Die deutschen Handwerker sind international bekannt für ihre gute Qualität und ihre fachmännischen Kenntnisse, welche bei den energetischen Sanierungen schon allein um die EnEV bzw. besonders die KfW-Richtlinien einzuhalten auf einem hohen und effizienten Standard liegen. Was macht man nun als deutscher Maler, wenn man den Auftrag bekommt, ein privates Ferienhaus im Ausland zu dämmen? Zum Ferienhaus fahren, Material einkaufen und loslegen wahrscheinlich. Im folgenden Fall war dies jedoch nicht ganz so einfach. Das kleine Landgut auf Sardinien gehört einer deutschen Familie. Um den Auftrag umzusetzen, informierten wir uns vorher im Internet über geeignete Materialhersteller bzw. Lieferanten – leider völlig erfolglos. Die einzigen interessanten und zu beschaffenden Dämmstoffe waren aus sardischem Kork und utopisch teuer, fielen somit raus. Also packten wir kurzerhand den Bus voll mit Dämmmaterial und fuhren los.
Vor Ort angekommen, betrachteten wir die problematischen Gegebenheiten wie beispielsweise den vorhandenen Bauuntergrund, welcher nach sardischem Augenmaß gebaut und absolut uneben war. Alle Leitungen waren wild kreuz und quer direkt ans Mauerwerk verlegt. Eine Regenrinne war zwar vorhanden, jedoch ohne richtiges Gefälle und völlig verstopft von Laub und Co., das Wasser lief stets direkt an der Fassade hinunter.
Da unsere Zeit auf der Insel auf eine Woche begrenzt war, haderten wir nicht lange, fügten uns unserem Schicksal und legten direkt los. Zu unserem Glück halfen die tatkräftigen Nachbarn in ihren Mittagspausen und nach Feierabend fleißig und äußerst interessiert mit. Völlig euphorisch betrachteten sie unser Material und waren absolut begeistert. Mit viel Geduld und Feingefühl schufen wir durch das passende Zuschneiden der Dämmplatten eine einwandfreie, wasserwaagensichere Oberfläche und begeisterten die Sarden mit unserer deutschen Präzisionsarbeit für unser Projekt. Unter ständiger Angst der Materialnot – wir dachten bis hierher immer noch, wir würden auf Sardinien kein Dämmmaterial bekommen – arbeiteten wir so mit ständiger Unterstützung der freundlichen Dorfgemeinschaft, welche uns mit frischen Früchten, Brot und Wein versorgten. Das gemeinsame Arbeiten und die ausgesprochene Herzlichkeit der Italiener bereiteten uns viel Freude. Eine wunderbare, schöne Arbeitsatmosphäre entwickelte sich, Urlaubsfeeling inklusive.
Erst später bekamen wir die Info, dass auch namhafte deutsche Baufarbenhersteller Standorte vor Ort hatten, andere Firmen hätten uns bis nach Sardinien beliefert.
Fertig gedämmt ließen wir das Landgut nun ruhen, bis zu unserem nächsten Besuch – der Mission Oberputz und Anstrich – und hierbei freuen wir uns bereits jetzt auf die freundliche Hilfe, denn in Sachen Putz und kreativen Anstrichen können wir bestimmt im Gegenzug etwas von den Italienern lernen.
Das Resümee: Es war eine wunderbare Zeit und trotz der vielen Arbeit stellte sich mehr ein Gefühl von Urlaub ein. Das herzliche Miteinander und die italienische Gastfreundschaft haben uns völlig überzeugt. Der Nutzen unserer Arbeit wurde erkannt, technische Fragen wurden gestellt und mithilfe von Händen, Füßen und Wörterbüchern beantwortet. Gerne hätten wir dort noch mehr Baustellen.
Bella Italia, gerne wieder. Liebes Sardinien – auf ganz bald!
Und als Antwort für alle fragenden Maler: Ja! Es ist gedämmt.
Lisa Gleichauf
Teilen:
