Viele von uns werden sich noch an ihren eigenen Berufsschulunterricht erinnern, in dem mit „drei Grundfarben“ versucht wurde einen Farbkreis aus- zumischen. Ich selbst habe dies in der Zeit als Berufsschullehrer auch von meinen Schülern, wenn auch in etwas abgewandelter Form, verlangt. Daneben werden dann häufig noch die sieben Farbkontraste gelehrt. Unter anderem hört man so schöne Sätze wie „Komplementärfarben sind harmonisch.“ Dass man jedoch beim Ausmischen von Blau und Rot anstatt Violett oft nur ein Rotbraun bekommt und einem die Komplementärfarben dann gar nicht so harmonisch vorkommen, wird ignoriert. Genau diese „Farbenlehre“ haben wir u.a. Johannes Itten zu verdanken. „Und wenn der das schreibt, dann wird es schon stimmen.“ Nein, Schluss damit! Es gibt ebenso wenig „die sieben Farbkontraste“ wie es die sieben Zwerge gibt und mit „den drei Grundfarben“ verhält es sich wie mit den drei Musketieren, da helfen auch nicht Cyan, Magenta und Yellow. Oder mit wie vielen Abtönfarben mischen Sie einen Farbton nach, etwa nur mit drei? Wer sich heute noch an die „Farbenlehre“ des Esoterikers Itten klammert und seine Überlegungen unreflektiert als Dogma an unsere Auszubildenden weitergibt, verhält sich wie ein Pädagoge, der lehrt, unsere Erde sei eine Scheibe. Grundfarben und auch Farbkreis haben ihre Daseinsberechtigung als Marketinginstrumente für unser Handwerk, in der Berufs-schule muss es aber einen anderen Umgang mit Farbe geben, z.B. den von Josef Albers. Leider hat er es nicht in die Fachbücher des Malerhandwerks geschafft. Schade!
Teilen:
