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Solare Aufheizung und gespachtelte Flächen im Fokus

Anfang November fand zum 14. Mal der Caparol-Werkstofftag statt.
Solare Aufheizung und gespachtelte Flächen im Fokus

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Über 130 externe Teilnehmer aus der Maler- und Lackierer- sowie der Stuckateurbranche konnte Dr. Ralf Murjahn, Vorsitzender der Caparol-Geschäftsleitung, zum 14. Werkstofftag im Haus des Handwerks in Ober-Ramstadt begrüßen. Wie schon in den vergangenen Jahren wurde der Werkstofftag von Franz Xaver Neuer, Technischer Leiter bei Caparol, moderiert.
Rudolf Kolb, Caparol-Produktbetreuer Farben & Putze, zeigte am Beispiel eines Hotelneubaus die Problematik auf, die entstehen kann, wenn gespachtelte Gipskartonflächen mit Putz, Farbe oder Wandbelägen überarbeitet werden. Häufig bilden sich auf den Spachtelstellen Blasen, was schließlich zu Abplatzungen führt. In dem Hotelneubau war deutlich zu erkennen, dass diese Abplatzungen immer dort besonders stark auftraten, wo die Schichtdicke der Spachtelungen weniger als 500 μm betrug. Als weitere negative Einflussfaktoren konnten erhöhte Luftfeuchtigkeiten sowie eine Feuchtigkeitserhöhung durch andere Arbeiten, z.B. das Verlegen von Fliesen, ausgemacht werden. Eine zügige Trocknung sei jedoch die Grundvoraussetzung zur Vermeidung der Blasenbildung, so das Fazit Kolbs.
Hans-Joachim Rolof vom iba-Institut Gottfried & Rolof konnte anhand einer Untersuchung, die in seinem Institut auf Musterplatten durchgeführt wurde, bestätigen, dass sich die bekannten Schadensbilder hauptsächlich bei geringen Spachtelschichtdicken und auf abgeportem Karton zeigten. Der Kohäsionsbruch in der Spachtelmasse tritt demnach fast ausschließlich bei Schichtdicken derselben zwischen 150 und 500 μm auf. Sowohl dickere als auch dünnere Spachtelschichten bleiben da-gegen weitgehend intakt. Lösungen aus der Sicht der Produktentwicklung präsentierte Dr. Thomas Brenner, Leiter des DAW-Entwicklungszentrums. In Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass sich bei kunststoffvergüteten Gipsspachtelmassen in dünneren Schichten zwischen 150 und 500 μm ein kritischer Bereich ergibt. Dort liegt sogenanntes a-Halbhydrat unabgebunden vor, das erst beim Überarbeiten mit dem Wasser der Beschichtung reagiert. Dr. Brenner plädierte daher für den Einsatz dispersionsgebundener Spachtelmassen oder, noch besser, für die Rezeptierung neuer Grundierungen und Putze, die über ein höheres Eindringvermögen (und dadurch ein besseres Bindeverhalten) verfügen und somit keine Quellerscheinungen auslösen.
Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich einem nicht weniger brisanten Thema, nämlich der thermischen Aufheizung von Fassaden durch solare Einstrahlung. Dr. Thomas Frey, BASF, stellte gleich im ersten Referat den seit vielen Jahren etablierten Hellbezugswert (HBW) infrage. Dieser gebe nur den Prozentsatz wieder, bei dem die sichtbare Lichtenergie reflektiert wird. Daher sei der HBW keine geeignete Maßzahl für die Reflexion von Sonnenenergie. Der sogenannte TSR-Wert (TSR steht für Total Solar Reflectance, also die gesamte solare Reflexion) dagegen berücksichtige die gesamte Energiemenge des Lichtes, auch die im nicht sichtbaren Bereich. Da heute dunkle Farbtöne an Fassaden zunehmend an Beliebtheit gewinnen, wurden spezielle solar-reflektive Pigmentierungen entwickelt. Deren Wirkung lässt sich vor allem auf die Remission der Pigmentierungen im Nahinfrarotbereich (NIR) zurückführen.
Obwohl der TSR-Wert eine Voraussage der Temperaturen auf Fassadenoberflächen ermögliche, werde seine breite Verwendung in der Praxis durch seine komplexe Ermittlung und seine fehlende visuelle Wahrnehmbarkeit erschwert, gab Dr. Volker Ptatschek, Leiter der Entwicklung von Pigmentpräparationen bei Caparol, zu bedenken. Seiner Meinung nach werde der HBW als bewährte und praxisnahe Bewertungsgrundlage auch weiterhin Gültigkeit haben. Dass Schwarz-Pigmente in erster Linie für die Aufheizung verantwortlich seien, bestätigte er. Die Verwendung spezieller Schwarz-Pigmente ermögliche auf WDV-Systemen Hellbe-zugswerte < 20. Eine Farbtonrezeptierung mit derartigen Pigmenten sei bei ColorExpress von Caparol bereits Standard.
Welche gravierenden Auswirkungen Temperaturschwankungen auf den Dämmstoff eines WDVS haben, erläuterte Dr. Engin Bagda, Leiter des Dr. Robert-Murjahn-Instituts. Bereits ab 70 Grad Celsius verforme sich beispielsweise EPS, ab 80 Grad Celsius sogar drastisch. Auf einer schwarzen Fassadenbe-schichtung seien diese Temperaturen schnell erreicht. Aus diesem Grund seien dunkle Farbtöne so kritisch.
Wie Caparol dem Wunsch nach dunklen, intensiven Farbtönen auf WDV-Systemen begegnet, berichtete Oliver Berg, Leiter Fassaden- und Dämmtechnik bei Caparol. Die Carbon Edition DarkSide setze nicht auf Einzelbausteine, sondern auf ein exakt aufeinander abgestimmtes System. Die Carbon Edition Dark Side besteht aus einem schubweichen Mineralwolle-Dämmstoff, einem carbonfaserverstärkten Armierungsspachtel mit Gewebe und einem besonders belastbaren Oberputz. Mit diesem Systemaufbau seien sehr dunkle intensive Farben bis zu einem HBW von 5 auf WDVS möglich, so Berg.
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