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Tadelakt für Badezimmer

Tadelakt
Glänzende Bäder

Tadelakt, ein fugenloser und wasserdichter Kalkputz, lässt sich bis zum Glanz polieren und eignet sich hervorragend für die Gestaltung von Wänden, Böden und Decken in Badezimmern. Manfred Fahnert schafft mit diesem Material handgefertigte Einzelstücke, von denen wir hier einige präsentieren.

Autor: Achim Pilz | Fotos: Manfred Fahnert

Tadelakt ist ein fugenloser, historischer Kalkputz aus hydraulischem Naturkalk mit puzzolanischen Beimischungen und einem feinen Korn von null bis 0,6 Millimetern. Er stammt aus Marokko, wo er seit der Antike arabische Dampfbäder ziert. Seine rein mineralischen Komponenten härten mit einer einmaligen Brillanz und glänzen mit einem magischen Tiefenlicht. Nach entsprechender Verdichtung wird er durch die Reaktion von Kalk und Seife wasserdicht. Durch ein kreisendes Verpressen werden gröbere Zuschläge nach unten gedrückt. Feine Bestandteile wie Kalk und die feinsten Farbpigmente konzentrieren sich an der Oberfläche. So können sehr intensive Farben entstehen, die man bis zum Hochglanz polieren kann. Heute wird der Kalkputz meist nachgestellt und kommt nur selten aus Marokko.

Einer, der den wasserdichten Kalkputz gekonnt verarbeitet, ist Manfred Fahnert. Das demonstrieren seine hier vorgestellten Arbeiten. In vielen Weiterbildungen, Kooperationen mit Experten wie Gernot Minke und Exkursionen nach Marokko und Oman hat er seine handwerklichen und kreativen Kompetenzen vertieft. Mit der Organisation lehmexpress.de bietet er seit 25 Jahren Workshops in Marokko an, bei denen neben Lehm auch Tadelakt verarbeitet wird.

Untergrund aus Kalk

Tadelakt benötigt einen festen Untergrund. Gibt es in diesem eine Trennung, muss man auch die Oberfläche trennen, z. B. mit einem Dehnungsfugenprofil. „In Marokko würde ich einen Kellenschnitt machen“, erklärt Fahnert. Er bevorzugt als Untergrund einen zweilagigen, armierten Kalkputz. Nach der zweiten Schicht richtet er ihn mit dem großen Glätter flächig aus. Ist er zu uneben oder zu glatt, egalisiert er ihn mit dem Rabot und raut ihn auf. Dann lässt er ihn einen bis eineinhalb Tage pro Millimeter trocknen. In dieser Zeit entfernt er auch Putzdeckel. „Dann kann ich sauberer arbeiten“, erklärt er. „Und am Ende kommt kein Elektriker, zieht ihn raus und bricht dabei Tadelakt ab.“

Spezielle Kellen für Tadelakt

Der Tadelakt wird mit zunehmendem Druck mit immer kleiner werdenden Kellen und am Ende mit einem glatten, handlichen Polierstein, z. B. aus Achat, verdichtet. Je kleiner das Werkzeug, umso höher ist der Druck, den man erzeugen kann. Fahnert verwendet drei verschieden große Metallkellen und ggf. eine Kelle aus elastischem Kunststoff, wie die japanische Shiage-Gote. Wenn die Kunden eine lebendige Oberfläche haben möchten, beginnt er gleich vorsichtig mit einer kleinen Kelle, wodurch die Oberfläche welliger wird. Für Außen- bzw. Innenkanten gibt es eckige Kellen, unterschiedlich rund profilierte bzw. solche mit 45-Grad-Phasen. Kanten müssen umsichtig bearbeitet werden, damit sie nicht ausbrechen. Auch später werden sie am stärksten beansprucht. Gerundet sind sie am robustesten.

Handwerkliche Verarbeitung

Das mit bis zu fünf Volumenprozent Pigmenten angemischte Material wird rechtzeitig angesetzt, sodass es abgedeckt über Nacht ziehen kann. Original marokkanischer Tadelakt sollte mit Wasser bedeckt drei bis vier Tage sumpfen.

Den rauen Kalkuntergrund besprüht Fahnert am nächsten Tag mit Wasser. Dann zieht er eine ein bis zwei Millimeter dünne Schicht Tadelakt auf, so dass alle Vertiefungen gefüllt sind. „Tadelakt darf man nicht zu dick auftragen, sonst hat man mit Rissen Probleme“, erklärt er. Die folgende Standzeit ist abhängig von Untergrund, Lufttemperatur und -feuchtigkeit. „Je nach Raumklima kann Tadelakt ganz schön schnell anziehen“, warnt er. Er überprüft ihn vorsichtig mit dem Finger. Wenn nichts daran kleben bleibt und es keine Fingerabdrücke gibt, ist der Tadelakt genug angezogen. Dann bringt er die zweite Schicht ca. zwei Millimeter stark auf. Ist der Putz schon recht fest, aber noch nicht hart, beginnt das Verdichten. Das kann einige Stunden dauern. Soll er über Nacht stehen, sollte man ihn ggf. durch Besprühen mit Wasser oder mit einer Plastikfolie vor dem Austrocknen schützen.

Seife dichtet

Ist der Putz genug angezogen, wird ein Gemisch aus Olivenöl- oder Marseiller Seife sowie Wasser (im Verhältnis 1:20) mit Pinsel oder Sprühflasche aufgetragen und mit einem Stempel aus Kunststofffolie eingerieben. Die Seife vereinfacht das Verdichten und reagiert später mit dem Kalk zu wasserfester Kalkseife. „Die Kelle mit zwei Händen führen und in Ruhe Druck ausüben“, empfiehlt Fahnert. „Das ist Gefühlssache und das Schöne am Tadelakt.“ Die Kelle gleitet über die glänzende Oberfläche. Nach und nach werden die Hohlräume verpresst und sie wird dicht. Ist kein Wasser mehr im Putz, muss man aufpassen, dass die Oberfläche nicht reißt und Körner darüberrollen. Jetzt wird mit einer elastischen Kunststoffkelle weitergearbeitet, bis die Oberfläche trocken ist.

Überall dort, wo der Tadelakt bei der späteren Nutzung mit Wasser in Berührung kommt, muss die Verseifung besonders dicht sein. In der Dusche sollte man ihn deshalb dreimal mit zunehmend konzentrierter Seife (bis ca. 1:12) einstreichen. Auf den übrigen Flächen genügt es, einmal zu seifen.

Tadelakt: Gleichmäßiger Glanz

Stellen, die beim Verdichten unterschiedlich feucht sind, bilden sichtbare Ränder, was in der Fläche fleckig aussieht. „Das Ziel ist, dass die Oberfläche gleichmäßig glänzt“, betont Fahnert. Zu viel Seife auf der Oberfläche von schon dichten Stellen wäscht er deshalb mit Wasser ab. An Stellen, bei denen das Wasser, z. B. aufgrund eines Materialwechsels im Untergrund, weniger weggezogen wird, kann man das überschüssige Nass mit Krepppapier oder Haushaltsrolle aus der Fläche ziehen.

Normalerweise bearbeitet der Fachmann zwei gegenüberliegende Wände an einem Tag. Denn wenn zwei weiche Oberflächen über Eck aneinanderstoßen, besteht die Gefahr, mit dem Stein Dellen in die angrenzende Wand zu drücken. Am nächsten Tag ist diese Gefahr deutlich geringer. Dann können die übrigen beiden (ebenfalls gegenüberliegenden) Wände bearbeitet werden. Dabei zieht man das Material aus der Ecke mit einem kleinen Glätter in die Fläche.

Auf trockenen Wänden kann man mit Punischem Wachs besonders schön glänzende Oberflächen auspolieren. Das Wachs kann direkt zur Seife gegeben werden. In Duschen und anderen häufig feuchten Bereichen ist das Wachs jedoch ungeeignet. Es würde quellen, klebrig und mit der Zeit schwarz werden.

Realisierte Beispiele

Das blaue Bad, das wie eine Grotte die Duschenden umhüllt, liegt in einem von dem als „Lehmpapst“ bezeichneten Gernot Minke entworfenen Tagungshaus aus Holzständern. Es ist eine freie Form mit rund in den Raum schwingenden Wänden, die auch zur Decke hin gerundet sind und aus Porensteinen gemauert wurden. Die Fuge zwischen Wand und Boden dichtete Fahnert mit einem Dichtungsband ab. Mit dem anschließenden Kalk-Unterputz legte er schon die Rundungen der Kanten vor. Ecken, Kanten und die Bodenplatte armierte er mit Gewebe im Unterputz. In die zweite Putzlage drückte er Kieselsteine in einer Schlangenform ein. Dann veredelte er die Wände mit Tadelakt, der auch den Boden schmückt.

Für ein Liebespaar fertigte Fahnert eine Kuschelwanne in Herzform aus Ytong. Er stabilisierte die Form mit einem groben Putzgewebe und armierte die Oberkante mit Metall. Das Tadelaktpulver mischte er mit rotem Pigment und Bergkristallpulver. Weil dieses ganz fein ist, kommt es beim Verdichten mit an die Oberfläche und bildet eine glatte, glasartige Schicht, die das Licht glänzend reflektiert.

Die Wand der Dusche sollte farblich stark mit der Wanne kontrastieren. Für ihren Aufbau setzte Fahnert Wedi-Bauplatten vor die Vollholzwand und grundierte sie mit Baukleber. In die Ecke legte er vor dem Verputzen wieder ein Dichtungsband ein, bevor er den Kalkmörtel 8 bis 10 Millimeter stark auftrug.

In einem anderen Bad besteht der Untergrund aus Holzwolle-Leichtbauplatten. Mit Klebemörtel klebte Fahnert Fliesen mit historischen Motiven auf die Platten. Dann arbeitete er einen zweilagigen, armierten Kalkputz so an, dass die Fliesen ca. drei Millimeter aus dem Kalkputz herausstehen und am Ende mit dem Tadelakt bündig sind. Um dickere Platten, wie etwa solche aus Marmor, einzuarbeiten, müsste man den Putz leicht herausziehen.

Ausbessern und Pflege

Abplatzungen und Risse im Tadelakt können ausgebessert werden. Risse werden dazu etwas geöffnet. Den angerührten und durchgezogenen Tadelakt reibt man mit einem Glasläufer, wie er auch für Pigmente verwendet wird, fein. Dann arbeitet man den Tadelakt ein und poliert ihn, soweit es möglich ist. „Feine Ausbesserungen bekommt man nicht hoch genug verdichtet“, bemerkt Fahnert. „Das bleibt zu sehen.“

Belastbar ist Tadelakt nach ca. vier Wochen und vollständig getrocknet nach ca. sechs Wochen. Gereinigt wird er mit Seifenlauge, auf keinen Fall mit säurehaltigem Reiniger wie Essigreiniger oder Kalkentferner. Die Säure würde den Kalk zerstören. Aus dem gleichen Grund Fugen nur mit essigfreiem Silikon schließen. Silikon und Acryl haften nicht immer auf den gewachsten Oberflächen. Bei Badewannen arbeitet Fahnert eine Schiene ein, gegen die er verfugen kann. Waschbecken lässt er unverfugt. Man kann sie auch in Weißzement setzen.

Den Glanz von Oberflächen, wie z. B. den Wandflächen eines Treppenhauses, kann man mit dünn aufgetragenem Punischem Wachs mit einem Handschuh oder der Polierscheibe auffrischen.

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