Startseite » Betrieb & Markt »

Von Päckchen bis Pump

Betrieb & Markt Unverdünnt aufgetragen
Von Päckchen bis Pump

Von Päckchen bis Pump
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Alle Jahre wieder habe ich schon im November daran erinnert, frühzeitig an eine originelle Aufmerksamkeit für Ihre Kunden zu denken, und dazu immer auch ein paar Vorschläge gemacht. Diesmal bin ich spät dran, aber einen Vorschlag habe ich doch. Es geht aber diesjahr nicht um Ihre Kunden, sondern um Ihre Kinder: Falls Sie denen nämlich, zum Beispiel aus steuerlichen Gründen, eine Immobilie übertragen wollen, ist Weihnachten der beste Termin. Wenn nämlich der Bundespräsident, wie vorgesehen, das Jahressteuergesetz 22 noch in diesem Jahr unterzeichnet, tritt es schon zum Jahresende in Kraft. In ihm heimlich verpackt sind neue Berechnungssätze für die Wertermittlung, die zu Steigerungen der Erbschafts- und Schenkungssteuer, so schrieb jetzt die „WirtschaftsWoche“, von 20 bis 30 Prozent führen. Experten empfehlen deshalb, ggf. Immobilien noch vor Weihnachten zu übertragen. Fragen Sie also schnell Ihren Steuerberater, ob das für Sie Sinn macht. Oder wollen Sie zum Fest den Fiskus beschenken?

Penunzen statt Personal

Auch die Staatsdiener haben ihr Päckchen zu tragen: Sie sind, so deren Gewerkschaft, unterbesetzt und überarbeitet. Aber ver.di hat was gegen den Personalmangel: Penunzen. Dazu hat sie ein Forderungspaket – in der Spitze mit 25 Prozent – geschnürt. Übertragen wir diese wunderliche Idee gegen Personalknappheit, die womöglich andere Berufsgruppen aufgreifen werden, mal auf einen Malerbetrieb: Angenommen, der hat 20 Beschäftigte, aber Arbeit für 25. Weil er die fünf nicht findet, erhöht er die Löhne um 25 Prozent – und flux arbeiten die 20 so viel wie fünfundzwanzig. So furchtbar überlastet könnte sein Personal also bislang wohl nicht gewesen sein. Oder?

Auf dem Wunschzettel

Die Zahl derer, bei denen die Vier-Tage-Woche auf dem Wunschzettel steht, wird immer größer. (Bei einer aktuellen Umfrage wollen sie 61 Prozent bei vollem Lohnausgleich, 14 Prozent würden auch Einbußen hinnehmen). An vier Tagen produktiv sein wie bisher an fünf? Wo zunehmend Maschinen statt Menschen produzieren, ist das Mainstream, aber in lohnintensiven Berufen lassen sich Fachkräfte nicht ersetzen. Wenn dort für vier Tage so viel wie vorher für fünf bezahlt wird, steigen im Baugewerbe – von der Altenpflege erst gar nicht zu reden – Lohnkosten und Lohnpreise um 25 Prozent. Ja, Freizeit ist uns lieb und teuer. Reduzierungen der Arbeitszeit lagen ja schon in früheren Jahren auf dem Gabentisch. Umgetauscht werden sie erfahrungsgemäß nie. Und vor diesem Hintergrund die unablässigen Forderungen nach bezahlbaren Wohnungen und das erneut erklärte Ziel, jährlich 400.000 neue zu bauen. Geschenkt.

Bundesrechnungshof packt aus

Der Staat lässt sich nicht lumpen – er muss das Geld für Geschenke aber pumpen. Der Bundesrechnungshof hat jetzt mit der Bürgergeld-Reform – das Paket war bei Redaktionsschluss noch nicht fest verschnürt- harsch abgerechnet und abgelehnt, dass auch hoch vermögende Familien durch die staatliche Grundsicherung ein zusätzliches Einkommen kriegen sollen und insbesondere kritisiert, dass ein erleichterter Zugang den Bundeshaushalt mit Ausgaben für Personen belasten würde, die selbst leistungsfähig sind.

Die Kritik des Rechnungshofes richtet sich auch gegen den Plan, nach dem die Jobcenter künftig über zwei Jahre lang selbst für überdurchschnittlich große Wohnungen die vollen Mietkosten tragen sollen, und zitiert als Beispiel: „So könnte ein Ehepaar mit zwei Kindern trotz 150.000 Euro Spar- und Barvermögen, weiterem Vermögen, das der Altersvorsorge dient, zwei Kraftfahrzeugen und selbst genutzten Wohnungseigentums (jeder Größe) Bürgergeld erhalten.“ Bemängelt wird auch die Verlängerung der Zeit für eine Vermögensprüfung von sechs Monaten auf zwei Jahre, ebenso, dass bei dem Antrag künftig keine Auskunft über das Vermögen mehr erforderlich werden, sondern eine Angabe „kein erhebliches Vermögen“ genügen soll. Dieses Reform-Paket mutiert für die Steuerzahler zum Belastungspaket. Und in eine Zeit, in der Arbeitssuchende gute Chancen haben, passt es schon gar nicht.

Anpacken statt einpacken

Manche Experten bieten gegen den Fachkräftemangel auch Nachdenkenswertes an: So zum Beispiel plädiert Sigmar Gabriel für eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden und meint: Einst galt es als Akt der Solidarität, weniger zu arbeiten, um nicht anderen Arbeit wegzunehmen. „Heute haben wir das genau entgegengesetzte Problem. Uns fehlen Menschen für die Arbeit.“ Ähnliche Vorschläge kommen auch vom Institut für Arbeits- und Berufsforschung: Es sieht bei den nur 15 Prozent erwerbstätigen Ruheständlern noch Potenzial, das man besser ausschöpfen könne, wenn man dafür einen Steuersatz von 20 Prozent einführen oder die Zusatzeinkommen ab einem bestimmten Alter einkommensteuerfrei machen würde. Alles Vorschläge, aus denen man kurzfristig eine Probepackung schnüren könnte. Langfristig erwarten die Altersforscher übrigens, dass wir immer älter und viele dann absehbar mit 80 und 90 Jahren noch arbeiten werden, Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen zwar nicht einfach weiter, sondern anders, zum Beispiel in der Aus- und Weiterbildung oder freiwillig und ehrenamtlich. Tödliche Krankheiten sind, so die Forscher, die Folge davon, dass wir immer älter werden. Je weiter also die Medizin kommt, desto länger leben wir. Die Jungen werden’s erleben.

Was Malerisches zum Schluss

„Farbe ist das Licht der Welt“, sagt der Schweizer Künstler Ugo Rondinone. Und wir bringen es in die Häuser – mit unseren bunten Leistungspaketen. Ich wünsche Ihnen, dass das auch im neuen Jahr gelingt und Sie darüber hinaus alle aufgebürdeten Päckchen stets frohgemut und mit unternehmerischem Optimismus tragen.


PraxisPlus

Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Der Staat lässt sich nicht lumpen – er muss sich das Geld aber pumpen.

Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de