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Was uns grünt und blüht

Betrieb & Markt
Was uns grünt und blüht

Was uns grünt und blüht
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

In der Aprilausgabe hatte ich geschrieben, dass die neue Frankfurter Freiraumsatzung Hausbesitzer bei Neu- und Umbauten zur Fassadenbegrünung verpflichtet, und zwar zu 50 Prozent der Flächen bis zu einer Höhe von 3 Metern. Andere Städte planen Ähnliches. Jetzt im Mai, wo alles grünt, wissen wir auch was den Eigentümern blüht: Eine große Wohnungsbaugesellschaft hat für die Erstbegrünung 85 Euro pro Quadratmeter veranschlagt, zusätzlich der Pflegekosten bei grundgebundener Bepflanzung versteht sich. Für wandgebundene Begrünung kalkuliert man sogar mit 500 bis 1000 Euro pro Quadratmeter. Das sind freilich erst die Voranschläge. Noch dazu: Eine begrünte Sockelhöhe von drei Metern stellt uns auch bei der Farbgebung für die obere Fassade vor neue und reizvolle Aufgaben.

Fachkräftesuche mit Format

Die Bewerberwoche der Innung Rhein-Main hat Format. Die letzte hat mehr als 100 Schülerinnen und Schüler durch Theorie- und Praxisteile geführt und Interessierte zu einem Recall eingeladen, bei dem den Bewerbern dann Gesprächspartner von Ausbildungsbetrieben zur Verfügung standen. An diesem Speed-Dating nahmen 38 Interessenten teil. Dass nur diese von den rund Hundert zum Recall eingeladen wurden, hat auch einen Grund, der nachdenklich machen muss: Abschlusszeugnisse von Haupt- und auch Realschülern sind doch nur Zeugs, wenn die Absolventen weder die Grundrechenarten und einfache Geometrie ausreichend beherrschen, noch einigermaßen richtig schreiben können. Wer nach neun Schuljahren nicht weiß, dass wir Maler malen, aber die Müller mahlen und kaum rechnen kann, dem fehlt halt das kleine Einmaleins zur Berufsausbildung. Freilich, es ist gut und sinnvoll, wenn die Betriebe, nicht zuletzt der ausländischen Lehrlinge wegen, Nachhilfeunterricht anbieten. Aber der soll dazu dienen, dass die Fachbegriffe und das Fachrechnen sitzen – nicht zum Nachsitzen. Politiker reden dauernd über Bildung, aber die Schulen versagen. Trotzdem dürfen wir nicht verzagen: Formate wie die Bewerberwoche sollten Schulen machen. Noch dazu: Ein Fünftel der Jugendlichen bei diesen Bewerberwochen waren weiblich. Für Frauen sind Handwerksberufe, bei denen man gestalterische und kreative Talente einbringen kann, attraktiv. Eine junge Tischlerin, die inzwischen selbstständig ist, schrieb dazu in einer Illustrierten: „Seitdem ich meine eigene Chefin bin, lebe ich als Handwerkerin meinen Traum: Ich habe maximale Freiheit und einen wahnsinnig abwechslungsreichen Arbeitsalltag.“ Vielleicht sollten wir die Frauen bei unserer Nachwuchswerbung noch gezielter ansprechen.

Sozialbeiträge steigen zweistellig

Minister Lauterbach bezeichnet die ab Sommer vorgesehene Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung um 12 Prozent als moderat. Vorgesehen ist aber auch noch, dass bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf – der wohl vorhersehbar ist – die Beiträge über eine Rechtsverordnung weiter gesteigert werden können. Steigerungen der Sozialkosten belasten lohnintensive Berufe wie unseren besonders hart – und über die Preise auch unsere Kunden.

Kunden zu Fans machen

Von der Kraft der Weiterempfehlung durch zufriedene Kunden handelt das neue „Frankfurter Allgemeine“-Buch „Kundenliebe“. In ihm beschreiben erfolgreiche Spitzenmanager ihre Wege zur optimalen Kundenbindung, und der erste gleich seine Königsdisziplin: „Kunden zu Fans machen“. Ich habe das Buch erst angelesen und werde darauf zurückkommen, habe mir aber dazu bereits einen Reim gemacht: „Hast Du zu Kunden keine Liebe, verlierst Du sie an Kundendiebe“. Vielleicht ein Menetekel an Ihrer Bürowand.

Caritas für Wärmedämmung

Die Debatten über Für und Wider der Wärmedämmung mit WDVS sind abgeklungen. Klimaneutralität – von der alle reden, aber kaum einer so richtig weiß, was das genau bedeutet – ist ohne die bewährten Dämmsysteme auch im Baubestand nicht zu erreichen. Jetzt wirbt sogar die Wohltätigkeitsorganisation Caritas mit ganzseitigen Anzeigen und der Headline „Wärmedämmung auch für günstige Mietwohnungen“ dafür. Das zu lesen, tut wohl.

„Lebbe geht weider“

Gute Unternehmer behalten ihren Humor auch dann, wenn’s mal nicht so gut läuft. Andere – gefühlt die meisten in unserem Land jammern ständig, sie hätten nichts mehr zu lachen. Einer, der in Deutschland das Lachen vermisst, ist die Fußball- und Trainerlegende Stepanovic, der jetzt in einer großen Zeitung über den Umgang mit schwierigen Situationen in serbo-hessisch so zitiert wurde: „Wenn der Ball ned reingeht, geht er ned rein“. Steppi wohnt in meiner Nähe, ich treffe ihn manchmal beim Joggen und dann erzählt er mir auch von den gesundheitlichen Folgen seiner Karriere als einer der weltbesten Abwehrspieler. Aber auch die wehrt er immer gut gelaunt ab. Machen wir’s, trotz Corona, Materialengpässen, Inflation, steigender Sozialabgaben, geplanter Gipssteuer, dem Fachkräftemangel, den falschen Einwürfen zur Reichensteuer und den elfmeterreifen Fouls der Bürokratie, doch auch so. Denn, „Lebbe geht weider“.


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


Hast Du zu Kunden keine Liebe, verlierst Du sie an

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