Ein kleiner Spediteur aus Bernburg erschießt einen Staatsanwalt des Landgerichts Dessau, weil der Unternehmer in sieben Jahren acht Prozesse verloren hatte. Ein Pizzabäcker aus Göttingen kidnappt einen Kunden und erpresst einen Widerruf, weil der eine miese Kritik zur Pizza „Tonno“ ins Internet stellte. Ein Bauunternehmer demoliert in Bad Schwartau einen Rohbau, weil der Kunde Mängelrügen geltend machte und nicht den gesamten Rechnungsbetrag bezahlen wollte. Zugegeben, die große Menge der Handwerker greift nicht zur Kettensäge, um ein paar Zombies namens „Kunde“ den Garaus zu machen. Dennoch, immer wieder drehen Handwerker durch, weil sie das Gefühl haben, dass sie irgendwie ziemlich „verarscht“ werden. Nach einer Studie der Hochschule in Frankfurt ist die bundesdeutsche Gerichtsbarkeit an dem Hang zur handwerklichen Selbstjustiz schuld. Amts- und Landgerichte neigen regelmäßig und auch zuverlässig wegen ihrer enormen Überlastung dazu, Vergleiche anzuregen, bevor langwierige streitige Verfahren durchgeführt werden. Jeder dieser Vergleichsversuche kostet den Handwerker bares Geld. Außerdem bleibt er regelmäßig auf den Gerichts-, auch auf den Anwalts- und Gutachterkosten sitzen. Welches Gewerk ist hier besonders gefährdet? All diejenigen, die mit dem Bauneben- und Bauhauptgewerbe zu tun haben, sagt die Statistik. An zweiter Stelle greifen genau die zur „Kettensäge“, deren Betriebe weniger als acht Mitarbeiter haben. Aha, Sie sind Maler mit fünf Leuten? Gut, dann immer gaaaaanz tief durchatmen.
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