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Neugierig?

Unverdünnt aufgetragen Mattes und Glänzendes aus dem Malerhandwerk
Neugierig?

Werner Schledt

Auf der Messe messen lassen müssen sich die in- und ausländischen Anbieter, die Anfang März bei der „FARBE – Ausbau & Fassade“ in Köln Neuheiten und Weiterentwicklungen vorstellen. Die Präsentation von Produkten und Verfahren ist traditionell das Herzstück der Ausstellung – der Auftritt der Schulen aber die Seele. Sie zeigen diesmal am Stand unseres Bundesverbandes die Ergebnisse des Wettbewerbs „Farbe spielerisch erleben“. Auf Neuerungen muss man neugierig sein – auf die Schülerarbeiten darf man sich freuen.
„Einen schönen Tag noch.“ Das hört man nach dem Einkaufen oder Ausgehen immer öfter. Viele halten das für unaufrichtig und aufgesetzt. Ist es ja auch. Ich mag es aber gerade deshalb. Beweist es doch, dass man Mitarbeitern auch „Weiche Tugenden“ erfolgreich antrainieren kann. Bloß weil er eingeübt wurde ist ein freundlicher Gruß noch lange kein Stuss.
Druckfehler können ärgerlich sein, einen manchmal aber auch auf neue Ideen bringen: In meiner Dezember-Kolumne habe ich im Zusammenhang mit dem Bericht über ein Auto-Sicherheitstraining für „Vorfahrtskunden“ geschrieben. Daraus wurden dann „Vorratskunden“. Gar nicht schlecht. Die hätten wir nämlich gern.
Fachorganisationen und Automobilclubs ist gemeinsam, dass der mittelbare Nutzen, den sie in erster Linie stiften (und als Interessenvertretung primär zu stiften haben), weniger anerkannt wird als die unmittelbaren Leistungen der „Pannenhilfe“. Deshalb ist es wichtig den Mitgliedern immer wieder aufzuzeigen, was sie für ihren Beitrag alles kriegen. In vorbildlicher Weise hat dies jüngst der LIV Hessen getan. Er konzipierte für alle Innungsmitglieder eine Kalender-Kassette, die in origineller Aufmachung auf besondere Vorteile hinweist, die die Fachorganisation bietet. So offeriert sie beispielsweise Qualifizierungs- und Förderungsberatung, wirbt für die Aktionsgemeinschaft „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“, die „Doppelte Gewährleistungssicherheit“ und unter der Überschrift „Ab in die Wüste“ für eine Aktion „Traumreise“, die zufriedene Malerkunden Jahr für Jahr gewinnen können. Sie weist auf die wöchentlich erscheinenden News „pigment“ ebenso hin wie auf die „Unimal-Seminare“ und Verbandsforen. Gut gemacht. Klappern gehört zum Handwerk – auch zu dem der Fachorganisation.
Wärmedämmung überall. Jetzt gibt’s den Kaffee zum Mitnehmen stets in Thermotassen. Kaffee to go. Ich übersetze das mit „Kaffee zum Davonlaufen.“
Deckungsbeitragsrechnung ist gut – und gefährlich. Gut ist zum Beispiel, dass man die Auswirkungen von Veränderungen der direkt verrechenbaren Kapazität und von Investitionen auf die Stundenverrechnungssätze schnell und präzise ermitteln kann. Gefährlich, wenn die erzielten Deckungsbeiträge nicht stetig mit den Soll-Zahlen verglichen werden. Richtig freuen darf man sich über Deckungsbeiträge erst, wenn die Fixkosten gedeckt sind.
Kaufgräber
Eigentlich würden wir für Institutionen und Vereine, denen wir uns verpflichtet fühlen, lieber direkt was spenden als eine der Grabstellen im Anzeigenfriedhof von Festschriften und Broschüren zu belegen. Die Schaltungen machen nur Arbeit und hinsichtlich daraus resultierender Aufträge herrscht sowieso traditionell Grabesstille.
Noch dazu: Selbst kleinere Vereine schalten für die Mittelbeschaffung immer häufiger Agenturen ein, die natürlich einen Teil der Sponsorengelder für sich behalten. Auch für das sogenannte Fundraising, zu Deutsch: Mittelbeschaffung, werden selbst von Kirchen und karitativen Einrichtungen hauptamtliche „Eintreiber“ beschäftigt oder ehrenamtliche ausgebildet. Mit dieser Sonderform des Marketing habe ich mich einmal intensiver beschäftigt und in Folge zugestimmt, zusammen mit zwei jungen Managern für eine hiesige Kirchengemeinde ehrenamtlich ein solches Projekt zu probieren.
Projekt probiert
Dabei haben wir auch Methoden des Guerilla-Marketing eingesetzt und die Zielgruppe der Spender erst mal mit einer in der Zeitung angekündigten „Gardinenpredigt“ und forschen Slogans neugierig gemacht, informiert – und schockiert. Weil wir von all denen, die es sich leisten können, einen Tausender haben wollten, stand auf einem Plakat „Wir suchen Tausendsassas!“. Für eine anstehende Betonsanierung, die wir pro Quadratmeter „verkauften“, hieß die Headline „Wir suchen Beton-Köpfe!“ Und weil wir die Detailarbeit nicht alleine leisten können, gab’s auch noch ein Plakat „Helfershelfer gesucht!“ Die Empörung war erst mal groß – und sie war natürlich von uns gewollt. Wir kamen ins Gerede. Aber die Meckerer waren, wie von uns vorausgedacht und -gesagt, nicht die Spitze eines Eisbergs. Im Gegenteil, die Tausender kamen – „wie gerufen“. Und weil nach vier Wochen aus der ersten Zielgruppe von rund dreihundert Personen bereits mehr als 70.000 Euro gespendet wurden, schlug auch die Aufregung in Respekt um. „Hättet Ihr hundert Euro verlangt, hätte ich auch nur hundert gegeben“, sagte einer der „Tausendsassas“. Stimmt also: „Braves Kind will nichts – und kriegt nichts.“ Jetzt geht’s erst richtig los. Hundertfünfzigtausend sind unser Ziel. Forsches Marketing macht’s möglich.
Im Mittelalter schmückten die Menschen die Fassaden während des Winters mit immergrünen Zweigen. Heute lassen immer mehr ihre Häuser giftgrün streichen. Das bleibt dann über Jahre. Ein Fortschritt ist das nicht.
Unternehmerischer Ideenreichtum ist unerschöpflich. Ein Berliner Architekt hat jetzt eine ganz neue Möbelserie entworfen, die an Design-Klassiker wie Mies van der Rohe und Max Bill erinnert. Das Besondere dabei: Man kann die Möbel nicht kaufen, aber jeder darf sie nachbauen. Das Konzept ist überaus erfolgreich. Bisher haben sich schon mehr als zehntausend Kunden die kostenlosen Baupläne schicken lassen. Leben tut der überaus Kreative, den Medien auch „Erfinder der Hartz-IV-Möbel“ nennen, von den Stories und Tipps, mit denen die Do-it-Yourselfer „bezahlen“, die jetzt sogar als seine Fans ein Buch darüber geschrieben haben. Zitat daraus: „ Ich gehe an Kundentermine …, wo von mir erwartet wird, einen Inhalt zum Besten zu geben, grundsätzlich mit folgender Einstellung ran. Ich denke nicht: Wie kann ich am eindrücklichsten meinen Content in meine Gesprächspartner pushen, sondern ich denke: Was sind die drei Dinge, die ich von dem Kunden lernen kann“. Interessante Denke.
Zum guten Schluss
Ein Landgericht hat kürzlich einem Mieter Minderung zugebilligt, weil dessen Nachbar auf seinem Balkon raucht. Dazu – und weil Fastnacht ist – fällt mir ein Scherz ein, den sich mein langjähriger Freund und Kollege Werner Rauch bisweilen machte: Er monierte in der Rezeption, dass beim Betreten seines Hotelzimmers der Rauchmelder nicht angesprungen sei. Tatä, Tatä…..
Auch was zum Aschermittwoch: Der berühmte Architekt Erich Mendelsohn hat einmal gesagt: „Der Kunde ist immer ein Kleinkrämer, der eine Sau für den Preis eines Ferkels haben will und Krea-tivität nur dann anerkennt, wenn er glaubt, sie käme von ihm.“ Asche auf sein Haupt.
Bloß weil er eingeübt wurde ist ein freundlicher Gruß noch lange kein Stuss.

PRAXISPLUS

Relevantes für die Branche entdecken, Anstöße geben, manche Dinge auf die Schippe nehmen – genau das macht Werner Schledt in seiner Kolumne „Unverdünnt aufgetragen“. Der Autor war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk. Jetzt ist er Geschäftsführer der Schledt & Schledt GmbH.
Werner Schledt
TREIBS Bau GmbH
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