Lasuren, Lacke, Öle und Wachse kommen einem zuerst in den Sinn, wenn es darum geht, Holzuntergründe zu beschichten. Die genannten Anstrichmaterialien können das Holz schützen, sie können es anfeuern oder einfärben. Doch nur ein Material vermag es, den Charakter von Holz wirklich zu verändern – die Beize.
Der Grund dafür ist schnell erklärt: Lacke oder Lasuren bilden einen Film auf der Holzoberfläche. Beizen hingegen dringen in das Holz ein, färben dieses ein und verändern so die Holzoptik nachhaltig. Es erfolgt keine Schichtbildung an der Oberfläche, deswegen wird ein gebeiztes Holz immer überlackiert.
„Der Maler kann Beizen zum Beispiel bei der Renovierung von Wand- und Deckenvertäfelungen einsetzen“, nennt Mario Menghin, Schulung & Beratung Möbellacke, Beizen & Öle bei Adler, mögliche Anwendungsgebiete. Damit wird dem Raum unter anderem eine alpin-rustikale Optik verliehen.
Beizen werden je nach Zusammensetzung (Wasser- und Lösemittelbeizen) und geeigneter Holzart (Laub- oder Nadelholzbeizen) differenziert. Des Weiteren unterscheidet man zwischen den unterschiedlichen Beizeffekten, welche abhängig vom jeweiligen Holz sind.
Verschiedene Holzbeizen
Reaktive Beizen heben die harten Jahresringe von Nadelhölzern stark hervor. „Diese Beizen enthalten spezielle Farbstoffe, die mit den Holzinhaltsstoffen reagieren.“ Da die harten Jahresringe des Holzes mehr Holzinhaltsstoffe enthalten, findet dort eine stärkere Reaktion statt: Die Farbe der Jahresringe wird betont und es entsteht ein positives Beizbild. Der Effekt hängt hierbei von zwei wesentlichen Faktoren ab, wie Menghin berichtet: „Die Holzoptik ist abhängig von der Auftragsmenge der Beize und wie lange die Beize Zeit hatte zu wirken.“
Umgekehrt wirken Farbstoffbeizen. Diese enthalten Farbstoffe, die sich im Holz ablagern und so seine Farbe verändern. „Die Farbstoffe können sich im weichen Holz zwischen den Jahresringen besser ablagern und verstärken dort den Farbeffekt.“ Ein negatives Beizbild ist entstanden.
Ähnlich ist der Effekt bei Laubhölzern. Hier unterscheidet man zwischen porenbetonten Beizen und egalisierenden Beizen. „Porenbetonte Laubholzbeizen enthalten spezielle, besonders feine Farbpigmente, die gut in die Poren eindringen und sich dort ablagern. Die Holzporen werden hervorgehoben“, erklärt Mario Menghin. Egalisierende Beizen lagern sich verstärkt an der Holzoberfläche ab und können so ein ungleiches Porenbild ausgleichen. Unterschiede im Holz, eine unruhige Holzoptik oder unterschiedliche Maserungen werden angeglichen.
Holzbeizen: Untergrundvorbereitung
Beim Beizen gilt eine besonders sorgfältige Verarbeitung und die fängt bereits mit dem Holzuntergrund an. „Es sollte nur qualitativ hochwertiges Holz ohne Leimdurchschlag, Harzeinschlüsse oder Risse verwendet werden.“ Anschließend muss das Holz sorgfältig vorbereitet werden, und zwar je nach gewünschtem Effekt: „Bei gebürstetem oder grob geschliffenem Holz fällt der Beizeffekt stärker aus als bei fein geschliffenem Holz.“ Das Holz sollte stets mit einem scharfen Schleifpapier bearbeitet und anschließend der Schleifstaub sorgfältig entfernt werden.
„Bei wasserbasierten Beizen sollte das Holz vorab mit warmem Wasser gewässert werden, da sich dadurch die Poren öffnen und die Beize besser aufgenommen wird“, erläutert Menghin.
Sorgfältiges Beizen
Je nach Beizentyp sind unterschiedliche Voraussetzungen gefragt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Auftragsmenge: „Bei zu wenig Material kann es, vor allem bei egalisierenden Beizen, zu unschöner Wolkenbildung kommen. Zu hohe Auftragsmengen können einen zu starken Beizeffekt erzeugen.“ Beim Applizieren mittels Spritzverfahren sollte die Spritzpistole gründlich gereinigt und getrocknet sein. Zudem arbeitet man am besten mit kleiner Düsengröße und wenig Druck.
Um Unterschiede im Beizbild zu vermeiden, sind die Flächen möglichst in einem Zug zu beschichten. Es empfiehlt sich, die Beize Nass-in-Nass in zwei Schichten mit stark überlappenden Bahnen zu verarbeiten. „Die Auftragsmenge ist gut gewählt, wenn die Fläche nach dem Auftrag im Licht gleichmäßig nass schimmert, aber keine Flüssigkeit auf dem Holz steht“, erläutert Mario Menghin das Erkennen eines optimalen Spritzbildes. Besonderes Augenmerk bei der Applikation gilt der ersten und letzten Bahn sowie den Kanten. Hier passiert es schnell, dass unterschiedlich viel Material aufgetragen wird.
Mario Menghin gibt noch einen weiteren Verarbeitungshinweis mit auf den Weg: „Stehende Flächen sollten von unten nach oben gebeizt werden, liegende Flächen waagrecht aufliegen, damit die Beize nicht zusammenfließen kann. Auf keinen Fall darf die Beize in die Mitte des Holzes geleert und danach verteilt werden.“
Gestalten und schützen
Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Beizen und Holzoptiken bieten sich Beiz-Karten mit Mustern an. Diese geben Aufschluss über den zu erwartenden Look auf der Holzoberfläche. Darüber hinaus können auch Muster auf dem verwendeten Holz angefertigt werden. Dabei sollte aber nicht nur die Beize selbst, sondern auch der Decklack aufgetragen werden. Schließlich beeinflussen auch die Holzoberfläche und die abschließende Deckbeschichtung die Gesamtoptik.
Wie bereits zu Beginn erwähnt, muss eine gebeizte Holzoberfläche immer deckbeschichtet werden, um das Holz und die Beize zu schützen. Wichtig hierbei: Vor der Deckbeschichtung muss die Oberfläche gründlich trocknen, um mögliche Verfärbungen, vor allem bei Wasserbeizen, zu vermeiden. Die Schlussbeschichtung erfolgt in der Regel mit einem Klarlack. Es kann jedoch auch Holzöl zum Einsatz kommen. Dadurch werden die Farbstoffe in der Beize fixiert und ein nachträgliches Herauslösen verhindert. Noch ein abschließender Tipp von Mario Menghin: „Werden helle Hölzer weiß gebeizt, sollte auch der Decklack leicht eingefärbt werden.“
PraxisPlus
Schulungen
Wer den richtigen Umgang mit Beizen erlernen möchte, dem bietet die Adler-Akademie regelmäßig Beizen-Schulungen an. Hierbei steht neben dem Theorieteil, die Praxis im Fokus – von den unterschiedlichen Beiz-Systemen über die Untergrundvorbereitung bis hin zur Applikation.