Wie sich ein Besenstrichputz herstellen und wie sich dessen Oberfläche weiter veredeln lässt, lesen Sie hier.
Wer die Eintönigkeit der Neubaugebiete mit ihren fast ausschließlich weißen, dezent strukturierten Putzfassaden durchbrechen möchte, sollte sich schon mehr einfallen lassen, als den Eingangsbereich in Anthrazit abzufassen. Auch wenn früher nicht alles besser war, so waren zumindest die Fassaden alles andere als langweilig. Insbesondere in den Städten schienen sich die Hausbesitzer geradezu einen Wettstreit um die außergewöhnlichste Struktur des Fassadenputzes zu liefern: Besenstrich und Kammzug wechselten sich mit Kellenwurf-, Spritz-/Besenwurf- und Stippputz ab. Meist wurde das Ganze noch farbig unterstrichen. Angesichts der heutigen Monotonie könnte man sich deshalb fragen, ob markante Putzstrukturen zu unseren modernen Gebäuden nicht mehr passen. Oder scheuen sich die Bauherren vor den Mehrkosten, die eine solche „Handarbeit“ mit sich bringt? Oder liegt es schlicht am mangelnden Mut, sich von der Masse abzuheben, oder gar an der fehlenden Beratung vonseiten des Fachhandwerks?
Besenstrichputz herstellen und veredeln: dezent und edel
Selbstverständlich ist eine Putzstruktur, die vom Standard abweicht, nicht gratis zu haben. Aber wenn man die reinen Mehrkosten (die Herstellung eines Standardputzes kostet ja schließlich auch eine bestimmte Summe, ebenso wie auf die Gerüststellung schon ein Anteil der Kosten entfällt) betrachtet, relativiert sich der Preis doch stark. Die Angst, dass der Putz zu einem modernen Gebäude nicht passen könnte, kann man dem Bauherren ebenfalls nehmen. Ein Besenstrich mit seiner horizontalen Linienführung beispielsweise kann geradlinige Architektur noch unterstreichen – was in den letzten Jahren an mehreren Gebäuden eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Und dass es für den Handwerker keine „unbezwingbare“ Aufgabe darstellt, eben diesen Besenstrich an die Wand zu bringen, zeigen wir in der folgenden Anleitung, die anhand der Technik „Linear 10“ aus der „StoSignature“-Collection erstellt wurde.
Feine Linien einbürsten
Als Basis dient in diesem Beispiel ein organischer, grobkörniger Oberputz (Stolit Effect). Er passt zu mineralischen und organischen Untergründen, ist hoch wasserdampfdurchlässig, wasserabweisend sowie witterungsbeständig und weist als Schlussbeschichtung eines Wärmedämm-Verbundsystems hohen Riss-, Schlag- und Hagelschutz auf. Bei der Putzwahl für die Technik gibt es weitere Optionen, z. B. eignet sich auch ein Siliconharz-Oberputz (wie etwa StoSilco R 3,0).
Der Putz im gewünschten Farbton (in unserem Beispiel handelt es sich um SCS AC 16284) wird mit der Glättekelle auf- und leicht über Kornstärke abgezogen. Weil der Putz im nassen Zustand strukturiert werden muss, sollte man die Fläche eventuell in Teilstücken aufziehen. Die Linierung des Putzes erfolgt mit einer Strukturbürste. Diese erinnert an eine Tapezierbürste – allerdings besitzt sie feste Kunststoffborsten, die in Bündeln mit Abstand in den Griff eingelassen sind. Mit dieser Bürste strukturiert man den Putz in gewünschter Ausrichtung. Dabei wird die Strukturbürste flach angewinkelt in kurzen, etwa 60 bis 80 Zentimeter langen Zügen über den Putz geführt – und dies einmal von rechts nach links und einmal von links nach rechts (bei horizontaler Ausrichtung). Bei größeren Fassadenflächen empfiehlt es sich, diese vorher mit orientierenden Führungslinien zu versehen (vertikal oder horizontal). So läuft man nicht Gefahr, dass sich an der Wand Wellenlinien bilden oder die Linierung über die Fassadenfläche hinweg ansteigt bzw. abfällt. Übrigens: Die „Ansätze“, die durch die kurzen Bürstenzüge entstehen, unterstreichen den handwerklichen Charakter der Technik. Diese sollte man unbedingt auch „einbauen“, wenn man eine Musterplatte anfertigt, um Meinungsverschiedenheiten mit dem Auftraggeber zu umgehen.
Die Struktur unterstreichen
Wer das dezent und gleichzeitig edel wirkende Relief optisch verstärken möchte, kann die Erhöhungen partiell mit einer geeigneten Beschichtung versehen. In unserem Beispiel kam eine witterungsbeständige und hoch wasserabweisende Metallicbeschichtung (StoColor Metallic) im Farbton 37810M zum Einsatz. Möglich sind aber auch Standard-Fassadenfarben (wie z. B. StoColor Silco, StoColor Solical, StoColor Sil). Die ausgewählte Farbe wird nur sehr sparsam mit der Schaumstoffrolle aufgenommen. Anschließend wird die Rolle mit geringem Druck in Richtung des Besenstrichs über den Putz geführt, so dass nur die erhabenen Stellen mit Farbe benetzt werden. Das Ergebnis ist ein lebendiges Spiel von Licht und Schatten, das durch die Metallicbeschichtung noch intensiviert wird. Altmodisch? Aufwendig? 08/15? Weit gefehlt!
Ein Verarbeitungsvideo finden Sie hier:
PraxisPlus
Fassadengestaltung mit StoSignature
Ästhetik mit System: Die Signature-Techniken sind baukastenartig aufgebaut. Fachhandwerker können aus einer Vielfalt an Materialien, Farbtönen, Texturen und Veredelungen wählen und diese beliebig kombinieren – wie in diesem Beispiel die Veredelung der Linear-10-Oberfläche mit „Color Partial“. Eine Broschüre, die sowohl die Systematik als auch Praxisbeispiele zeigt, finden Sie hier: