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Farbe und Architektur

Architekturdetail Fenster
Farbe und Architektur

Farbe und Architektur
Fotos/Skizzen: Prof. Klaus Friesch

Architekturdetail Fenster: An Fassaden – lateinisch facies für Angesicht/Gesicht – können Fenster auf poetische Weise als Augen betrachtet werden. Sie prägen deren Erscheinungsbild und werden bei der Sanierung hinsichtlich Gebrauchs- und Gestaltwert bewertet.

Autor | Fotos: Prof. Klaus Friesch

In der traditionellen Architektur mit tragenden Außenwänden sind Fensteröffnungen Einzelelemente in der Wandfläche, daher der Name Lochfassade. Deren Größe, Form und Anordnung in der Mauerfläche ist von den statischen Zwängen der jeweiligen Konstruktion abhängig und prägt das Erscheinungsbild einer Fassade. Das Zusammenspiel von geschlossenen Wandflächen und deren Öffnungen sind ein Verweis auf die jeweils technischen Möglichkeiten und ästhetischen Vorstellungen einer Zeit.

Es ist ein wesentliches Merkmal der grundlegenden Systematik der Architekturgeschichte in Form einer Zuordnung von Bauwerken nach Stilepochen. Wie im Artikel Grundprinzipien moderner Architektur  ausgeführt, ist das äußere Wesensmerkmal moderner Architektur die Befreiung der Fassadenöffnungen von statischen Zwängen einer tragenden Außenwand und damit der Möglichkeit einer radikalen Änderung der Fassade. Durchgehende horizontale Lichtbänder, verglaste Gebäudeecken bis hin zu voll verglasten Gebäuden verwirklichen eine lang erträumte Transparenz von Gebäuden.

Funktionen

Fenster sind der kontrollierbare, möglichst transparente Verschluss von Öffnungen in einer Wand und dienen zunächst der Belichtung sowie Belüftung von Innenräumen und deren Abschirmung von direkten Witterungseinflüssen. Sie verbinden durch Ein- und Aussichten das Äußere mit dem Inneren und haben somit neben den technisch funktionalen Aspekten auch einen großen ästhetischen Einfluss als Hauptgliederungselemente einer Fassade. Die Auswirkungen unsensibler Renovierungen von Gebäuden manifestieren sich dementsprechend deutlich im Bereich der Fenster. Mit dem griffigen Bild der Augen einer Fassade verliert diese alle Schönheit genauso, wie ein menschliches Gesicht, wenn im Augenbereich Augenbrauen und Wimpern gedankenlos entfernt würden. Beim Detail Fenster zeigt sich die Kombination aus Gebrauchs-, Gestalt- und Gefühlswert.

Es bestehen unbestritten sehr hohe bauphysikalische Anforderungen an Fensterkonstruktionen wie Schall-, Feuchte- und Wärmeschutz. Gleichzeitig nehmen industrialisierte Fertigungsmethoden, Formstandards Einfluss. Schnell sind alte Fenster ohne Kostenvergleich zur Instandsetzung/Instandhaltung ausgetauscht.

Die feine Proportionierung von Holzprofilstärken, ihrer Profilierung von Sprossen, Rahmen- und Flügelhölzern, die Unterteilung der Fensterfläche, Fensterläden und auch die Farbigkeit gehen dabei verloren. Diese Veränderung des Form-, Material- und Farbcharakters eines wichtigen Elements der Fassade kann zu einem Gestaltverlust für das Gesamtbauwerk führen.

Fachgerecht instandhalten

Mit Maßnahmen des Fensterbaus und fachgerechtem Unterhalt durch Maler können Bestandsfenster erhalten werden. Dies setzt jedoch voraus, dass sich Planer, Handwerker und Bauherren der Wertigkeit traditioneller Fenstergestaltung bewusst sind. Das Maler- und Lackiererhandwerk steht hier für die zwei Grundfunktionen Schutz und Schmuck.

Durch die Klassifizierung von Holzfenstern und Fensterläden als maßhaltige Bauteile wird dem Umstand Rechnung getragen, dass bei Fensterkonstruktionen eine reibungslose und dauerhafte Funktion nur gegeben ist, wenn deren Maßänderungen durch Quellen und Schwinden nur in geringem Umfang zugelassen wird. Fenster sind anwendungstechnisch eine Herausforderung und bedürfen für die langlebige Nutzung der regelmäßigen Instandhaltung der Beschichtung.

Die Außenwirkung

Aus ästhetischen Gesichtspunkten bedarf es der Auseinandersetzung mit dem reichen Formenschatz traditioneller Fenster, dem Erkennen der Gestaltungsbestandteile und typologischer Grundmuster, um mit Rücksicht auf das zeitliche und räumliche Umfeld beim Erhalt und der Restaurierung alter Fenster einen sinnvollen Beitrag zu leisten. Für die Außenwirkung zeigt sich die Ästhetisierung funktionaler Bestandteile. Fenster haben sich von der bloßen Öffnung in einer Wand zu durchdachten Gestaltungselementen entwickelt.

Das witterungsempfindliche Bauteil Fenster wird in der Tiefe der Wand meist mit Maueranschlag eingebaut, sodass ein konstruktiver Schutz gegeben ist. So wird die Wandstärke von außen erlebbar und die senkrecht zur Fassade erscheinende Wandfläche, Laibung genannt, gestalterisch relevant. Bei sehr kräftigen Mauern wird diese zur Erhöhung des Lichteinfalls abgeschrägt. Die Bezeichnung lautet dann Gewände. Diese Bauteile verfeinern sich zu Gestaltungselementen wie umlaufende Einrahmungen aus Stein oder Holz, bei Putzfassaden zu Faschen. Die Bauteile, ihre Formen, Materialien und Farben gliedern die Fassade so auf architektonische Weise. Den gestalterischen Möglichkeiten rund um Fenster, bspw. durch aufwendige Wandmalereien, widmet sich der Folgeartikel über die Fasche.

Einen Artikel über Farbfaschen und Fonds lesen sie hier
Einen Artikel über Fenstereinfassungen lesen sie hier
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