Startseite » Technik »

Und plötzlich ist alles klar…

Technik
Und plötzlich ist alles klar…

Neuartige UV- und Feuchteschutzkonzepte sowie nanotechnologische Ansätze sollen die Dauerhaftigkeit von hellen und transparenten Beschichtungssystemen für Holz im Außenbereich deutlich erhöhen.

Susanne Sachsenmaier-Wahl

Der ökologische Werkstoff Holz ist heute im Baubereich gefragt wie selten zuvor. In der Außenanwendung werden unbehandelte Holzbauteile jedoch durch Witterungseinflüsse, wie Sonnenlicht und Regen, rasch unansehnlich. Übliche pigmentierte Beschichtungen und Anstriche schützen zwar einige Jahre, verdecken aber das schöne natürliche Aussehen des Holzes. Farblose Holzaußenlacke dagegen boten bisher keinen ausreichenden Schutz vor der schädigenden UV-Strahlung und mussten bereits nach kurzer Zeit aufwändig renoviert werden. Das BFS-Merkblatt Nr. 18 rät deshalb von herkömmlichen farblosen Beschichtungen im Außenbereich ab: „… Deshalb dürfen farblose Lacke ohne besondere Strahlenschutz-Eigenschaften auf Außenbauteilen aus Holz bei strengen oder extremen Klimabedingungen nicht zur Anwendung kommen. Längerfristig wirkende Strahlenschutz-Eigenschaften für Klarlacke werden nur bei sehr hohen Schichtdicken und mit Strahlenschutz-Filter (UV-Absorber) erreicht …“
UV-Schutz
Normalerweise schützen die in der Holzlasur enthaltenen Pigmente den Untergrund vor den schädigenden UV-Strahlen. Da herkömmliche transparente Holzlasuren keine Pigmente enthalten, kann die UV-Strahlung bis zum Holz vordringen. Dies hat zur Folge, dass das Holz vergraut und allmählich zerstört wird.
Schon seit langem werden Holzlasuren zusätzlich zur Pigmentierung mit UV-Schutz-Additiven ausgestattet, die das Sonnenlicht entweder reflektieren oder in Wärme umwandeln – so genannte UV-Blocker. Diese funktionieren ähnlich wie eine Sonnenschutzcreme und schützen den Untergrund vor der Vergrauung. Zur bestmöglichen Wirkung benötigen diese UV-Blocker immer Schichtdicke – je dicker, desto effektiver. Durch diese Zusätze wurden helle Holzlasurfarbtöne, wie z.B. Esche, oder auch farbige Anstriche mit organischen Pigmenten leistungsfähig.
Auf Grundlage dieser UV-Blocker wurde in den Forschungslabors in den letzten Jahren intensiv an der Entwicklung transparenter Holzlasuren mit ausreichendem UV-Schutz gearbeitet. Inzwischen sind einige Produkte auf dem Markt, die, gemäß der Herstellerangaben, diesen Vorgaben entsprechen sollen.
Einige Hersteller kombinierten die UV-Blocker zusätzlich mit nanosklaigen Pigmenten. So verleihen beispielsweise speziell für den transparenten Holzschutz entwickelte Nano-Titandioxid-Typen („transparentes Titandioxid“) dem Holz Wetterstabilität, da sie die energiereiche und für das Holz schädigende Strahlung aus dem Sonnenlicht filtern. So bleibt die ursprüngliche Holzfarbe erhalten und das Holz wird langfristig geschützt. Das Streuvermögen eines Pigments ist nämlich nicht nur vom Brechungsindex und der Wellenlänge des Lichts, sondern auch von seiner Partikelgröße abhängig. Nano-Titandioxide streuen sichtbares Licht auf Grund ihrer Teilchengröße – die deutlich kleiner als 200 nm und damit auch kleiner als die halbe Wellenlänge des sichtbaren Lichts ist – nicht mehr und sind deshalb unsichtbar. Sie eignen sich daher auch für transparente Beschichtungen. Die Teilchen werden erst wahrgenommen, wenn die Schichtdicke des Anstrichs erhöht wird. Dann ist eine gewisse Trübung bzw. Milchigkeit der Holzlasur zu erkennen.
Da durch die Kombination von UV-Blockern und Nano-Pigmentierung UV-Strahlung effektiv abgefangen wird, sind bei diesen Lasuren auch sehr dünne Schichten möglich. Dünnschichtlasuren sind Dickschichtlasuren insbesondere hinsichtlich der Renovierbarkeit überlegen.
Abperleffekt
Der effektive UV-Schutz ist jedoch nur so lange gegeben, wie die Lasur rissfrei bleibt. Die Rissbildung muss bei den neuen transparenten Lasuren so gut wie möglich verhindert werden. Immer mehr Farben- und Lackhersteller haben ihre Lasuren daher mit einem Abperleffekt ausgestattet. Dieser bewirkt, dass Wasser von der Beschichtung abperlt, bevor es die Beschichtung aufweichen und in das Holz eindringen kann. Die typischen Dehn- und Schwundbewegungen können dadurch begrenzt werden.
Ein Abperleffekt kann zum einen durch Silikone oder Wachse erzielt werden. Diese können allerdings zum Problem für nachfolgende Beschichtungen werden. Daher setzen viele Hersteller heute auf Additive, die eine dauerhafte Hydrophobierung ohne Wachse und Silikon bewirken, oder auf nanostrukturierte Oberflächen (vgl. „Lotus-Effekt“) oder auf beides in Kombination. Durch spezielle Additive mit niedriger Oberflächenspannung entsteht eine Kapillarhydrophobie, die zur Reduktion der Wasseraufnahme führt, ohne dass dadurch eine Sperre für den aus dem Untergrund entweichenden Wasserdampf entsteht. Bei nanostrukturierten Oberflächen ist die Wasseraufnahme durch die sehr kleine Benetzungsfläche außergewöhnlich gering. Die Wassertropfen haften nicht an der Beschichtungsoberfläche, sondern perlen ab.
Wartung und Pflege
Durch die neuen transparenten Holzlasuren wird die Vergrauung zwar deutlich verzögert, auf Dauer komplett verhindern lässt sie sich aber nicht. Damit das Holz aber möglichst lange geschützt ist, müssen transparente Beschichtungen unbedingt gepflegt und gewartet werden. Risse in der Beschichtung müssen so schnell wie möglich punktuell nachgebessert werden. Bei nachlassender Hydrophobierwirkung empfiehlt sich ein Auffrischungsanstrich. Am besten ist es, eine regelmäßige Wartung bereits bei der Erstbeschichtung zu vereinbaren.

kompakt
Beispiele für transparente Holzlasuren, wie sie im Text beschrieben werden, sind „Protector Plus“ von Adler und „Capadur TwinProof“ von Caparol.
Daneben bieten auch noch zahlreiche andere Lackhersteller transparente Holzlasuren an.
Produkt des Monats
Aktuelle Ausgabe
Titelbild Malerblatt 5
Ausgabe
5.2024
ABO

Malerblatt Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Malerblatt-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Malerblatt-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Malerblatt-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de