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Betrieb & Markt
Methoden

Werner Schledt

Mafia-Methoden: In Italien, so war zu lesen, übernehmen Paten die Rollen der Partner für den Mittelstand. Weil dem die Banken Kredite verweigern, springen die Bosse zu hohen Zinsen ein (Wer die nicht aufbringen kann, wird sich wohl anderweitig erkenntlich zeigen müssen). Auch bei uns machen Finanziers, die uns gestern noch vehement umworben haben, Fisimatenten. Kredite für Handwerker sind für diese ehrenwerte Gesellschaft angeblich zu riskant. Auch eine Methode.
Front gegen Frontal
Für Hans Moosbrugger, langjähriger Vorsitzender des hessischen Bildungsausschusses und Initiator der Gütegemeinschaft „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“, war der Frontalunterricht in Berufsschulen schon immer ein Gräuel. Seine beharrliche Begründung:
„Unsere Lehrlinge wollten ja gerade weg vom Frontalunterricht, um im dualen System an Objekten zu lernen – und werden in der Berufsschule gleich wieder damit gelangweilt.“ Erst jetzt bestätigen ihn Veröffentlichungen und Studien. Denen zufolge sind Männer von vornherein für Langeweile anfälliger als Frauen. Mehr als drei Viertel der befragten Schüler nennen als Grund ihrer Langeweile und Schulunlust die Unterrichtsgestaltung. „Weil Lehrer zu viel reden, ist die Schule Domizil des Grauens und Gähnens.“ Der Ausweg: den Unterricht mit Projekten verzahnen. Wer früher sichtbar Desinteresse zeigte, kriegte schon mal ‘ne Ohrfeige. Die neueren Studien sind eine Ohrfeige für den Frontalunterricht.
Laut gelacht
Der Albtraum, mal laut zu denken und einen Gesprächspartner „A…loch“ zu nennen, bevor man den Hörer aufgelegt hat, quält junge Leute nicht. Sie tippen ihren Frust schon während des Gesprächs synchron in den Rechner – und drücken vielleicht gedankenverloren auf SENDEN. Was ein Schweizer Erfolgsautor in einer seiner Geschichten aus der Welt des Managements köstlich beschreibt, ist mir jetzt mit einer Geschäftspartnerin (die ich sehr schätze) widerfahren. Gott sei Dank war ich der Empfänger. Laut gelacht.
Nicht bestanden
Die Amis haben meinen Test nicht bestanden: Mindestens in der Gastronomie ist’s mit der viel gerühmten Dienstleistungsfreundlichkeit nicht mehr weit her. Weil Gäste immer öfter anstelle des traditionellen „Tip“ von fünfzehn bis zwanzig Prozent nur noch Trinkgeld geben, wird das Bedienungsentgelt zunehmend wie die Steuer ausgewiesen und direkt berechnet. Wer schon entlohnt ist, hält besonderen Service wohl nicht mehr für lohnend. Wie bei uns.
Noch zu den Amis: Dort locken Makler die Mieter mit Zugaben, wie zum Beispiel Jahresabos für Frühstückscafés oder Fitnessstudios. Die Idee ist gebongt.
Wie gemalt
Eigentlich wollte ich nur eine kleine Kugel, aber dann konnte ich den herrlichen Abbildungen der köstlichen Kreationen auf der Eiskarte nicht widerstehen und bestellte den großen Bella-Italia-Becher. So farbig und verlockend müssten unsere Angebote bebildert sein, dachte ich und ließ eine Karte mitgehen, um die Idee so lange vor Augen zu haben, bis sie im Betrieb verwirklicht ist. Dabei blieb’s. Als ich dieser Tage bei Dr. Carl-Heiner Schmid las, dass er sich mit Gedanken beschäftigt, sogar Baustellen bildgestützt zu organisieren, stellte ich die Eiskarte wieder in mein Blickfeld. Jetzt geh’n wir dran. Wir wollen unsere Angebote so bebildern, dass den Kunden ordentlich das Wasser im Munde zusammenläuft. Dann bestellen Sie vielleicht größere Portionen.
Das Letzte
Einen Kleinbetrieb auszulasten ist eine Kleinigkeit – wenn man entsprechend wirbt. Diese Erfahrung machen wir gerade mit unserer neuen „Marke“, die sich auf kleinere Aufträge spezialisiert hat. Wir hatten freilich nicht bedacht, dass so viele Privatkunden eine Rechnung verschmähen. Also rechnet jetzt bei diversen Aktionen ein Mitarbeiter im Schornsteinfeger-Kostüm als „letzter Schwarzarbeiter“ den Besuchern vor, dass sie als Mieter ihr Geld zum Schornstein rausblasen, wenn sie sich für „Mehrwert ohne Mehrwertsteuer“ entscheiden. Mit dem verdoppelten Steuerbonus kann man nämlich redlich die Mehrwertsteuer bezahlen – und man behält zudem im Vergleich zur Schwarzarbeit meist sogar noch richtig was übrig. Jetzt gilt auch für kühle Rechner: Schwarzarbeit ist das Letzte!
Drüberfliegen
„Mal drüberfliegen“ reicht nicht aus, um herauszufinden, was aus der neuen Energieeinsparungsverordnung für uns wichtig ist und wer im Betrieb davon wissen muss. Da kommt das Angebot eines namhaften Verlages, die Mitarbeiter mit einem E-Mail-Lehrgang zu schulen, gerade recht. Wir haben ihn gebucht und werden’s mail versuchen.
Kein Wunder
Graham Greene lässt in seinem Roman „Das Wunder des Malachias“ den erbosten Pater das Wunder tun, ein Haus des Anstoßes über Nacht verschwinden zu lassen. So ein Wunder würde ich mir für das gerade renovierte Eckhaus in meiner Straße auch wünschen: Es ist zitronengelb gestrichen und schwebt wie eine schwefelige Wolke über einem leuchtend azurblauen Sockel – aber leider nicht davon. Das ärgert mich. Kein Wunder.
Hochsprung
Mit der Kreditlinie für die Kunden ist’s wie mit der Latte beim Hochsprung: nicht höher legen, als man springen kann.
Lieber Caddy
Golfen ist gut und schön. Aber dass die Mitgliedschaft im noblen Club sich auch in Aufträgen niederschlägt, ist eher selten. Auf meine Frage an einen betuchten Golfer, ob er denn Aufträge an seinen Clubfreund vergebe, antwortete er lakonisch: „Ich zahl’ doch nicht dem sein teures Hobby mit.“ Fazit: Wenn’s um Aufträge geht, sind Caddies wahrscheinlich erfolgreicher.
Dranhängen
Unser Hauptverband offeriert schon eine Weile einen originellen Türanhänger, gedacht um ihn in der Nachbarschaft von laufenden Arbeitsstellen an die Wohnungstüren zu hängen. Gute Idee. Wir machen das. Einfach dranhängen.

kompakt
Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“.
Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt engagiert er sich als Marketingleiter der TREIBS Bau GmbH und schreibt exklusiv aus betrieblicher Sicht für Malerblatt- Leser.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
Heinrichstraße 9-11
60327 Frankfurt/Main
Tel.: (069) 750010-310
Fax: (069) 750010-340
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