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Auf die Faser kommt es an

Bodenbeläge
Auf die Faser kommt es an

Bereits bei der Auswahl eines Teppichbodens wird zu einem großen Teil über dessen Lebensdauer entschieden. Doch auch die richtige Pflege des Bodenbelags kann seine Haltbarkeit verlängern.

Susanne Sachsenmaier-Wahl (Quelle: Invista)

Ein Teppichboden schafft, wie kein anderer Bodenbelag, eine angenehme Raumatmosphäre. Er sorgt für eine gute Schallabsorption, er kann die tatsächliche Raumtemperatur um zwei bis drei Grad Celsius wärmer empfinden lassen und er fühlt sich weich an, wirkt deshalb nicht abweisend. Daneben bietet ein Teppichboden im Vergleich zu glatten Bodenbelägen ein höheres Maß an Tritt- und Rutschsicherheit und bietet durch seinen „abfedernden“ Effekt einen höheren Begehkomfort. Was den meisten Verbrauchern aber nicht bewusst ist, ist die Tatsache, dass ein Teppichboden besonders für Allergiker und Asthmatiker geeignet ist. Denn regelmäßig gepflegte Teppichböden aus Polyamid bieten keine Lebensgrundlage für Bakterien und Hausstaubmilben. Vergleichstests haben zudem ergeben, dass der Staubgehalt der Luft in Räumen mit Teppichböden nur halb so hoch ist wie in vergleichbaren Räumen mit anderen Bodenbelägen, wie etwa Stein, Holz, oder PVC.
Alle diese Eigenschaften machen den Teppichboden nicht nur zu einem idealen Bodenbelag für den privaten Wohnbereich, sondern lassen ihn auch in Hotels, Großraumbüros, der Gastronomie oder in Arztpraxen immer wieder gerne zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass der Teppichboden dem Anforderungsprofil des jeweiligen Einsatzortes entspricht.
Auswahlkriterien
Ein Teppichboden sieht nur dann lange ansprechend aus, wenn er richtig gereinigt und gepflegt wird. Reinigung und Pflege können durch die Teppichauswahl jedoch bereits entscheidend beeinflusst werden. So haben etwa Farbe und Muster Auswirkungen auf die Sichtbarkeit von Schmutz und Flecken. Während bei hellen oder einfarbigen Teppichböden Schmutz eher sichtbar ist, nimmt bei dunkleren, gemusterten Teppichböden die sichtbare Verschmutzung deutlich ab.
Auch die Teppichkonstruktion beeinflusst das Anschmutzverhalten und die Reinigungsfreundlichkeit. In einen dichten Teppichflor dringt Schmutz nicht so leicht ein wie in einen Teppichboden mit offener Struktur. Auch die Struktur, das Trägermaterial und die Rückenausstattung des Teppichbodens haben Auswirkungen auf die Reinigungsfähigkeit und die zum Einsatz kommenden Verfahren.
Die Bedeutung der Faser
Neben der Konstruktion sind die Qualität und die Beschaffenheit der Faser die wichtigsten Voraussetzungen für das Aussehen eines Teppichbodens. Die Faser bestimmt auch maßgeblich die Funktionalität des Teppichbodens, d.h. seine Strapazierfähigkeit, Schmutz- und Fleckabweisung sowie die Pflege-eigenschaften.
Bei Teppichfasern unterscheidet man vier wesentliche Fasergruppen: Polyamid (Nylon), Polypropylen, Polyester und Wolle. Jede dieser Fasern hat ganz bestimmte Eigenschaften (siehe unten stehende Tabelle). Für Teppichböden im Objekt ist das Zusammenspiel all dieser Faktoren von entscheidender Bedeutung.
Heute werden im Objektbereich vorwiegend Teppichböden aus Polyamid eingesetzt. Man unterscheidet zwei Nylon-Arten: Nylon 6.6 verfügt im Vergleich zu herkömmlichem Nylon 6 über eine dichtere und festere Molekularstruktur. Deshalb bietet ein Teppichboden aus Nylon 6.6-Fasern ein besseres Wiedererholvermögen, eine größere statische Belastbarkeit und einen höheren Widerstand gegen Faserabrieb und Verfilzung. Im Laufe der Jahre wurde aber auch die Nylon 6.6-Faser durch eine Reihe von Weiter- und Neuentwicklungen ständig verbessert. Ein spezieller (quadratischer oder konvex triangularer) Faserquerschnitt mit glatter Faseroberfläche und abgerundeten Ecken etwa bietet eine geringere Anschmutzfläche und bewirkt, das sich Schmutz bei der Reinigung leichter von der Faser trennt („ANTRON Excel“). Die durchgehenden Hohlräume der Faser bewirken zudem durch Lichtbrechung, dass Schmutz weniger sichtbar wird. Darüber hinaus leistet die besondere Fasergeometrie in Verbindung mit Faserstärke und Kräuselung einen verbesserten Beitrag zur Elastizität und zum Wiedererholvermögen des Teppichbodens.
Bei pigmentgefärbten Fasern wird die Farbe während des Spinnprozesses in das Polymer eingebaut und damit zum festen Bestandteil der Faser. Ein Teppich aus diesen Fasern hält auch starker Sonneneinstrahlung oder häufiger Reinigung mit aggressiven Mitteln stand, ohne auszubleichen.
Zusätzlich können Teppichfasern heute über eine Teflon-Ausrüstung verfügen. Sie bewirkt, dass Schmutz- und Fleckabweisung (Abperleffekt) des Teppichbodens auf Dauer gesehen besser sind. Ein Fleckschutz-System bietet eine extra Teppichversiegelung. Selbst eingetrocknete Haushaltsflecken lassen sich aus diesen Materialien mit Wasser relativ leicht entfernen.
Reinigung und Pflege
Doch selbst die beste Faser sollte regelmäßig gereinigt werden. Denn unabhängig von der Art des Bodenbelags wird jeder Boden mit der Zeit schmutzig.
Etwa 80 Prozent des Schmutzes wird von außen mit den Schuhsohlen eingebracht. Dies ist vor allem bei feuchter Witterung der Fall, da dann besonders viel Schmutz am Schuhwerk haftet. Wenn dieser Schmutz nicht regelmäßig entfernt wird, bildet sich ein klebriger Film, auf dem neuer Schmutz hängen bleibt. Der in der Luft befindliche Staubgehalt trägt etwa zu 15 Prozent zur Verschmutzung bei. In der Regel handelt es sich um kleine Staubteilchen, verflüchtigte Öle, Industrie- und Verkehrsabgase, Rauch, Pollen, Hautschuppen, Haare oder ähnliches. Ein Großteil dieses Schmutzes ist öl- bzw. fetthaltig und bleibt auf Grund seiner physikalischen Eigenschaften unmittelbar haften und begünstigt somit eine Kontaktverschmutzung. Verschüttete Flüssigkeiten führen gewöhnlich zu sichtbaren, unschönen Flecken und sollten deshalb sofort behandelt werden.
Die tägliche Reinigung
Tägliches, regelmäßiges Staubsaugen ist ohne Zweifel die wichtigste Komponente eines optimalen Teppichpflegeprogramms. Die besten Ergebnisse lassen sich durch Bürststaubsauger mit leistungsstarker Bürst- und Saugwirkung erzielen, weil damit auch an den Fasern haftender Schmutz abgestreift wird.
Während im privaten Bereich Flecken meist unmittelbar nach ihrem Entstehen entfernt werden, unterbleibt diese spontane Fleckentfernung im Objektbereich häufig. Verschüttete Flüssigkeiten lassen sich in der Regel jedoch einfacher und gründlicher entfernen, wenn sie sofort behandelt werden. Eine Vernachlässigung der spontanen Fleckentfernung und das Festtreten von verschütteten Flüssigkeiten können zu bleibenden Verfärbungen des Teppichbodens führen. Wie sich Flecken am besten entfernen lassen, zeigt die unten stehende Tabelle beispielhaft.
Die Zwischenreinigung
In Räumen mit hohem Personenaufkommen empfiehlt es sich, in bestimmten Abständen eine Zwischenreinigung durchzuführen. Dadurch bleibt die Optik erhalten, die Tiefenverschmutzung wird verhindert und die Grundreinigungen können reduziert werden. Als Zwischenreinigung kommen die Trockenpulverreinigung oder die Pad-Reinigung in Frage. Letztere wird in Europa jedoch nur sehr selten angewendet.
Das Reinigungspulver für die Trockenreinigung ist mit einer Lösung getränkt, die aus Wasser, oberflächenaktiven Substanzen und eventuell Lösemitteln sowie Duftstoffen besteht. Das Pulver wird auf den Teppichboden gestreut, gleichmäßig verteilt und mit einer Walzenbürste über Kreuz in den Teppichflor eingearbeitet. Öl- und fetthaltige Schmutzpartikel werden vom schmutzbindenden Pulver gelöst und aufgenommen. Durch anschließendes Bürstsaugen werden Pulver und Schmutz entfernt. Dank der geringen Feuchtigkeitsmenge ist der Teppichboden fast sofort wieder begehbar.
Die Grundreinigung
Eine Grundreinigung (auch Tiefenreinigung genannt) wird dann notwendig, wenn der Teppichboden großflächig verschmutzt ist oder durch Teilflächenreinigung das Erscheinungsbild unregelmäßig wirkt.
Bei der Shampoonierung kommen Ein- oder Dreischeibenmaschinen zum Einsatz. Durch das Zusammenwirken von Shampoo-Lösung und Bürstendrehung wird Schaum in den Pol eingearbeitet. Der Schaum bindet den Schmutz und wird zum Schmutzträger. Er muss deshalb unter allen Umständen bereits während des Shampooniervorgangs durch einen Nasssauger abgesaugt werden. Der schmutzige Schaum darf auf keinen Fall im Teppichboden eintrocknen.
Bei der Sprühextraktion wird die Reinigungslösung in den Teppichflor eingesprüht und das entstehende Schmutzwasser unmittelbar danach wieder abgesaugt. Durch nachfolgendes Extrahieren mit klarem Wasser lassen sich Schmutz- und eventuelle Reinigungsmittelrückstände noch weiter verringern. Um die Trockenzeiten zu minimieren, sollte abschließend mehrmals ohne Flüssigkeitszugabe abgesaugt werden.
Es ist auch möglich, das Shampoonierverfahren und die Sprühextraktion zu kombinieren. Dies kann bei starken Verschmutzungen notwendig sein. Durch das Zusammenwirken der hohen mechanischen Reinigungskraft des Shampoonierens mit der Spülintensität der Sprühextraktion lassen sich beste Ergebnisse erzielen. Die Sprühextraktion nach einer Shampoonierung sollte ausschließlich mit klarem Wasser erfolgen.
Planung ist wichtig
Die Gebrauchseigenschaften eines Teppichbodens sollten unbedingt auf das jeweilige Anforderungsprofil abgestimmt werden. Bei der Investition in einen Teppichboden sollten neben den Anschaffungskosten auch die Unterhaltskosten mit in die Planung einbezogen werden. Beim Erwerb einer hochwertigen Produktqualität können die höheren Anschaffungskosten durch eine längere Lebensdauer und optimierte Reinigungs- und Pflegeeigenschaften kompensiert werden.

Zusatzleistung bieten
Eine Möglichkeit, zusätzliche Auf- träge zu erhalten, ist die Teppich- reinigung und -pflege. Nach der Teppichbodenverlegung könnte ein „Wartungsvertrag“ für größere Objekte angeboten werden. Allerdings sollte man sich intensiv mit der Teppichreinigung und -pflege auseinander setzen, bevor man seinen Kunden dieselbe anbietet. Unprofessionelles Vorgehen kann mehr schaden als nützen. Eventuell muss auch das entsprechende Gerät angeschafft werden.
Wem diese Variante zu aufwändig ist, der kann alternativ über eine Kooperation mit einer Reinigungs- firma nachdenken. Auch so bleibt man für den Kunden der Ansprechpartner und kann ihm einen Mehrwert bieten.
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