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Historische Hauseingänge

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Historische Hauseingänge

Der erste Schritt in ein Gebäude landet im Entrée. Historische Hauseingänge in Gründerzeitbauten wurden meist prunkvoll ausgestaltet – je herrschaftlicher der Bau war, desto üppiger. Friederike Schulz präsentiert einige schöne Beispiele, die die heute meist üblichen farb- und schmucklosen Gestaltungen geradezu langweilig erscheinen lassen.

Autorin I Fotos: Friederike Schulz

Historische Hauseingänge: Ein Entwurf aus der Maler-Zeitung Leipzig aus dem Jahr 1925 zeigt ein in Ockergelb und Grün gehaltenes Gestaltungsbeispiel, wie eine mögliche Ausmalung eines Hauseingangs in dieser Zeit hätte aussehen können (links oben). Das Realbeispiel aus Hamburg (rechts oben) in Anthrazit und sattem Rot wird 15 bis 20 Jahre früher gestaltet worden sein. Die Malereien sind extrem aufwendig und neben einer in den Kassettenfeldern schablonierten Stoffoptik sind gerade die Rahmen mit hochwertigen Friesen und Bildern in Grau- und Buntmalerei mit Renaissance-Motiven besonders sehenswert. Hinzu kommt eine filigrane Ornamentvergoldung auf den Rahmen. Es ging den Besitzern oder Bewohnern um Ansehen und Prestige. Man wollte Geschmack beweisen und zeigen, wer man war.

Die moderne „neutrale Ästhetik“

Heutzutage sind Eingangsbereiche meist einfarbig gestrichen mit zurückhaltender Farbgebung und nahezu keiner Ornamentik. Entweder, weil dies modern wirken soll, oder aber, weil schlicht gespart wird. Diese „neutrale Ästhetik“ trifft man in vielen historischen Eingängen an. Häufig deuten nur noch die alten Fliesen im Sockelbereich darauf hin, dass hier einst mehr war als nur schnödes Weiß. Das Foto rechts oben auf dieser Seite zeigt ein klassisches Beispiel eines Entrées in einem Hamburger Gründerzeitbau, wie man ihn heute meistens vorfindet.

Wie ein Raum durch geschickt eingesetzte Farb- und Stilmittel einen ganz neuen wertigen Eindruck erhält, zeigen das Bild rechts und das auf der nächsten Seite. Man sieht einen zeitgleichen Bau vor und nach der Umgestaltung nach historischem Vorbild. Bei der Sanierung wurde eine alte Deckenmalerei mit Ornamenten entdeckt – diese wurde nicht restauriert, sondern nur gesäubert und erhalten. Die Wände und Holzteile wurden farblich passend dazu gefasst.

Kleine Malereien mit großer Wirkung

Es sind oft recht einfache Mittel mit denen gerade die Wandbereiche über den Fliesen in historischen Gebäuden gestaltet werden können. Eine kleine Schablone für die Ecken oder einige Striche um die Fläche zu rahmen. In Hamburg findet man diese Malereien immer seltener, obwohl Gestalter wie Gustav Peter Dorén mit einem großen Betrieb für Dekorationsmalerei mit über 200 Angestellten Anfang des 20. Jahrhunderts hier wirkte. Diese Tradition scheint bedauerlicherweise nicht fortgeführt zu werden. In anderen Städten wie z. B. Berlin oder auch Leipzig sieht es da oft anders aus.

Die Leipziger Restauratorin und Gestalterin Constanze Arndt hat ein umfangreiches Buch zur Thematik der Gestaltung von Eingangsbereichen und Treppenhäusern in Gründerzeitbauten herausgegeben. Dort sind sämtliche Ornamente, die sie in den Häusern entdeckt hat, und auch von ihr restaurierte Objekte sehr gut beschrieben und bebildert. Die Muster und Fotografien in dem fast 500 Seiten starken Werk machen deutlich, wie häufig diese Techniken zum Einsatz kamen (Details zum Buch, das bei Pro Leipzig erschienen ist, gibt es hier: https://rb.gy/l1ch2).

Historische Hauseingänge: Großformatige Wandbilder

Neben der malerischen Verwendung von Ornamenten gab es in den Eingangsbereichen auch gerne großformatige Wandbilder, wie ein Beispiel aus einem unsanierten Eingang in der Leipziger Vorstadt zeigt. Der applizierte Jugendstilrahmen ist aus Gips und wurde in Holzoptik gefasst.

Inspirationen für die Gestaltung fanden die Maler in Fachzeitschriften und Sammelbänden mit diversen Entwürfen und Schablonen und dazugehörigen Katalogen. Neben der bereits erwähnten Maler-Zeitung aus Leipzig, gab es das Deutsche Malerjournal, oder die noch heute existierende Mappe. Der Julius Hoffmann-Verlag hat mehrere Bände mit dekorativen Vorbildern herausgegeben, die auch heute noch einen riesigen Fundus bieten. Wenn man sucht, findet man viele alte Auflagen digitalisiert in den Bibliotheken einiger Universitäten online zum Herunterladen.

Weitere Beiträge der Autorin finden Sie auf: www.malerblatt.de

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