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Werner Schledt trägt unverdünnt auf

Unverdünnt aufgetragen
Zum närrisch werden

Zum närrisch werden
Foto: Florian Kunde / Adobe Stock

Das Ende der Fastnachtzeit ist in Sicht – das der Maskeraden noch nicht. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Masken fallen dürfen. Für alle, die durch Corona eingeschränkt oder ans Haus gebunden sind, ist mir mit der Kurzgeschichte „Zeit“ des Schweizer Schriftstellers Peter Bichsel eine hilfreiche Überlegung untergekommen: Ein Inhaftierter sagte auf die Frage, wie er das so lange aushalte: „Weißt du, ich sage mir immer, die Zeit, die ich hier verbringe, müsste ich draußen auch verbringen.“

Die Maler machen’s

Ambulante Handwerker wie die Maler, die Tag für Tag vor Ort mit unterschiedlichsten Kunden kommunizieren, sind im Gegensatz zu den „Werkstättlern“, die weniger raus- und rumkommen, zu ehrenamtlichem Engagement in Partei- und Berufspolitik eher bereit und besser geeignet. Ein früherer Geschäftsführer unseres Bundesverbandes hat das stets behauptet. Herausragende Beispiele waren oder sind die Malermeister Paul Schnitker, Hans Peter Wollseifer oder der frühere hessische Wirtschaftsminister Alfred Schmidt. Die These hat sich jetzt erneut bestätigt: Stefan Füll, seit kurzem Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, wurde nun auch zum Vorsitzenden des Handwerkstages, also zum hessischen Handwerkspräsidenten gewählt. Genauso erfreulich fand ich dieser Tage, dass unter den Frauen und Männern, die im vergangenen Jahr besonders auf sich aufmerksam gemacht haben und im Wirtschaftsteil einer großen Zeitung in der Rubrik „Unsere Köpfe des Jahres“ vorgestellt wurden, auch die neue Präsidentin der Handwerkskammer Rhein-Main, Susanne Haus, unter die Größen von Börse, Banken und Biontech aufgenommen wurde.

Die Umsetzung ihrer großen Pläne, wie einen Campus, auf dem Berufs- und Weiterbildung verbunden sind, darf man ihr zutrauen. Schließlich, so wird sie in dem Beitrag zitiert, verstünden sich die Handwerker darauf, dicke Bretter zu bohren. Ja, Maler machen’s. Und sie machen das gut.

Ellbogengesellschaft

Wie viele Menschen haben Sie in den letzten Wochen und Monaten mit den Ellbogen angerempelt – zur freundschaftlichen Begrüßung? Die Geste, die sich so schnell wie das Virus verbreitet hat, beweist, dass das Ausfahren der Ellbogen nicht nur zum ungeduldigen Drängeln an der Kasse taugt oder, wie man Erfolgreichen oft unterstellt, unabdingbares Mittel auf dem Weg nach oben ist. Der englische Wirtschaftswissenschaftler David Bodanis beschreibt in seinem soeben erschienenen Buch „Die Kunst der Fairness“ Menschen, die durch fairen und respektvollen Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern, soziales Verhalten und menschliche und pekuniäre Zuwendung, weit über das Übliche hinaus, überaus erfolgreich waren. Einer von denen, die auf diese Weise viel erreichten, der Bauunternehmer Peter Starrett, schaffte es zum Beispiel 1930/31 in weniger als einem Jahr das Empire State Building zu errichten. Auch wer das Buch nicht liest, kann diese kurze Story zum Anlass nehmen, über Mitarbeiterführung und -motivation nachzudenken. Dazu möchte ich Sie mit diesem Beitrag anstoßen – in aller Freundschaft.

Richtig gerechnet?

Keinen rechten Reim machen konnte ich mir auf die Frage im Wissens-Check der Ausgabe 12 und habe sie zum Spaß meiner Enkelin vorgelegt. Richtig gerechnet, meinte sie – aber auch richtig gedacht? Gilt nicht auch hier „Viele Köche verderben den Brei?“ Wird eine Sache wirklich umso schneller fertig, je mehr Leute daran arbeiten? Gute Frage sagte ich. Theoretisch benötigt ein Maler 15 Stunden, drei brauchen 5, sechs nur noch … In der Praxis freilich würde man sich damit bei der Bestimmung der optimalen Mitarbeiterzahl für einen Auftrag -neben der Zeitvorgabe und Logistik ein ganz wichtiges Element der Arbeitsvorbereitung – allerdings arg verrechnen. Es wäre ein ebenso teurer Spaß wie die Anweisung „Geht hin und fangt schon mal an“.

Zur Weiberfastnacht

Dazu fällt mir zuerst ein: Sie fällt wohl in diesem Jahr aus. Zweitens fürchte ich, dass sie im nächsten Jahr anders heißen wird, weil manche auf den Namen dieser historischen Tradition in der fünften Jahreszeit hysterisch reagieren. Das ist wohl die Höhe („Haste Lack jesoffe?“ sagt man in Köln zu solchen Narrheiten), aber auf der Höhe der Zeit: Der Begriff Altweibersommer wird ja inzwischen auch schon beanstandet. Und drittens, ja drittens ist mir zu dem bunten Treiben der Weiberfastnacht, bei dem ausschließlich die Frauen das Sagen haben, noch dies wieder in den Sinn gekommen: Ein Gespräch mit dem Farbdesigner F.E. von Garnier, mit dem ich mehrfach zusammenarbeiten durfte. Auf meine Frage, mit welchen Argumenten er Industriebosse, wie den damaligen von BMW, für die Farbgestaltung von Industriebauten gewinne, hat er geantwortet: „Ich rede nicht mit ihm, ich rede mit seiner Frau.“ Was er damit sagen wollte: In Sachen Kultur, Geschmack und Umwelt haben oft die Frauen mehr Kompetenz und deshalb das Sagen. Und das sagt uns, dass auch bei der Werbung für Gestaltung, anspruchsvolle Oberflächen, Renovierung und Wohnkultur die Frauen die besseren Adressatinnen sind. Denen darf man dabei freilich nichts „auf die Backe malen“, aber anspruchsvolle Malerarbeiten in schillernden Farben anbieten. Die das Sagen haben sind für uns eine sagenhafte Zielgruppe.


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Autor Werner Schledt war jahrzehntelang Betriebsberater und Verbandsgeschäftsführer im hessischen Maler- und Lackiererhandwerk.

Werner Schledt

Gangstraße 35 c

60388 Frankfurt/Main

werner@schledt.de


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