Startseite » Werkstoffe » Bodenbeläge »

Leistungsversprechen

Bodenbeläge
Leistungsversprechen

Vollflächig verklebte Bodenbeläge sind langlebiger und widerstandsfähiger als lose verlegte Böden. Damit leisten Klebstoffe einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und senken gleichzeitig deutlich das Reklamationsrisiko – vorausgesetzt sie sind emissionsarm.

Stellen Sie sich vor, Sie lösen ein Stückchen Würfelzucker in einem Stausee auf. Die Zuckerkonzentration im See entspräche dann in etwa der Emissionsmenge eines nach Emicode EC1 Plus zertifizierten Klebstoffes. Dessen Konzentration an flüchtigen, organischen Stoffen (TVOC) darf nämlich, gemessen nach 28 Tagen, nicht höher sein als 60 Millionstel Gramm pro Kubikmeter.

Die Institution, die solche strenge Prüfsiegel vergibt, ist die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V., kurz: GEV. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Stefan Neuberger und dem Geschäftsführer Klaus Winkels.
Im Jahre 1997 wurde die GEV in Frankfurt gegründet. Was haben Sie seither erreicht? Klaus Winkels: Damals lag der Anteil flüchtiger organischer Stoffe (TVOC) in marktüblichen Dispersionsklebstoffen bei 10.000 µg/m³. Mit Einführung unserer Emicode-Klasse EC1 durften solche Produkte 500 µg/m³ nicht überschreiten. Mit einem Schlag sanken die Werte somit um das 20-fache. Die Einführung des Emicode durch die GEV war ein Wendepunkt in Sachen Wohngesundheit. Uns gelang das nur, weil wir die Rohstoffindustrie mit ins Boot holten.
Stefan Neuberger: Im Jahre 2001 wurden noch 4.500.000 Liter Lösemittel zur Klebstoff-Produktion eingesetzt, zwölf Jahre später nur noch 300.000 Liter. Zeitgleich stieg die Produktion lösemittelfreier Bodenbelagsklebstoffe rapide an. Hätte es den Emicode nicht gegeben, wäre diese positive Entwicklung – wenn überhaupt – deutlich langsamer verlaufen.
Klaus Winkels: Welchen Beitrag der Emicode bislang zur Raumgesundheit geleistet hat, lässt sich am ehesten durch Zahlen ermessen: Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 190 Millionen Quadratmeter textile und elastische Bodenbeläge verlegt – nahezu ausschließlich mit EC 1-zertifizierten Verlegewerkstoffen: Grundierungen, Spachtelmassen, Klebstoffen …
Sie haben jüngst die noch strengere Klasse EC1 Plus geschaffen. Damit bewegen Sie sich am Rande der Messbarkeit. Ist ein Kampf um solche Nuancen überhaupt sinnvoll?
Stefan Neuberger: Der Ehrgeiz in der Industrie, immer schadstoffärmere Produkte anzubieten, ist da. Allerdings haben Sie Recht. Langsam sind die Grenzen der Analytik erreicht. Die Konzentration an flüchtigen, organischen Stoffen (TVOC) bei Produkten der Klasse EC1 Plus entspricht nach 28 Tagen der Konzentration eines Stückchen Würfelzuckers in einem Stausee. Wir bewegen uns da tatsächlich an der Grenze der Überprüfbarkeit.
Der Emicode gewinnt zunehmend an Bedeutung. Woran kann man das festmachen?
Klaus Winkels: Zum einen an der Mitgliederentwicklung. Inzwischen setzen über 100 Hersteller auf die Auszeichnung ihrer Produkte gemäß dem Emicode-Testverfahren. Außerdem hat sich unser Label international etabliert. Die Hälfte der Mitglieder operiert von Deutschland aus, die andere Hälfe aus 15 weiteren Ländern – darunter auch Kanada und die USA.
Stefan Neuberger: Unser Siegel hat eine große Bedeutung für die Branche: Über 4.400 Emicode-zertifizierte Produkte stehen dem professionellen Handwerker zur Verfügung. Dagegen ist die Palette anderer Siegel, wie beispielsweise dem Blauen Engel, mit rund 350 Produkten vergleichsweise klein. Der Erfolg unseres Bewertungsrasters blieb auch verwandten Branchen nicht verborgen. Es entsteht derzeit eine Nachfrage für weitere Produktgruppen. Zuletzt hinzugekommen sind Estriche, Parkettlacke und Fugenkitte für Parkett.
Klaus Winkels: Die GEV kann, will und wird jedoch unmöglich alle im Markt befindlichen Baustoffgruppen nach Emicode-Kriterien testen. Vielmehr prüfen wir stets sorgfältig, ob unser Zertifizierungssystem tatsächlich ein geeigneter Bewertungs- und Einordnungsmaßstab sein kann. Wir wollen auch nicht nur einen Hersteller für ein Produkt, sondern am besten die ganze Branche einer Gattung gewinnen. Nur das allein bewirkt Verbesserungen für das Handwerk und dessen Kunden in der Breite.
Stefan Neuberger: Wenn Sie so wollen, das Gegenteil einer Leuchtturm-Politik. Ziel der GEV ist ein organisches Wachstum, kein Strohfeuer.
Wer fragt den Emicode nach? Wer braucht ihn?
Klaus Winkels: Architekten und Planer rufen nach einfachen Systemen und Orientierungen, ebenso der Verbraucher. Das Handwerk tritt an die Hersteller und mittelbar an die GEV heran, weil die Nachfrage zunehmend von Seiten der Auftraggeber kommt. Inzwischen fördern mehrere Programme zum nachhaltigen Bauen den Einsatz von EC1- und EC1 Plus-zertifizierten Produkten, darunter LEED, DGNB und BREEAM.
Wie schätzen Sie den Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz ein?
Stefan Neuberger: Bei Architekten und Planern ist der Informationsstand gering, außer wenn Emissions- oder Nachhaltigkeitsanforderungen zur Recherche zwingen. Hier kann der Handwerker durch Beratung punkten. Handwerker sind in der Regel gut informiert, der Fachhandel auch. Die wesentliche Informationsarbeit leisten nämlich die Unternehmen, die ihre Produkte an diesen Personenkreis liefern. Hier erfolgt die direkte und persönliche Kommunikation mit dem Kunden. Im Baumarkt ist der Emicode weniger bekannt, bei privaten Bauherren ebenso wenig.
Klaus Winkels: Die Akzeptanz ist jedoch groß. Neben der bereits erwähnten DGNB ist sich auf nationaler Ebene beispielsweise der TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg des Stellenwerts des EC 1-Siegels durchaus bewusst. In einer Positivliste schadstoffarmer und empfehlenswerter Bauprodukte orientiert er sich an der Einstufung Emicode EC 1.
Unter Profis kann das Siegel als bekannt vorausgesetzt werden. Wie profitiert der Handwerker dadurch?
Stefan Neuberger: Zunächst einmal bieten wir ihm Sicherheit. Wo Emicode draufsteht, muss auch Emicode drin sein. Das gehört zur Glaubwürdigkeit eines Kennzeichnungssystems. Das ist unsere Maxime. Daher werden die gekennzeichneten Produkte von unabhängigen Analyselabors in regelmäßigen Stichprobenkontrollen kontinuierlich nachgeprüft. Fallen Produkte durchs Raster, drohen den Herstellern ernste Strafen, angefangen von Bußgeldern bis hin zum Ausschluss aus der GEV.
Klaus Winkels: Parallel zur Qualitätskontrolle leisten wir aber auch Öffentlichkeitsarbeit. Wir informieren Planer und Architekten mit der Folge, dass in Ausschreibungen Emicode-Produkte immer öfter als Gradmesser gelten. Davon profitiert auch das qualifizierte Fachhandwerk. Außerdem bringen wir privaten Bauherren das Kennzeichnungssystem nahe. Der Emicode ist das Leistungsversprechen des Profis an den Verbraucher. Wir sorgen dafür, dass der Handwerker dieses Versprechen halten kann. Auf diese Weise leisten wir einen wichtigen Beitrag für das Image des Handwerks.
Herr Neuberger und Herr Winkels, wir danken Ihnen für das Gespräch.

praxisplus

40065937

praxisplus
Emicode ist ein markenrechtlich geschütztes Siegel zur Produktklassifizierung für emissionsarme Verlegewerkstoffe und Bauprodukte. Unter anderem zählen dazu Spachtelmassen, Dichtstoffe, Unterlagsbahnen, Klebebänder und Parkettlacke.
Die drei Kategorien EC1 Plus, EC1 und EC2 bezeichnen das Emissionsverhalten der ausgezeichneten Produkte. Die Prüfzeichen werden durch die GEV vergeben. Informationen zu den Prüfsiegeln, den Mitgliedsbetrieben sowie einen Produktfinder finden Sie auf der Website.
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de