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Besser als der Ruf

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Besser als der Ruf

Besser als der Ruf
Eine Fassadendämmung verringert den Heizenergieverbrauch. Doch welcher Dämmstoff ist darüber hinaus besonders umweltverträglich? Foto: Caparol
Wer Energie sparen möchte, sollte zur Fassadendämmung greifen. Um zu veranschaulichen, wie unterschiedliche Dämmsysteme den CO2-Fußabdruck reduzieren können, hat Caparol vier seiner Fassadendämmsysteme miteinander verglichen. Die Ergebnisse mögen manch einen überraschen.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Caparol

Der CO2-Fußabdruck ist das Ergebnis einer Emissionsberechnung bzw. CO2-Bilanz. Auch Bauprodukte/-systeme haben einen CO2-Fußabdruck, der die Summe der Emissionen beschreibt, die durch die Herstellung, die Nutzung sowie durch die Verwertung und Entsorgung des jeweiligen Produktes/Systems entstehen. Wie sich Wärmedämm-Verbundsysteme hinsichtlich ihres Fußabdrucks im Herstellprozess unterscheiden, hat Caparol untersucht und vier seiner Systeme miteinander verglichen: Capatect Comfort Light II auf Basis von Mineralwolle, Capatect Performance PUR und Capatect Design PUR auf Basis von Polyurethan sowie Capatect Economy Green auf Basis von Polystyrol. Ausgangspunkt für den Vergleich war jeweils das Fassadensystem Capatect Comfort Basic auf Basis von Mineralwolle. Caparol Marketing-Managerin Wiebke Melzig erklärt, warum ausgerechnet dieses System als Referenzsystem diente: „Wärmedämm-Verbundsysteme mit Mineralwolle-Dämmstoffen haben aufgrund ihrer aktuellen Herstellungsverfahren den größten CO2-Fußabdruck der verglichenen Systeme.“ Melzig fasst auch zusammen, welche Faktoren den Fußabdruck eines WDVS beeinflussen: „Maßgeblich werden die Fußabdrücke durch Unterschiede in den Dämmplatten bestimmt, aber auch die Auswahl der nachfolgenden Systemkomponenten wie z. B. Kleber, Armierung, Fassadenputz und Fassadenfarbe kann die jeweiligen Werte beeinflussen.“

Energieintensive Mineralwolle

Dämmsysteme mit Mineralwolle haben aufgrund ihrer aktuellen Herstellungsverfahren den größten CO2-Fußabdruck. Von Björn Schön, Produktbetreuer Nachhaltiges Bauen im Dr.-Robert-Murjahn-Institut, wollen wir wissen, welche Gründe dennoch für den Einsatz einer Mineralwolledämmung sprechen. „Traditionell gibt es für die Auswahl eines WDVS neben dem CO2-Fußabdruck noch weitere Einflussfaktoren oder Leitgedanken wie Design-, Effizienz- und Gesundheitsaspekte, welche die Entscheidung für den einen oder anderen Systemaufbau bestimmen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Auswahl immer auf das jeweilige Bauvorhaben abzustimmen“, sagt er und konkretisiert seine Aussage: „Insbesondere das Thema Effizienz ist eng damit verzahnt, technisch sichere und langlebige Lösungen anzuwenden. Bei der Anforderung zur Erstellung eines nicht brennbaren Systems spielt daher Mineralwolle als Dämmstoff nach wie vor eine bedeutende Rolle. Weiterhin können optimale Schallschutzeigenschaften am Gebäude mithilfe eines WDVS auf Basis von Mineralwolle erreicht werden.“

Wenn es also Mineralwolle sein soll bzw. muss, dann kann der Einsatz eines innovativeren Systems den Fußabdruck zumindest etwas verbessern. „Aktuell ist bei Mineralwolle der hohe CO2-Fußabdruck nicht ideal, kann aber durch die Auswahl von leichteren Mineralwolle-Dämmstoffen verbessert werden“, bestätigt Björn Schön. Beim Einsatz des WDVS Capatect Comfort Light II ließen sich, so das Ergebnis des Vergleichs, CO2-Emissionen einsparen – insgesamt 1,4 Tonnen CO2-Äqivalente (CO2-Äq) bei einer Fassadenfläche von 1.000 Quadratmetern, was der CO2-Speicherkapazität von mehr als 1 Baum entspricht (jeder Baum speichert durchschnittlich 1 Tonne CO2-Äq während seiner Lebensdauer). Wiebke Melzig erklärt uns, wodurch diese Einsparung zustande kommt: „Die hauptsächliche Stellschraube für die Reduzierung liegt in der bis zu 30 Prozent leichteren Capatect MW-Dämmplatte 035 Light 145. Durch sie reduziert sich der Einsatz an Rohstoffen bei gleicher Leistungsfähigkeit. Diese geringeren Rohstoffmengen führen wiederum zu Energieeinsparungen während des Herstellungsprozesses. Daneben kommen im System Capatect Comfort Basic eher klassische Systemkomponenten zum Einsatz. Bei Capatect Comfort Light II haben wir bewusst auf Leichtprodukte gesetzt, um den Kennwert weiter zu optimieren.“

Platzsparende PUR-Dämmung

PUR-Aufbauten, so die Ergebnisse des Vergleichs, haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als Systeme mit Mineralwolle. Caparol Produkt-Managerin Cornelia Hauschild weiß, warum: „Polyurethane (PUR) sind Hochleistungsdämmstoffe, mit deren Verwendung Fassadensysteme realisiert werden können, die bei gleicher Dämmleistung mit einer schlankeren Dämmstoffdicke auskommen. Werden die beiden Herstellungsprozesse von Mineralwolle- und PUR-Dämmstoffen miteinander verglichen, kann PUR mit einem um über 50 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck glänzen. Das leichte Gewicht der Dämmplatte und die schlankeren Dämmstoffdicken haben dann zusätzlich noch einen positiven Einfluss auf das Transportgewicht und -volumen.“ Allerdings muss auch hier der gesamte Systemaufbau betrachtet werden. So ergibt sich aus dem Systemaufbau von Capatect Performance PUR – bei einer Fassadenfläche von 1.000 Quadratmetern – eine CO2-Einsparung von knapp 4,3 Tonnen CO2-Äq, was der CO2-Speicherkapazität von etwa 4 Bäumen entspricht. Das System Capatect Design PUR bringt hingegen keine CO2-Einsparung im Vergleich zum Ausgangssystem Comfort Basic mit sich. Der Grund: Die als Endbeschichtung (anstelle eines Putzes) eingesetzten Klinkerriemchen sind in der Herstellung sehr energieintensiv, was den positiven CO2-Effekt der PUR-Dämmplatte aufzehrt. Insgesamt verursacht das System 2,8 Tonnen mehr CO2-Äq als das Ausgangssystem – also knapp drei Bäume mehr.

Vergleichssieger EPS

Die Nase vorn hat laut des Caparol-Vergleichs expandiertes Polystyrol (EPS): Mit einer Einsparung von etwa 11,2 Tonnen CO2-Äq bei einer Fassadenfläche von 1.000 Quadratmetern – das entspricht der CO2-Speicherkapazität von mehr als 11 Bäumen – weisen EPS-Dämmplatten den geringsten CO2-Fußabdruck auf. Systeme auf Basis von Polystyrol-Dämmplatten bieten damit nicht nur in puncto leichte Verarbeitung Vorteile, sondern auch in Sachen CO2. Dennoch sind Polystyroldämmungen in der Bevölkerung eher unpopulär – was Björn Schön bedauert: „Das unpopuläre Image von EPS-Dämmstoffen ist sehr schade und aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar. Die Diskussion über diesen Dämmstoff darf nicht auf emotionaler Ebene, sondern muss wieder technisch und faktenbasiert geführt werden. Für uns ist Polystyrol nach wie vor ein ausgereifter Dämmstoff mit einfacher, leichter Verarbeitung und hoher Fehlertoleranz in der Ausführung. Die homogen erstellbaren Armierungslagen bieten den perfekten Untergrund für die umfangreiche Auswahl von Oberflächen zur Gestaltung der Fassaden.“ Auch hinsichtlich der Recyclingfähigkeit schneidet EPS nicht so schlecht ab, wie gemeinhin angenommen wird. „Alle frischen Baustellenabschnitte der Polystyroldämmung können bereits seit vielen Jahren durch ein lang erprobtes Rücknahmesystem recycelt werden“, erinnert Björn Schön. Und selbst für jahrelang im Einsatz befindliche und schließlich rückgebaute EPS-Dämmungen steht neben der bisher üblichen thermischen Verwertung eine Recyclinglösung in den Startlöchern: Das Ziel der Initiative Polystyrene Loop ist es, aus gebrauchten letztlich wieder hochwertige neue Produkte herstellen zu können. Im Falle von EPS hieße das, rückgebautes EPS zu sammeln, in Lösemittel aufzulösen, daraus ein Polystyrol-Regranulat herzustellen und neu aufzuschäumen. Das wäre nachhaltiger als die derzeitige Verbrennung oder auch das „Down-Cycling“, das dadurch gekennzeichnet ist, dass minderwertigere Produkte aus Abfällen hergestellt werden. Würde es also gelingen, diesen letzten Schritt zu optimieren, wäre der Kreislauf geschlossen – und die Umweltwirkung entsprechend verbessert.

Von Wiebke Melzig möchten wir noch wissen, warum für den Vergleich die Wahl ausgerechnet auf Capatect Economy Green gefallen ist, obwohl Caparol mehrere EPS-Systeme anbietet. „In der Ausarbeitung der Vergleiche zum CO2-Fußabdruck waren bei den genannten Systemen zwei Aspekte von besonderer Bedeutung. Erstens die Darstellung der positiven Auswirkung des Einsatzes einer Polystyrol-Dämmung auf die Bilanz, da dieser Dämmstoff im Allgemeinen nicht sofort mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht wird“, bekräftigt die Marketing-Managerin noch einmal und fährt fort: „Besonders wichtig war uns zweitens, einen Systemaufbau mit Produkten zu wählen, die sowohl einen positiven Einfluss auf den Kennwert haben und gleichzeitig ohne Biozide als Beschichtungsschutz auskommen. Die Kombination war für uns das ausschlaggebende Zünglein an der Waage.“

Weitere Informationen zu den Dämmsystemen: bit.ly/417SPZc


Cornelia Hauschild, Produkt-Managerin bei Caparol

Werden die Herstellungsprozesse von Mineralwolle- und PUR-Dämmstoffen miteinander verglichen, kann PUR mit einem um über 50 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck glänzen.


Wiebke Melzig, Caparol Marketing-Managerin

WDVS mit Mineralwolle-Dämmstoffen haben aufgrund ihrer aktuellen Herstellungsverfahren den größten CO2-Fußabdruck unter den verglichenen Systemen.


Björn Schön, Produktbetreuer Nachhaltiges Bauen im Dr.-Robert-Murjahn-Institut

Das unpopuläre Image von EPS-Dämmstoffen ist sehr schade und aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar.

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