Ende März tagten der Ausschuss für Technik, Werkstoff und Umwelt (TWU), der Arbeitskreis der Sachverständigen (SV)-Obleute der Landesverbände und die Technischen Berater des Maler- und Lackiererhandwerks in Holzwickede.
Nach der Genehmigung des Berichts von der Herbsttagung in Kassel erwartete die Fachleute gleich ein Vortrag eines externen Referenten zu einem noch relativ neuen aber immer wichtiger werdenden Thema. Jens Doppelmann vom gleichnamigen Sachverständigenbüro aus Damme referierte über Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren der optischen Bauforensik. Mithilfe der optischen Bauforensik lässt sich z. B. Schimmelpilzbildung erkennen, die bei normalem Tageslicht nicht sichtbar ist.
Interessant waren auch die Ausführungen von Beate Bliedtner vom Landesinnungsverband Berlin-Brandenburg zum Thema Farbeimer-Recycling. „Der Farbeimer wird in Zukunft recycelt werden müssen“, stellte sie klar. Unklar sei bislang nur, in welcher Form. Es gebe Entwicklungen mit Folien in Farbeimern, die nach Entnahme der Farbe abgezogen bzw. herausgenommen werden können. Denkbar sei auch der vermehrte Einsatz von Silos oder Ähnlichem.
Für heftige Diskussionen sorgten dagegen die Ausführungen von Stefan Ehle, Vorsitzender des TWU, und Oliver Nicolai von der Technischen Informationsstelle des Bundesverbands. Sie berichteten, dass ab 28. April 2023 eine Schulungspflicht für Produkte mit Di-Isocyanaten (z. B. PU-Schäume, bestimmte Bodenbeschichtungen) bestehe. Dies gelte auch für den professionellen Verarbeiter – was bei den Tagungsteilnehmern auf Unverständnis stieß, da der Maler seit Jahren mit diesen Werkstoffen und dem korrekten Umgang damit vertraut sei. Diskutiert wurde, in welcher Form die Innungsbetriebe vom Verband geschult werden könnten, um das erforderliche Zertifikat zu erhalten.
Jost Grund, Vorsitzender des SV-Arbeitskreises, berichtete von ersten Versuchen, Farben thermisch zu konservieren, um so auf Biozide verzichten zu können. Für ein Forschungsprojekt des Fraunhofer Instituts würden Betriebe gesucht.
Michael Eichler, seit 30. November 2022 neuer Präsident des Bundesausschusses Farbe und Sachwertschutz (BFS), informierte die Anwesenden darüber, dass im April die neue Maler-App freigeschaltet werde, über die Fachinformationen und die BFS-Merkblätter per Handy, Tablet oder PC abrufbar seien. Daneben blieben aber auch die Print-Versionen der Merkblätter bestehen. Im Rahmen der Tagung bedankte sich Eichler auch noch einmal ausdrücklich bei seinem Vorgänger Karl-August Siepelmeyer, der die Geschicke des BFS 20 Jahre lang gelenkt hatte.
Standing Ovations gab es für Bodo Schmidt, der über 35 Jahre für die Technische Informationsstelle des Bundesverbands tätig gewesen war und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde. Schmidt hatte in seiner Funktion u.a. die Planung, Durchführung und anschließende Aufarbeitung zahlreicher TWU-/SV-Tagungen unter sich. Auch wenn die Tagungsteilnehmer in Zukunft auf die gewissenhafte Organisation Schmidts verzichten müssen, wurden dennoch bereits die nächsten Tagungstermine festgelegt. Demnach soll die Herbsttagung im Oktober 2023 voraussichtlich in Kassel, die Frühjahrstagung 2024 in Diedorf stattfinden.
Larissa Sailer
