasuren per Rakelmaschine beschichtet und dann zugeschnitten. Originale Materialien dienen auch als Basis für Putzmuster oder Maltechniken wie Spachtel- oder Lasurtechnik. Dafür ist eigens ein Mitarbeiter mit Malerausbildung zuständig. So vielfältig die Beschichtungen, so sind es auch die Untergründe: Raufaser, Glasgewebe, Metalle oder Hölzer bietet Schupp derzeit an. Stets wird an neuen Ideen gearbeitet, um die Muster noch realistischer zu machen. So ist der so genannte Raueffekt für Dispersionskarten ursprünglich eine Erfindung aus Sulzdorf und heute Branchenstandard.
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