Startseite » Gestaltung » Inspiration »

Dicke Luft?

Inspiration
Dicke Luft?

Die meiste Zeit seines Lebens verbringt der Mensch in Innenräumen. Doch ausgerechnet hier können sich allerlei Schadstoffe tummeln – und so die Gesundheit des Menschen gefährden. Mit einigen Produktinnovationen kann der Maler zur Verbesserung der Raumluft beitragen.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Dass die Luftqualität in Innenräumen einen maßgeblichen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden hat, ist wissenschaftlich nachgewiesen. Dennoch ist eine gute Raumluftqualität in Innenräumen häufig Mangelware. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. So führten Energieeinsparbemühungen dazu, dass Gebäudehüllen heute nahezu luftdicht ausgeführt sind. Dennoch zählen kontrollierte Be- und Entlüftungsanlagen in der Praxis nicht zur haustechnischen Standardausrüstung. Gleichzeitig stehen Nutzerverhalten bzw. Lebensgewohnheiten oftmals einem vernünftigen und ausreichenden Luftaustausch entgegen. Baustoffe, Möbel, Farben, Bodenbeläge, Kleber, Reinigungsmittel und Zigarettenkonsum, aber auch technische Geräte, tragen durch ihre Emission zu einer erheblichen Schadstoffbelastung der Luft von Innenräumen bei. Besonders kritisch sind hierbei flüchtige organische Verbindungen (VOC).
Folgende Schadstoffe sind in der Raumluft häufig anzutreffen:
Fischgeruch (Triethylamin)
Zigarettenrauch (Formaldehyd, Acetaldehyd und Essigsäure)
Gerüche aus Teppichböden und Matratzen (Dodecene)
Fäkaliengeruch (Ammoniak)
Formaldehyd (Möbel, Farben, Reinigungsmittel etc.)
Benzol (Kfz-Abgase, Farben, Lacke etc.)
Aromatische Kohlenwasserstoffe (Lösungsmittel, Druckerzeugnisse, Kraftstoffe, Reinigungsmittel etc.)
Chlorierte Kohlenwasserstoffe (Textilreinigung, Treibgase, Waschmittel etc.)
Der messtechnische Nachweis von Raumgiften ist nicht nur sehr aufwändig; die vollständige Beseitigung der Emissionsquellen ist außerdem oftmals unmöglich. Was also tun?
Innovative Baumaterialien
Farben und Putze können mehr als nur schön aussehen, Teppichböden müssen sich nicht ausschließlich flauschig anfühlen, Vorhänge können nicht nur zum Verschatten dienen, und Deckenplatten können auch noch andere Funktionen erfüllen, als den Raum nach oben abzuschließen. Diese (Aus-)Baumaterialien können ganz nebenbei auch noch zur Verminderung der Schadstoffbelastung in der Raumluft, und damit zur Verbesserung des Raumklimas beitragen – vorausgesetzt, sie wurden entsprechend rezeptiert.
Farben und Putze
Wände erhalten meistens einen Anstrich oder werden verputzt. Zugegeben, in erster Linie dienen diese Beschichtungen der Struktur- oder Farbgebung. Seit einiger Zeit sind jedoch auch ein fotokatalytisch aktiver Putz („airfresh“ von maxit) und Farben mit diesem Wirkprinzip erhältlich („Capasan“ von Caparol, „Climasan“ von Sto). Mithilfe von Licht können diese Produkte Schadstoffe und Gerüche aus der Luft in unkritische Stoffe, z.B. Kohlendioxid, umwandeln.
Unter Katalyse versteht man die Beschleunigung einer chemischen Umsetzung durch einen Stoff (Katalysator), der dabei nicht verbraucht wird. Bei der Fotokatalyse wird der eigentliche Katalysator zuerst durch Licht (Sonne, Lampen) angeregt und entwickelt dann die gewünschte Wirkung. Bei Dunkelheit ist ein Fotokatalysator daher unwirksam. Aus diesem Grund setzt beispielsweise VFG mit „setta airfresh“ auf einen Katalysator, der lichtunabhängig arbeitet.
Deckenplatten
Neben Farben und Putzen, die außer an der Wand selbstverständlich auch an der Decke eingesetzt werden können, gibt es auch spezielle Deckenplatten, die zur Reduzierung von Schadstoffen in der Raumluft beitragen. Neben mineralischen Rasterdeckenplatten (z.B. „Cleanatec“ von AMF) sind auch Lochplatten auf dem Markt, die neben der Akustik auch die Raumluft verbessern („Cleaneo“ von Knauf).
Diese Neuentwicklung basiert auf der Möglichkeit, den Kern von Gipsplatten bereits während der Herstellung mit Hilfsstoffen, so genannten Additiven, zu versetzen. Neben Gips enthält der Plattenkern Zeolith. Zeolith ist ein in der Natur vorkommendes, wasserhaltiges Gestein vulkanischen Ursprungs. Durch Entfernung des zeolithischen Kristallwassers entsteht ein hochporöses Material mit Nanohohlräumen. In diese Hohlräume können komplexe Schadstoffe dauerhaft eingelagert werden. Während andere Produkte mit Luftreinigungseffekt fotokatalytisch arbeiten und daher UV-Licht benötigen, um einen Schadstoff abbauenden Effekt zu erzielen, wirkt die Lochplatte unabhängig von Tageslicht, also 24 Stunden am Tag. Gerade in großen Innenräumen, in denen UV-Licht nicht überall bzw. nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht, kann das ein entscheidender Faktor sein. Diffusionsoffene Beschichtungen, wie z.B. Dispersionsanstriche, schränken die Wirkung der Lochplatte nur unwesentlich ein.
Raumtextilien
Neben Teppichböden (z.B. „Dura Air“) können auch Raumtextilien, wie Gardinen, Vorhänge und Rollos, Schadstoffe abbauen und so für mehr Frische im Raum sorgen. Einige der Produkte beruhen auf der Fotokatalyse (z.B. „Actibreeze“ von ADO). Auf ein anderes Wirkstoffsystem setzen die Schmitz-Werke, die mit „Drapilux Air“ Geruch und Luftschadstoff abbauende Textilien anbieten. Die Wirkstoffverbindung aus organischen Stickstoff-Verbindungen und Metallsalzen absorbieren verschiedene Luftschadstoffe und unangenehme Gerüche chemisch und bauen sie ab. Die Abbauwirkung sei, das bestätigen verschiedene Institute, auch bei Lichtausschluss gewährleistet und wird auch durch das Waschen der Textilien nur unwesentlich reduziert.
Papier
In Japan wird mittlerweile auch Papier hergestellt, das mit Titandioxid behandelt wurde. Zwar wird es bislang nur für Rollos, Lampenschirme und Paravents eingesetzt, aber diese Technologie könnte in Zukunft beispielsweise auch in Tapeten Anwendung finden und so Schadstoffen großflächig zu Leibe rücken.
Was wofür?
Für welches Produkt man sich bei der Innenraumgestaltung letztlich entscheidet, hängt nicht zuletzt von der Raumsituation ab.
Am unkompliziertesten dürften Beschichtungen mit fotokatalytisch wirksamen Wandfarben oder Putzen sein. Allerdings macht diese Maßnahme nur in Räumen Sinn, die (in Abhängigkeit vom Raumvolumen) über ausreichend große und möglichst unverstellte Wandflächen verfügen.
Da Deckenflächen nicht verdeckt sind, ist hier die Wirkfläche groß. Der Einbau einer Schadstoff abbauenden Decke ist jedoch wesentlich aufwändiger als ein Anstrich und auch nicht überall möglich oder erwünscht. Ideal ist diese Maßnahme dort, wo gleichzeitig auf eine Verbesserung der Akustik Wert gelegt wird, wie etwa in Kantinen, Krankenhäusern usw.
Funktionelle Teppichböden und Heimtextilien sind für den Hotelbetrieb prädestiniert, wo Gerüche – die sich ja insbesondere in Textilien festsetzen – unerwünscht, regelmäßiges Lüften aber nicht immer möglich ist. Entscheidend dürfte hier auch sein, dass einige dieser Textilien auch ohne Licht funktionsfähig sind und folglich rund um die Uhr „arbeiten“.
Kein Ersatz fürs Lüften
Eine Kombination der verschiedenen Raumluft verbessernden Materialien kann den Luftreinigungseffekt zusätzlich noch verstärken. Trotz allem sollte man den Raumnutzer aber in jedem Fall darauf hinweisen, dass diese Produkte regelmäßiges Lüften nicht ersetzen können. Zum einen kann die Luftfeuchtigkeit nämlich nur durch sinnvolles Lüften reguliert werden, zum anderen dauert der katalytische Schadstoffabbau teilweise recht lange oder ist nur begrenzt möglich. Die Angabe von exakten Abbauraten ist auf Grund der unterschiedlichsten Raumsituationen ohnehin fast unmöglich und sollte im Hinblick auf die neue Schuldrechtsreform (es wird die vereinbarte Beschaffenheit geschuldet!) tunlichst vermieden werden. Und nicht zuletzt sollte bei einer stark toxischen Raumluft nach wie vor zur Ursachenbekämpfung, also der Entfernung der giftigen Stoffe aus dem Raum, geraten werden.
Weitere Informationen zu den im Text genannten Produkten erhalten Sie hier:
• ADO Gardinenwerke Tel.: (04962) 505-0/Fax: -63 92 www.ado-international.de • AMF Tel.: (08552) 422-0/Fax: -30 www.ado-international.de • Caparol Tel.: (06154) 71-0/Fax: -1391 www.ado-international.de • Dura Tel.: (0661) 82-0/Fax: -400 www.ado-international.de • Knauf Tel.: (09001) 31-1000 www.ado-international.de • maxit Deutschland Tel.: (07668) 711-0/Fax: -117 www.ado-international.de • Schmitz-Werke Tel.: (02572) 927-0/Fax: -444 www.ado-international.de • Sto Tel.: (07744) 57-1010/Fax: -2010 www.ado-international.de • VFG Tel.: (02103) 8907-0/Fax: -2 www.ado-international.de
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 4
Ausgabe
4.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de