Warum können so wenige Handwerker richtig loben? Bei meiner Recherche bin ich auf ein Phänomen gestoßen. Es liegt nicht nur am Nichtwollen, sondern vielmehr am Nichtkönnen. Vielleicht verfahren deshalb viele Chefs und Führungskräfte nach dem schwäbischen Motto „Net g’schimpft isch g’lobt g’nug“. Ich hätte zum Thema Lob und Anerkennung viele Geschichten auch aus meiner eigenen Lehrzeit zu erzählen. Ein generelles Umdenken ist gefordert und wir im Maler- und Lackiererhandwerk haben es da besonders leicht, denn Lob ist das Bindemittel und Anerkennung das Pigment. Wir brauchen es nur im richtigen Verhältnis zu mischen und schon haben wir die richtigen Streicheleinheiten für die Seele. Es ist einfach zu sagen: „Das hast du oder das haben Sie wirklich gut gemacht“. Wenn was nicht klappt, finden wir doch auch Worte – wenn auch meist nicht die richtigen. Könnte man die Schleifspuren von falschem Tadel ebenso betrachten wie eine nicht lackierte Stelle, dann wäre es relativ leicht festzustellen, dass man sich falsch verhalten hat. Schade finde ich, dass sich in den letzten fünf Jahrzehnten in Sachen Lob und Anerkennung so wenig getan hat. Loben will also gelernt sein. Wenn dieses geflügelte Wort stimmt, dann müsste das Loben längst Bestandteil der Meisterausbildung sein. Vielleicht gibt es ja in naher Zukunft einen online-Ratgeber für richtiges Loben – den Knigge fürs gute Benehmen gibt es ja schon längst.
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