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Großer Auftritt

Farbe & Inspiration
Großer Auftritt

Das Internet ersetzt die Messe nicht – nach wie vor dient sie als Marktplatz für konzentrierte Kommunikation und Kompetenzpräsentation. Messen sind heute Orte der Inszenierung, wo die Farbe eine zentrale formale Rolle spielt.

Andrea Eschbach

Eine Küchenzeile, ein Regal mit Kakteen, ein Teppich – alles nur gezeichnet. In Schwarz auf weißem Grund erstand vor dem Auge des Messebesuchers eine komplette Küche. Die grafische Inszenierung des Stands von Merten auf der Frankfurter „Light + Building“ zog im vergangenen April alle Blicke auf sich. Für die spektakuläre Standarchitektur hatte der Wiehler Hersteller von Schalterprogrammen den spanischen Designer Martino Berghinz verpflichtet. Er entwickelte ein Konzept, das den Blick auf beispielhafte Situationen in Büro, Hotel und Heim fokussiert.
Produkte pur
Ein Haus, das weiß, ob Herd und Bügeleisen noch eingeschaltet sind, wenn die Besitzer das Haus verlassen: Die Hauptrolle in allen Räumen spielen die Merten-Produkte und ihre Funktionen. Damit sich der Besucher ganz darauf konzentrieren kann, werden die beispielhaften Raumsituationen in einer abstrahierten Form vorgestellt; charakteristische Grafiken auf Fußboden und Wänden deuten Mobiliar und Wohnaccessoires nur an. Reale Einrichtungsgegenstände in der Signalfarbe Rot ergänzen das Szenario. Mit dem expressiven Messestand wollte Merten einen Ort der Zukunft zeigen – intelligente Räume, die Leben und Arbeiten erleichtern und angenehmer machen. „Noch nie haben wir unsere Produkte so konsequent anwendungsorientiert präsentiert – und noch nie so designbewusst“, stellt Jörg Lamers, Marketingleiter bei Merten, fest.
Martino Berghinz hat auf mehr als 400 Quadratmetern großvolumige Kuben geschaffen, die nach oben hin durch großformatige Spiegel begrenzt sind: Sie reproduzieren in einem Winkel von 45 Grad die dreidimensionale Rauminszenierung als zweidimensionales Abbild – ein Spiel mit Konkretem und Abstraktion. In jedem der Kuben sind reale elektrische Geräte – Leuchten, Haushaltsgeräte, audiovisuelle Apparate – installiert, die von den Besuchern selbst aktiviert werden können. Die Kuben zeigen sich nach außen mahagonifarben und stehen auf blauem Grund. Ihre Farbgestaltung orientiert sich am Corporate Design des Unternehmens: Die Berliner Agentur MetaDesign hat für Merten Mahagoni, Weiß und Signalrot als Hausfarben definiert. „Mir schwebte eine Art Crossover zwischen Grafik und Dreidimensionalität, zwischen Idee und Realität vor“, sagt Berghinz. Entstanden sind belebte, animierte Räume, die den Besucher einbeziehen, ihn zum Spiel mit den Möglichkeiten einladen.
Farbige Inszenierung und Erlebniswelt
Der Messeauftritt vieler Firmen dient längst nicht mehr der reinen Produktpräsentation. Vielmehr gilt es, ein Markenbild zu vermitteln, am besten ein ganzes Lebensgefühl. In der Flut der Eindrücke sind es oft zuerst die visuellen Details, die die Aufmerksamkeit auf einen Stand lenken – eine architektonisch ungewöhnliche Form, eine gelungene Lichtinszenierung und nicht zuletzt ein überzeugendes Farbkonzept. Es gilt, einen bleibenden, markenspezifischen Eindruck zu hinterlassen. Durchgängige Farbkonzepte sind dabei eine sichere Wahl.
Dass dazu auch die Nichtfarbe Weiß ihren Beitrag leisten kann, zeigt der italienische Küchenartikel-Hersteller Guzzini. Auf der Mailänder Messe Macef im Januar dieses Jahres leuchteten die Produkte vor schneeweißen Wänden. „Da Guzzini vor allem farbenfrohe Objekte produziert, ist Weiß die Farbe der Messen“, erklärt die Messestandverantwortliche Emanuela Lucchetti. „Auf diese Weise treten unsere Produkte am besten in den Vordergrund“. Verwendet werden dabei die verschiedensten Materialien, aber vor allem lackiertes Holz und Stahl. „In der Gestaltung der Räumlichkeiten berücksichtigen wir drei wichtige Elemente: Emotionen, Sinne und einen starken visuellen Eindruck.“
Farbe und Oberfläche
Auch der Aschauer Möbelhersteller Moormann will einprägsame Erlebnisse schaffen. Für die neue Messe „The Design Annual“, die im Mai in Frankfurt stattfand und unter dem Motto „Inside Urban“ stand, wählten die Möbelmacher für die Präsentation ihrer pfiffig-schlichten Produkte ein stilisiertes Haus. „Die Fassade aus roh gezimmerten Brettern sollte durch die Farbwahl nicht kaschiert, sondern bewusst inszeniert und betont werden“, erklärt Kommunikationschefin Monika Schwaiger das Konzept. „Der Farbton sollte ansprechend und prägnant sein, um im Bewusstsein des Betrachters haften zu bleiben“. Und: er durfte die raue Struktur in ihrem Charakter optisch nicht mildern, sondern betonen. Deshalb fiel die Wahl auf mattes Zinkgelb, das zweischichtig per Spritzverfahren appliziert wurde. „Die ausgestellten Möbel strahlten in den eingelassenen Kojen wie Akteure auf einer Bühne“, so Monika Schwaiger. Den Kontrast stellte mattschwarze Farbe her; die exakte Ausleuchtung der Möbel und des Messestandes setzte zusätzlich Akzente. „Mitentscheidend für die Bestimmung des Farb-Zweiklangs war nicht zuletzt das gelb-schwarze Corporate Design der Messe selbst.“
Farbe und Licht
Auch der Basler Leuchtenhersteller Regent Lighting setzt kräftige Farben ein, um im Messetrubel nicht übersehen zu werden. Er präsentierte auf der „Light + Building“ einen Stand in leuchtenden Tönen. Das Raumkonzept bewegte sich dabei innerhalb horizontaler Grenzen, grauem Boden und vertikaler Schwerkraft. Farbige Wände unterstützten das Konzept und sollten ein ästhetisches Erleben des Lichts vermitteln. „In der Horizontalen verwenden wir immer neutrale, dunkle Farben“, erklärt Kommunikationsleiter Marcel Brodbeck, „in der Vertikalen setzen wir dagegen auf Buntfarben“. Ein gewollter Kontrast: Jeder Raum des Messestandes ist so gestaltet, dass er in der Erinnerung die Produkt-identität stützt. Das so verwendete Farbklima taucht nicht nur am Messestand, sondern auch in Broschüren auf – die Farben sind Teil der Corporate Identity. Auf einen kühlen, grünen Raum folgte ein warmer, orangefarben gestrichener Raum. Die Wände des Messestands waren seidenmatt lackiert, die Decken hingegen matt gestrichen.
Mitbewerber Erco bevorzugt für seine Messestände neutrale Hintergründe. „Wir verkaufen schließlich auch farbiges Licht“, erklärt Pressesprecher Martin Krautter. Und so tauchte der Leuchtenhersteller aus Lüdenscheid seine Wände auf der „Light + Building“ mittels Farbmischleuchten und Projektionen in jede erdenkliche Farbe. Gemäß dem Motto „Tune the light“, unter dem der Global Player im Lichtgeschäft seine aktuellen Innovationen und Entwicklungen präsentierte. Im Fokus des Auftritts stand die Integration von Hard- und Software für die Architekturbeleuchtung auf Basis einer digitalen Steuertechnik. Eine ausgeklügelte Light Show zeigte die praktisch unbegrenzten Möglichkeiten, Licht in seiner Wechselwirkung mit Raum, Zeit und Atmosphäre zu einer effektvollen Szenografie zu formen. Farbiges Licht – intelligent und variantenreich steuerbar – wurde zum Anziehungspunkt des Messestands. „Es ist verführerisch, nur mit Licht zu arbeiten“, erklärt Krautter. Aber er verweist auch darauf, dass spannende Effekte nicht zuletzt durch die Kombination von Licht- und Materialfarben entstehen: „Im Kölner Concept Store „Apropos Cöln“ erzeugt beispielsweise pinkfarbenes Licht auf einer pinkfarbenen Wand eine starke Wirkung.“

INTERNET
Mehr Impressionen der hier beschriebenen Messeauftritte finden Sie auf unserer Website. Dort sehen Sie beispielsweise auch die Farbvarianz des Erco-Auftritts.
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