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Mit Zitaten

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Mit Zitaten

Werner Schledt

„Kraft kommt vom Tun – nicht vom Ruh’n!“ Das war die prompte Replik von Friedrich Ernst von Garnier auf unser ebenso wahres Kompliment über seine ungebrochene Schaffenskraft und sein Lebenswerk als Gestalter. Was er bisher gemacht und in den drei fulminanten Bänden „Meine farbige Welt“ abgebildet und teils trefflich kommentiert, teils überzeugend und ausführlich begründet hat, kann man sowohl der Quantität, mehr aber noch der Qualität wegen nur mit großem Respekt und Hochachtung betrachten. Friedrich Ernst von Garnier, mit dem ich gemeinsam an derselben Werkkunstschule studiert habe – wo wir uns allerdings noch nicht begegnet sind – arbeitet konsequent mit den dort gelehrten künstlerischen Mitteln, versteht sich aber nicht als Künstler, sondern betont immer wieder, dass er sich eigentlich eine Architektur wünsche, die Korrekturen, wie er sie mit der Farbe anbringe und damit seine ganze Arbeit, ausgenommen die, bei der mit farbigen Elementen bereits gebaut werde, entbehrlich mache.
Mit den Mitteln
Seine Arbeiten können, nicht etwa erst seit der mittlerweile nahezu unbegrenzten Erweiterung des Kunstbegriffs – sogar bevorzugt – in die Kategorie Kunst eingeordnet werden. Sie sind schon der Mittel wegen, die er gekonnt einsetzt, für all diejenigen , für die, wie Adolf Hölzel es formuliert hat, die Kunst immer noch in den Mitteln liegt – also nicht im Was, sondern im Wie – in hohem Maße künstlerisch und damit Kunst, wenn auch in kaum einem Fall das, was man unter dem strapazierten Begriff „Kunst am Bau“ versteht. Nicht nur für mich ist von Garnier, mit dem ich früher auch an einem Projekt zusammenarbeiten durfte, weltweit einer der ganz Wenigen, wenn nicht der Einzige, der sich solcher Objekte, die oft eher gewaltig überdimensionierten kolossalen Kisten und gigantischen Maschinen entsprechen als herkömmlichen Wohnbauten oder überkommener Industriearchitektur als Gestalter mit einem schlüssigen Konzept und dem Ziel, diese oft monströsen Konstruktionen mit Umfeld und Umwelt zu versöhnen, erfolgreich angenommen hat.
Zum Erfolg
Dieses Anliegen, das wird bei allen Gesprächen immer wieder deutlich, ist für ihn wichtiger als eine Auszeichnung wie die von BILD als „berühmtester Farbexperte Europas“. Zu Recht stolz ist er freilich auf die zahlreichen gewonnenen großen Wettbewerbe, die vor allem als sachkundige Anerkennung seiner Arbeiten zu werten sind. Friedrich Ernst von Garnier auf seinem malerischen Hof Iben zu besuchen, seine Intentionen zu erfahren, Bilder seiner Arbeiten zu sehen – nicht zuletzt auch mit ihm zu streiten – ist immer wieder reizvoll.
Deshalb war ein Besuch dort eines der Events, die wir wichtigen Kunden, in diesem Fall vor allem Architekten, zu Weihnachten anstelle herkömmlicher Präsente offerierten. (Andere sind z.B. ein ADAC-Sicherheitstraining oder „Gemeinsam was anrichten“, wie wir das mit Kunden gemeinsame Zubereiten eines Menüs mit einem Sternekoch nannten).
„Dahin, wo die Farbe herkommt!“ war die Überschrift für diesen Tag, für den wir uns einiges einfallen ließen: Für Kurzweil schon bei der Anreise mit dem Bus gab es eine in der Aufmachung von BILD gestaltete „Tagungszeitung“, u.a. mit einem Editorial über F. E. von Garnier, einem unterhaltsamen Farbenspiel, nützlichen Informationen und auch ein paar Karikaturen. Dann ein deftiges „Baustellenfrühstück“, auch verpackt wie es früher die Frauen ihren Männern auf die Arbeitsstelle brachten.
Weil zudem die Sonne schien, konnten wir schon bei der gastfreundlichen Begrüßung das malerische Ambiente von Hof Iben genießen und anschließend die Ateliers besichtigen, wo seit geraumer Zeit schon überwiegend mit Unterstützung von Computerprogrammen gestaltet wird, die die aufwendigen Entwürfe von Hand und die beeindruckenden Modelle fast völlig verdrängt haben.
Bei der Dia-Schau, die Friedrich Ernst von Garnier kurzweilig wie immer präsentierte, bestätigten insbesondere die späteren Arbeiten, wie sehr er sich dem Primäranliegen, von vornherein mit Farbe zu planen und zu bauen, statt hinterher korrigieren zu müssen, verpflichtet fühlt.
Beeindruckend auch die Ausdeutung und Gestaltung großer Werkshallen, in denen aus streng funktionalen Arbeitsstätten und -plätzen „im Trockenen und im Warmen“ ein wohltemperiertes farbiges Klima entstand, bei dem es sich gut und gerne arbeiten lässt.
Objekte, die mit von ihm entwickelten Kollektionen – von keramischen Belägen, über Ziegel bis hin zu Trapezstählen – konzipiert wurden, wirkten auch auf kritisch eingestellte Architekten absolut überzeugend.
Kurze Diskussionen entstanden allenfalls über das eine oder andere mit Farbe „nachbehandelte“ Objekt und im Disput darüber, ob denn wirklich ausnahmslos alle der gänzlich aus fast schwarzen Baustoffen konstruierten, aber formal guten Bauten, wie sie oft gerade in Schulen und Kindergärten anzutreffen sind, in jedem Fall unangebracht und falsch seien, lieferte er mit Bildern einer anspruchsvollen Seniorenresidenz in Köln, die erst als Alterssitz angenommen wurde, nachdem natürliche Farbigkeit über den bedrückenden anthrazitfarbenen Bau gelegt wurde, ein starkes Argument.
Darüber, ob nicht farblos Graues auch mal gut sein kann, ließ sich trefflich streiten, aber „dass das Grauen auch bunt sein“ kann, war unstrittig. Ganz wichtig und intensiv schließlich die anschließenden Gespräche in kleinen Runden, mit denen der interessante und anregende Tag ausklang.
Was in südlichen Ländern wichtig ist, ist bei uns noch lange nicht stimmig.
Das Bunt am Haus kann grausam sein.
Gelb. Als Firmenfarbe am Bau missbraucht, gehört in die große Familie der Dummheiten.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt ist er Geschäftsführer der Schledt & Schledt GmbH.
Die Zitate aus dem Artikel stammen von Friedrich Ernst von Garnier.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
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