Startseite » Aus- & Weiterbildung »

Fenstereinfassungen und Faschen - Eine Typologie

Aus- & Weiterbildung
Farbe und Architektur

Farbe und Architektur
Foto/Skizzen: Prof. Klaus Friesch

Fenstereinfassungen und Faschen: In der traditionellen Architektur hat sich die Aufwertung der Fensteröffnungen durch Einrahmung als beliebtes Gestaltungselement herauskristallisiert.

Autor | Fotos: Prof. Klaus Friesch

Die Rahmung von Fenstern dient der Betonung der Öffnungen. Sie lässt diese größer erscheinen. Eine Typologie lässt sich aus der Materialwahl für die Rahmung und der daraus folgenden Konstruktion ableiten.

Fenstereinfassungen und Faschen: Natursteineinfassungen

In der Steinarchitektur erhalten Fenster aufwendige, aus Stein erstellte Einrahmungen, die eine scharfkantige Ausbildung der Öffnung ermöglichen. Diese sind meist hervorstehend und häufig profiliert. Der obere Abschluss, Sturz genannt, dient der Lastabtragung und besteht bei kleinen Öffnungen aus einem horizontalen Element zur Überbrückung der Öffnung. Größere Wandaussparungen lassen sich durch konstruktive Elemente wie z. B. Bögen überspannen. Aufwendige Bauten sind mit Fensterbekrönungen versehen. Die seitlichen Elemente erscheinen wie Stützen, die den Sturz tragen. Im unteren Bereich der Brüstung, als Zone mit den größten Bewitterungseinwirkungen, befindet sich der nach außen geneigte Sims.

Holzeinrahmungen

Die aus dem Holzfachwerkbau kommende Verbindung von Fenster und Wand mittels Leibungsbrettern und Blenden findet sich auch bei verputzten Fassaden. Hier ist die Konstruktion ebenfalls hervorstehend. Der Sturzbereich ist häufig etwas größer und auskragender dimensioniert – ein Witterungsschutz für das Fenster.

In der Putzfassade besteht somit automatisch ein Materialkontrast: Eine raue Putzoberfläche steht gegen das glatt gehobelte Holz des Fensters. Daraus leitet sich der Kontrast zwischen der Fassadenbeschichtung und dem Lack ab, der sich auch als Kontrast der Glanzgrade zeigt.

Putz- und Farbfaschen

Eine preiswerte Variante der Rahmung stellen Putzfaschen dar. Sie imitieren die aufwendigere Steinarchitektur, sind jedoch vertieft angeordnet. Was bei Holz und Stein aus dem Material heraus die gewünschten scharfkantigen Ecken zur Öffnungsbegrenzung ermöglicht, ist bei groben Putzmörteln schwierig zu realisieren. Daher werden Putzfaschen im Regelfall mit feinkörnigem Putzmörtel hergestellt.

Die kostengünstigste Variante ist die Farbfasche, bei der die Rahmung rein optisch durch Farbwechsel erzeugt wird. Da dies häufig die einzigen Akzente sind, werden für diese Faschen kräftige Farbnuancen eingesetzt.

Fenstereinfassungen und Faschen: Gestaltungstraditionen

Traditionell umrandet die Fasche das gesamte Fenster, also auch den Bereich unterhalb des Simses. Ausnahmen bilden hier nur durchlaufende Gurtgesimse auf Brüstungshöhe oder fenstereinfassende senkrechte Lisenen. Hier wird die Fasche nur im Sturz- und Brüstungsbereich ausgebildet. Die Breiten sind auf die Öffnungsbreite der Fenster und die Proportionen der Fassade abgestimmt. Bei historischen Bauwerken folgen sie immer der symmetrischen Grundordnung der Großform.

Bei modernen Bauten in uniformer Bauweise sind derzeit asymmetrische Anordnungen beliebt. So kann auf einfache Weise die Gesamterscheinung einer Fassade stark verändert werden.

Egal ob vor- oder zurückspringend: Ein Farbwechsel wird traditionell immer an Innenecken durchgeführt. So erscheint die Einfassung/Fasche als räumlich wahrnehmbares, selbstständiges Bauelement. Für die Farbigkeit gibt es keine festen Regeln. Häufig finden sich für Faschen hellere Farbtöne. Durch den höheren Reflexionsgrad heller Farbtöne wird im Leibungsbereich die Grundfunktion der Belichtung gestärkt. Fensterrahmen sind ebenfalls meist hell oder sogar in Weiß gehalten. So können Einrahmungen/Faschen, Fenster und Läden eine optische Einheit bilden.

Gleichzeitig ist eine höhere Helligkeit auch ein generelles Merkmal von Steinfarbigkeit und damit sind diese Farbnuancen im Sinne der Materialimitation eine häufig gewählte Lösung.

Beachtung von Zeit und Raum

Die Faschenausbildung ist sowohl im zeitlichen als auch regionalen Kontext zu sehen. Je nach Stilepoche variiert die Ausbildung von aufwendig verspielt – wie zum Beispiel in der Barockzeit – bis hin zu reduziert im Klassizismus.

In der Moderne verliert sich die Umrahmung der Fenster. An ihre Stelle tritt manchmal die farbige Absetzung der horizontalen Fensterzwischenräume, sodass Einzelfenster optisch zu Fensterbändern zusammengefasst werden.

Farbfaschen erleben vor allem bei der Instandsetzung im Massenwohnungsbau eine Renaissance. Hier können sie die Erscheinung von sonst recht monotonen Fassaden der Nachkriegszeit aufwerten.

Zusätzlich ist ein Blick auf die räumliche Verbreitung zu werfen. Es gibt Regionen, in den Faschen wenig bis gar nicht verbreitet sind. Das Gestaltungselement Fasche ist, zum Erhalt regionaltypischer Fassadengestaltung, daher immer ein Thema in Orts- und Stadtbildsatzungen.

Weitere Beiträge des Autors:

Farbigkeit von Bauwerken

Architekturdetail Fenster

Gestaltung durch Gliederung

Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de