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April – von Scherzen und Schmerzen

Unverdünnt aufgetragen
April – von Scherzen und Schmerzen

April - von Scherzen und Schmerzen
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Nicht ganz neu dieser Scherz, nur ein bisschen aktualisiert: „Was“, sagt die Kundin erbost zum Handwerker, „sie können erst in drei Monaten anfangen? Das ist ja eine längere Wartezeit als bei meinem Mann, und der ist Arzt – und dann diese Preise.“ „Weiß ich alles“, grinst der Meister. War ja früher selber Arzt“. Scherz beiseite: Den Kunden bereitet es schon Bauchschmerzen, wenn sie aus vielerlei Gründen immer länger, zwei bis drei Monate sind nicht mehr ungewöhnlich, warten müssen. Tendenz steigend. Nicht hilfreich sind die Erklärungen wie „Beim Facharzt dauert’s noch länger“ oder „Auf‘s neue Auto warten Sie doch auch“. Eher helfen würde vielleicht diese Blaupause der Innung Frankfurt, die vor Jahren in ähnlicher Situation einen Schnelldienst für bestimmte Aufträge eingerichtet und auch in den Medien beworben hat. Die teilnehmenden Betriebe erklärten sich damals bereit, kleinere Aufträge in überschaubarem Zeitraum auszuführen. Die Kunden wandten sich unmittelbar an die Innung, die direkt vermittelte. Das war gut fürs Image, für die Kunden – und für die Betriebe auch.

Bezahlen für nix

Leider kein Aprilscherz: In Bremen soll noch vor der Wahl im Mai eine Ausbildungsabgabe beschlossen werden, die alle Betriebe entrichten müssen, wenn sie nicht ausbilden. Die Grünen und Roten in der Hansestadt haben wohl nicht mitgekriegt, wie dringend die Wirtschaft Fachkräfte sucht und wie gerne die Betriebe Lehrlinge ausbilden würden – wenn sich denn welche fänden.

Grüner geht’s nicht

„Nehmen Sie Grün – das hebt“, hat man früher oft gehört. Stattdessen wird es vielleicht bald heißen: „Nehmen Sie Grün – das lebt“, dann nämlich, wenn die von den Ministerien Bau und Umwelt jetzt vorgestellte Studie des Umweltbundesamtes umgesetzt wird. Nach der sollen nämlich Fassadenbegrünungen zur Regel werden. Die Regierungskoalition in Frankfurt am Main hat dies bereits verpflichtend beschlossen. Fassadenanstriche können wir demzufolge bald streichen.
Nachdem die Neubauziele nicht annähernd erreicht werden, fordert und fördert man jetzt verstärkt die Altbausanierung und schlägt zur Problemlösung Maßnahmen wie Verdichtung, Erweiterung und Aufstockungen vor. Das vergrößert ein Marktsegment, für das viele unserer Betriebe mit einer über das Berufsbild hinausgehenden Angebotspalette bereits kompetent und erfolgreich sind, aber sich auch noch zusätzliches Know-how aneignen müssen. Zum Beispiel bei der Behandlung von Holz, das als klimafreundlicher und nachhaltiger Baustoff zunehmend für Außenwandbauteile verwendet werden soll und mit einem Folien-Finish aus Kunststoff behandelt wird. Auf dem Weg zu klimafreundlicherem Bauen hat das Bundesumweltamt auch vorgeschlagen, Kies,

Sand und Gips durch eine neue Steuer zu verteuern. Dem hat allerdings die Bauministerin widersprochen. Wäre ja wohl auch ein Holzweg. Aber auf dem sind wir beim Bauen ja sowieso schon.

Stammtischparolen

Wirtschaftler haben jetzt publiziert, dass die Forderungen in den aktuellen Lohnrunden nach Inflationsausgleich – teilweise höher als die Inflationsrate – plus satten Lohnsteigerungen die Inflation weiter in die Höhe treiben. Dazu braucht es keine Wirtschaftler. Man hört das in jeder Eckwirtschaft – am Stammtisch.

Hans K. Schlegel zum Hundertsten

Auch an dieser Stelle herzliche Gratulation Prof. Hans K. Schlegel und farbige Grüße zum Hundertsten. Er ist Maler in der ganzen Bandbreite dieses Wortes und hat Generationen von Studierenden den gestalterischen Part unseres Berufes vermittelt. Ich erinnere mich an viele Begegnungen mit ihm, und besonders gerne an unsere gemeinsam mit der Denkmalpflege im Auftrag von Caparol erarbeitete Musterkarte „Panorama – die Collection der Fassadenfarben“, die nicht zuletzt seiner Sensibilität, Akribie und Geduld wegen wohl bis heute die beste aller Farbtonkarten für Fassaden ist. Nun ist er also hundert, aber es hat mich nicht überrascht, dass er die telefonischen Glückwünsche eines ehemaligen Schülers mit dem Hinweis abkürzte: „Ich muss Schluss machen, weil ich jetzt Unterricht habe“. Ja, so ist er – und bleibt hoffentlich noch eine Weile so.

Lehrer im Leerlauf

Dass das vom Handwerk geforderte Schulfach „Werken und Technik“ von den eingesetzten Lehrkräften wohl nicht zusätzlich abgedeckt werden kann, hatte ich im März geschrieben und auch vorgeschlagen, dass das Handwerk dafür geeignete Kräfte anbieten sollte. Wie notwendig das ist, zeigt auch die erschreckende Statistik: 40 Prozent der Lehrkräfte unterrichten inzwischen in Teilzeit. Höchste Zeit, um über den Vorschlag nachzudenken.

Lausige Farbe

Inspiriert vom Blut der Cochenille-Laus ist, so das Farbinstitut „Pantone“, die Farbe des Jahres „Viva Magenta 18–1750“ entstanden. Sie soll unter anderem dafür sorgen, „dass wir mehr mit der Materie in Verbindung treten und durch die Macht der Natur den Geist beleben und unsere innere Stärke aufbauen.“ Das zeige sich bereits in unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen. Eine berauschende Argumentation. Ich denke, auch diese Farbe des Jahres wird, wie schon alle ihre Vorgängerinnen, an uns vorbeirauschen.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


April, aus dem lateinischen Aprire, heißt öffnen, also: Offen sein für neues und interessantes.

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