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Fensterläden

Fensterläden
Farbe und Architektur

Farbe und Architektur
Fensterläden: Als vielgestaltige Elemente nehmen sie optisch großen Einfluss auf die Fassade. Ihre Geschichte reicht weit in die Vergangenheit zurück.

Autor | Fotos: Prof. Klaus Friesch

Seit der Romanik existieren Bildüberlieferungen, auf denen Fensterläden zu erkennen sind. Sie weißen eine Vielfalt an Erscheinungen auf, wobei zwei Grundprinzipien zur Anwendung kommen – das Schieben oder das Klappen. Schiebeläden lassen sich horizontal verschieben, bei Fall- und Zugläden verläuft die Schiebeachse vertikal. Klappläden werden von unten oder oben vertikal geklappt. Schlagläden, um eine senkrechte Achse aufgeklappt, stellen die meistverwendete Ausführungsart dar. Seit dem 18. Jahrhundert finden sich erste Ausführungen aus schmalen Querhölzern, die an Schnüren oder Ketten aufgereiht sind. Führungen, Beschläge und Aufhängungen werden schon früh aus Metall gefertigt. Mit der Industrialisierung erscheinen in Serie gefertigte Metallfensterläden und Jalousien, heute zumeist aus Aluminium. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommen Vorbau- und Einbaurollläden aus Kunststoff auf den Markt.

Drei Grundtypen

Bezogen auf Holzfensterläden lassen sich drei Grundtypen unterscheiden: Die einfachste ist der flächige Bretterladen, welcher teilweise durch Quer- und/oder Diagonalleisten zusammengehalten wird. Eine Verfeinerung entsteht durch die Kassettenläden, bei denen Rahmen mit Eckverzapfungen Holztafeln als Füllungen aufnehmen. Bei allen flächigen Ausbildungen finden sich je nach Epoche und Region vielfältigste Ausschnitte als Verzierungen. Eine Weiterentwicklung sind die Jalousie- oder Lamellenläden, welche zwischen den Rahmen anstatt einer flächigen Füllung schräg gestellte Holzleisten aufnehmen. Diese sind zunächst starr, später auch beweglich erhältlich.

Grundsätzlich zeigt sich in allen Epochen der prägende optische Einfluss von Fensterläden auf die Fassade und damit die ästhetische Funktion als Gliederungselement. Daraus folgte ein massenhafter Ersatz von Holzfensterläden durch Vorbaujalousien, beschleunigt durch den Trend zu mehr Bedienkomfort über Automatisierung und smarte Gebäudetechnik.

Gedankenlose oder unsensible Veränderungen von Formen, Materialien und der Farbigkeit bis hin zur Komplettdemontage entwerten Gebäude grundlegend. In der jüngeren Vergangenheit ist bei Hausbesitzern/Eigentümergemeinschaften und Wohnungsbaugesellschaften älterer Bauwerke durchaus wieder eine Sensibilisierung festzustellen, sodass anstelle des völligen Verzichts zumeist ein Ersatz in Form von Kunststoff- oder Aluminiumfensterläden erfolgt. Allerdings stimmen diese durch Standardisierung in Form um Details wie Rahmenhöhen, Lamellenbreiten oder Befestigungsarten oft nicht mit den Originalen überein. Die Kunststofffarbigkeit oder der Lackfarbton der Pulverbeschichtung wird herstellerseitig im Regelfall über die RAL Classic Farbpalette angeboten, nicht unbedingt eine Grundlage zur Festlegung von Bautenfarben mit Bezug zu passender historischer Farbigkeit.

Farbige Gestaltung

Als Klassiker kann man die unifarbene Ausführung bezeichnen. Dabei werden die Läden und Beschläge monochrom ausgeführt. Vorder- und Rückseiten sind identisch. Bei Fensterläden mit Formwechseln können diese farblich abgesetzt werden, sodass Rahmen und Füllung in zwei unterschiedlichen Farbnuancen gestaltet werden.

Die flächigen Ausführungen ermöglichen – nach regionaltypischen Traditionen oder bei historischen Bauwerken nach Befundvorlagen – das Anbringen von dekorativen Bemalungen. Anzutreffen sind traditionell diagonale Streifen mit Bezug zu heraldischen Vorgaben, geometrische Flächengliederungen, teilweise zur Vortäuschung von Räumlichkeit, oder florale und freie Muster.

In Bezug zum Gebäude sind zwei prinzipielle Ansätze möglich. Die Fensterläden können entsprechend ihrer Bedeutung als Formakzent wie auch als Farbakzent behandelt werden und erhalten nach der Gestaltungshilfe Dominante, Subdominante, Akzent (Malerblatt 10/21) gegenüber der Wandfarbe eine auffällige farbliche Absetzung. Alternativ besteht die Möglichkeit, mit geringfügigen Verschiebungen hinsichtlich Helligkeit, Buntheit und Glanzgrad Ton in Ton zu arbeiten. Da traditionellerweise der gesamte Baukörper mit einer Wandfarbe belegt wird, sind im Regelfall auch alle Fensterläden an einem Gebäude nach einem einheitlichen Prinzip gestaltet. Zu dieser überall beobachtbaren Gestaltungstradition gibt es nur wenige – historisch belegte – Ausnahmen.

Technisch betrachtet sind Fensterläden eine anspruchsvolle Aufgabe und unter Berücksichtigung des BFS-Merkblatts 18 „Beschichtungen auf Holz und Holzwerkstoffen im Außenbereich“ sind prinzipiell Klarlacke mit ausreichender UV-Filterwirkung, Lasuren oder deckende Beschichtungen möglich.

Mehr von Prof. Klaus Friesch finden Sie hier.

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