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Wohnungsbau mit Problemen

Unverdünnt aufgetragen mit Werner Schledt
Wohnungsbau mit Problemen

Wir bauen zu viel auf Sand, d. h. auf dem Land. Das Kölner Institut für Wirtschaft hat jetzt veröffentlicht, dass in diesem und im nächsten Jahr rund 350 000 Wohnungen gebaut werden müssten, um die Nachfrage zu decken, davon rund 60.000 in den sieben größten Städten. Die tun sich aber mit Ausnahme von Düsseldorf und Hamburg beim Erschließen von Neubaugebieten schwer. Dagegen wurden auf dem Land rund 50 Prozent mehr Wohnungen gebaut, als gebraucht werden. Die Folge: Fast zwei Millionen stehen leer. Die Grünen haben auf die Studie prompt reagiert und gefordert, dass mehr auf bereits erschlossenen Flächen gebaut werden darf, statt weiter Freiland zu versiegeln. Wenn die Baugesetze wie vorgeschlagen entsprechend geändert würden, hätten auch unsere Betriebe vom Land noch mehr Baustellen in der Stadt. Vorausgesetzt natürlich, es kommt für Handwerker nicht zu Fahrverboten. Aber das ist eine weitere Baustelle.

Der Bau ist zur Stelle

Auch die energetische Modernisierung bleibt eine Dauerbaustelle. Logisch und konsequent, dass die Bauwirtschaft bei der Entwicklung von Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele beteiligt werden will. Weil im Wohnungsbau großes Potential zur Reduzierung von CO2 liegt, sollte die Kompetenz der Branche, die hierzu Offenheit für neue Technologien, Kreativität und Planungssicherheit fordert, endlich genutzt werden. Das würde der Sache nutzen.

Ein großes Wort

Welch großes Wort: „Baukostensenkungskommission“. Sie wurde im Koalitionsvertrag beschlossen und soll „preistreibende und überdimensionierte Standards und Kosten von Materialien und Verfahren insbesondere der energetischen Sanierung“ überprüfen. Sie hat sogar schon getagt und gefordert, neue Vorschriften auch hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Bau- und Wohnkosten zu überprüfen. Ergebnisse gibt’s noch keine. Vielleicht bei der nächsten Tagung.

Initiative Innung

Die Fachorganisation mit ihren Innungen ist unser bester Interessenvertreter. Eine Delegation der Innung Rhein-Main hat aktuell bei einem Gespräch mit der Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz mal wieder angeregt, öffentliche Aufträge nicht an den Billigsten zu vergeben, und auch praktikable Vorschläge für eine Änderung gemacht: Vergabe an den Zweitgünstigsten oder, wie in der Schweiz, an den Bewerber, dessen Angebot dem Durchschnitt am nächsten kommt. Die Ministerin will sich des Themas annehmen. Vielleicht führen ja beharrliche Initiativen und gute Argumente wie diese bei der Vergabe zu einem annehmbaren Ergebnis.

Interessant auch diese neue Initiative: Gemeinsam mit der Agentur für Flüchtlinge hat die Innung die Qualifikation von Flüchtlingen mit Berufserfahrung als Maler getestet und bewertet. Interessierte Innungsmitglieder können das Testat mit den Zertifizierungen „Kann eigenständige/unter Anleitung als Geselle arbeiten“ oder „Als Malerhelfer geeignet“ samt Lebenslauf und Aufenthaltsstatus anfordern. Eine hilfreiche Sache. Für Betroffene und Betriebe.

Halbe Sachen

Man kann den Philosophen Frithjof Bergmann, der sich seit Ende der 70er- Jahre mit der Zukunft der Arbeitswelt beschäftigt, auch Erfinder der Teilzeit nennen. Seine zur Zeit der aufkommenden Automatisierung erhobene Forderung, jeder solle ein halbes Jahr am Fließband arbeiten und sich ein halbes Jahr seiner Leidenschaft widmen können, wird immer mehr zur Realität. Statt „9 to 5“ kann derzeit bereits die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland weitgehend unabhängig von Ort und Zeit arbeiten. Von der anderen Hälfte, zu der auch die kreativen Handwerker gehören, ist diese Art von „Work-Live-Balance“ sicher nicht allen so wichtig. Viele von ihnen arbeiten nämlich in Vollzeit leidenschaftlich gerne. Gute Handwerker machen halt auch keine halben Sachen -eben nicht wie am Fließband.

Reichtum Rente

In kaum einem Land machen sich die Menschen so viele Sorgen um Armut und Ungleichheit wie bei uns. Wir hören’s ja auch täglich, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer würden. Dabei wird meist unterschlagen, dass die Rentenansprüche nicht zum Vermögen gezählt und bei den Vergleichen nicht berücksichtigt werden. Rechnen Sie einmal mit: Wer 15 Jahre lang eine gesetzliche Monatsrente von nur 1000 Euro bezieht, verfügt über ein sicheres Vermögen von 180.000 Euro. Und: Wie reich muss der „Reiche“ sein, um aus seinem Vermögen monatlich 1.000 Euro Zinsen zu erzielen? Der europäische Vergleich zeigt auch folgenden Zusammenhang: Je höher die Absicherung durch den Staat via Sozialversicherung, desto kleiner zwar das verfügbare Einkommen, aber umso geringer auch der Anreiz zu eigener Vorsorge. Das ist schon besorgniserregend.

Herrschaftszeiten

Die Zeitnot wird immer größer, weil stetig mehr auf uns einwirkt und uns ablenkt. Wer bei all dem Herr seiner Zeit bleibt, führt ein wahrhaft herrschaftliches Leben.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Gute Handwerker machen keine halben Sachen

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