Nachhaltigkeit hat viele Aspekte – zunächst denkt man dabei zwar stets an harte Kriterien wie Primärenergieverbrauch, Rohstoffeinsatz oder regenerative Energien, doch auch die Gestaltung beeinflusst die Gesamtqualität eines Gebäudes immens. Dies ist keine neue Erkenntnis, findet aber bei den Zertifizierungen gemäß Lead oder DGNB bisher keine wirkliche Berücksichtung. Zumindest die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat diese Diskrepanz erkannt und hat 2015 schon ein Projekt gestartet, mit dem die gestalterische und baukulturelle Qualität in die Gebäudebewertung mit einfließen.
Wie aber bewertet man Gestaltung, die sich nicht objektiv messen lässt wie Verbrauchswerte oder andere zahlenmäßig erhebbare Aspekte? Und wie lassen sich die beiden Bewertungsstränge – hier die nüchternen Zahlen und da die Ästhetik – zusammenführen?
Zweistufiges Verfahren
Zusammen mit der Bundesarchitektenkammer und dem Bund Deutscher Architekten hat die DGNB ein zweistufiges Verfahren entwickelt, das die kulturellen Belange ausreichend berücksichtigen soll. Die qualitative Bewertung berücksichtigt vor allem die Angemessenheit und Zeitlosigkeit der Baugestaltung. Neben der städtebaulichen Einbindung, der verwendeten Materialien, der Maßstäblichkeit sowie der Grundrissgestaltung spielt dabei auch die Farbe innerhalb der Kategorie „Gestalt“ eine Rolle. „Bei der Bewertung eines abgestimmten Farb- und Materialkonzeptes geht es um das Zusammenspiel im Innen- und Außenraum, bezogen auf die Umgebung“, erläutert Felix Jansen von der DGNB. Die Projektbewertung übernimmt ein dreiköpfiges Gremium, das sich aus einer Gruppe von 15 Architekten speist.
Handlungsempfehlungen
Damit die gestalterischen Aspekte bereits in der Frühphase der Bauplanung mit einbezogen werden, unterstützt die DGNB-Kommision Bauherren und Architekten mit sogenannten „Handlungsempfehlungen“. Nach deren Umsetzung kann das Projekt dann einer zusätzlichen Bewertung unterzogen werden. Sollte das Projekt bereits mit den „hart“ ermittelten Zertifikaten DGNB Gold oder DGNB Platin ausgezeichnet sein, steht damit der Weg zu DGNB Diamant offen.
Weitere Informationen:
www.dgnb.de
PraxisPlus
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V.
Felix Jansen
Tübinger Straße 43
70178 Stuttgart