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Coronaresistente Wandfarbe

Dörken Coatings
Die coronafreie Wand

Coronaresistente Wandfarbe: Ende 2020 überraschte Dörken Coatings mit der Meldung, dass nun die erste coronaresistente Wandfarbe verfügbar sei. Was leistet diese Farbe, wie funktioniert sie und wo liegen die Grenzen? Das Malerblatt hat die Innovation unter die Lupe genommen.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl | Fotos: Dörken Coatings

Seit März 2020 ist (fast) nichts mehr wie es war. Ein kleines, aber offenbar sehr gefährliches Virus hat unser Leben komplett auf den Kopf gestellt. Händeringend wird nach Lösungen gesucht, wie das Virus in Schach gehalten werden kann. Ende 2020 – mitten in einer Zeit täglicher Schreckensmeldungen von steigenden Infektionszahlen, unzähligen Coronatoten (vor allem in Pflegeeinrichtungen)überraschte Dörken Coatings mit der Meldung, dass nun die erste umweltfreundliche, coronaresistente Wandfarbe erhältlich sei.

Auch wenn diese Nachricht in der Malerblatt-Redaktion zunächst einmal positiv aufgenommen wurde, blieben doch auch Fragezeichen. Wie soll eine Wandfarbe zum Infektionsschutz beitragen können, wo Virologen doch immer wieder betonten, dass das Coronavirus in erster Linie über die Atemluft übertragen werde, die Kontaktinfektion dagegen eher vernachlässigbar sei?

Breites Resistenzspektrum

Christopher Jahn, Leiter des Produktmanagements bei Dörken Coatings, erklärt: „Wir haben das Produkt bereits 2018 eingeführt.“ Damals sei der Ansatz für die Entwicklung eigentlich ein ganz anderer gewesen. Es sollte eine Funktionsfarbe entstehen, die einerseits keimresistent, andererseits aber wohngesund ist. Fokussiert habe man sich bei der Entwicklung von „Lucite MultiResist Pro“ auf MRSA-Keime, die gemeinhin als „die Krankenhauskeime“ bekannt sind. Erst während der Coronapandemie habe man überlegt, welchen Beitrag man zur Eindämmung derselben leisten könne und habe gemeinsam mit dem Prüflabor EUROVIR die Farbe auf weitere Erreger getestet. Dabei stellte sich heraus, dass die Farbe auch Resistenzen gegenüber behüllten und unbehüllten Viren, wie z.B. Noro- und Rotaviren, zeigt. Da mit dem SARS-CoV-2-Virus selbst natürlich nicht getestet werden konnte, wurde gemäß der Prüfnorm ISO 21702:2019 ein Modellvirus getestet, das dem Covid-19 auslösenden Virus sehr ähnlich ist und vom Labor für diese Prüfung empfohlen wurde.

Coronaresistente Wandfarbe

Und tatsächlich habe die Farbe auch dagegen eine Resistenz gezeigt. Auf der Oberfläche seien nach 24 Stunden keine Rückstände des Virus feststellbar. „Uns ist bewusst, dass das nur ein kleiner Beitrag im ganzen Pandemiegeschehen ist. Aber wir wollen dazu beitragen, jegliche Infektionswege, auch Kontaktinfektionen, zu unterbinden, auch wenn sie beim Coronavirus im Vergleich zum Novorivus eher eine untergeordnete Rolle spielen“, sagt Christopher Jahn. Und er betont noch einmal: „Es ist uns wichtig zu sagen, dass wir ein bereits bestehendes Produkt mit zusätzlichen Eigenschaften aufgeladen haben.“

Aufgrund ihres ursprünglichen Einsatzgebietes wird die Farbe vom Hersteller für zwei Bereiche empfohlen. „Einmal ist das der ganz normale Privathaushalt. Überall dort, wo wir eine hohe Feuchtebelastung haben und Keime einen Nährboden finden, setzen wir das Produkt ein“, erläutert Christopher Jahn. Auf der anderen Seite stehe natürlich der sensible Bereich, also Altenheime, Krankenhäuser, Arztpraxen, aber auch Kitas – eben überall dort, wo sich vulnerable Gruppen aufhielten.

Unschädlich für Mensch und Tier

Bei einer Beschichtung, die Keimen den Garaus machen kann, liegt die Vermutung nahe, dass diese möglicherweise auch für die Bewohner oder deren Haustiere gefährlich sein könnte. Diese Annahme entschärft Daniel Miri, Teamlead R&D Architectural Coatings & Colorants sofort: „Wir sprechen hier nicht von einem Wirkprinzip, sondern von einer Resistenz. Ein Wirkprinzip schließt immer mit ein, dass Wirkstoffe verwendet werden. In Lucite MultiResist Pro sind keine chemischen Zusatzstoffe enthalten.“ Die Resistenz der schadstoff- und konservierungsmittelfreien Farbe basiere auf einem rein physikalisches Prinzip, genauer gesagt auf der speziellen Oberflächenmorphologie. Während bei Standardwandfarben an der Oberfläche häufig organische Bestandteile zu finden seien, habe man bei MultiResist Pro darauf geachtet, sämtliche organischen Bestandteile anorganisch zu beschichten. Durch die nach außen gewandten anorganischen Schichten werde eine Kondenswassererscheinung an der Oberfläche verhindert und Bakterien und Viren gleichzeitig der Nährboden entzogen. „Sie verhungern quasi auf der Oberfläche“, fasst Miri zusammen und ergänzt: „Wir müssen die Viren und Bakterien also gar nicht extra bekämpfen mit Pestiziden oder anderen Schadstoffen.“ Die Resistenz auf die im Datenblatt angegebenen Erreger/Mikroorganismen untermauert Dörken mit einem Langzeittest von 5 Jahren.

Verarbeitung (fast) wie gewohnt

Einsetzbar ist die keimresistente Wandfarbe auf allen Untergründen, die auch für herkömmliche Innenwandfarben geeignet sind. Hierzu zählen verschiedene Putze sowie Tapeten oder Vliese. Verarbeiten lasse sich die Funktionsfarbe grundsätzlich wie jede herkömmliche Dispersionsfarbe, versichert Christopher Jahn. Im Hinblick auf die Zusammensetzung der Farbe aus organischen und anorganischen Bestandteilen räumt er allerdings ein: „In dem einen oder anderen Punkt bemerkt man selbstverständlich schon einen mineralischen Charakter.“ So sei die Offenzeit nicht so lang wie bei einer hoch dekorativen Farbe. „Es handelt sich eben in erster Linie um eine Funktionsfarbe“, merkt Jahn an. Auf großen Flächen ließen sich aber unter Zuhilfenahme eines Airless-Gerätes auch optisch einwandfreie Ergebnisse erzielen. Auf eine Besonderheit bei der Verarbeitung der Farbe weist Daniel Miri jedoch explizit hin. „Wichtig ist, dass die Funktionsfarbe mit dem richtigen Materialauftrag ausgeführt wird.“ Hier gelte der Grundsatz „Viel hilft viel“. Explizit solle die Schichtdicke 120 bis 140 Milliliter pro Quadratmeter betragen. Man müsse hierfür aber nicht zwingend eine Schichtdickenmessung durchführen. Daniel Miri rät zur „praxisnahen Kontrolle“: „Zweimal satt auftragen mit einer 18-Millimeter-Langflorrolle, dann kommt das hin.“ Da die Farbe über eine sehr gute Deckkraft verfüge, werde man leider dazu verleitet, sie zu dünn auszurollen – was dann aber zu Lasten der ausgelobten Resistenz gehe.

Chemikalienbeständig und farbenfroh

Da die Farbe über eine sehr gute Deckkraft verfüge, werde man dazu verleitet, sie zu dünn auszurollen – was dann zulasten der ausgelobten Resistenz gehe. Und noch einen guten Grund sieht Miri, die Farbe zweimal satt aufzutragen: „Wenn die Farbe zu dünn aufgetragen wird, neigt sie auch zum Aufbrennen.“

Auch wenn die coronaresistente Wandfarbe nicht nur, aber eben auch in Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheimen oder Kindergärten zum Einsatz kommen kann und soll, muss die Beständigkeit gegen Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel gegeben sein. „Das Produkt hat die “, sagt Christopher Jahn und ergänzt: „Wir haben die üblichen Prüfungen zu Desinfektionsmittelbeständigkeiten gemacht und da gab es keine Beanstandungen.“ Daniel Miri fügt hinzu, dass gerade momentan, wo immer mehr Desinfektionsmittelspender installiert werden, diese Beständigkeit von großer Bedeutung sei. „Früher sah man hinter den Spendern häufig eine Plexiglasplatte, weil die Farbe durch das Desinfektionsmittel angelöst wurde. Bei MultiResist Pro benötigt man diese nicht. Der Spender kann direkt an die Wand montiert werden.“

Da die Zeiten der weißen Wände auch in sensiblen Bereichen endgültig vorbei sein dürften – weiße, steril wirkende Kliniken, Pflegeheime, Arztpraxen und vor allem Kindergärten sind heute glücklicherweise die Ausnahme – ist selbstverständlich auch die Tönbarkeit der Funktionsfarbe ein wichtiger Punkt. „Die Gestaltungsmöglichkeiten sind hier unendlich“, versichert Christopher Jahn. „Von Intensivfarbtönen über trendige Grau-Schwarz-Färbungen bis hin zu pastelligen Farbtönen ist alles möglich.“ In diesem Zusammenhang macht Jahn auf eine Serviceleistung von Dörken Coatings aufmerksam: „In Kooperation mit entsprechenden Innenraumgestaltern erstellen wir auch Farbkonzepte, zum Beispiel für Altenheime, in denen die Farbe ja auch der Orientierung dient.“ Funktionsfarben bedeuten also keineswegs Monotonie, vielmehr sind der Gestaltungsfreiheit kaum Grenzen gesetzt. Aber das haben wir während der Pandemie ja bereits bei den (selbstgenähten) Alltagsmasken festgestellt …

Das Video-Interview gibt es hier:
https://bit.ly/2YYEoc9


Christopher Jahn, Leiter Produktmanagement Dörken Coatings

„Uns ist bewusst, dass das nur ein kleiner Beitrag im ganzen Pandemiegeschehen ist.“


Daniel Miri, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Dörken Coatings

„Wichtig ist, dass die Funktionsfarbe
mit dem richtigen Materialauftrag
ausgeführt wird.“



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