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Tapeten für das Badezimmer

Tapeten für das Badezimmer
Duschen zwischen Palmen

Tapeten für das Badezimmer galten lange als Tabu. Das ändert sich nun. Spezielle Feuchtraum-Systeme machen es möglich.

Autorin: Susanne Sachsenmaier-Wahl

Fliesenhersteller haben es derzeit nicht leicht. Waren Bäder bis in die 80er-Jahre nicht selten bis unter die Decke gefliest, geht der Trend heute eindeutig zum fugenlosen Bad. Anstelle von Fliesen zieren immer öfter Spachtelmassen Wände und Böden des Badezimmers. Auch Designbeläge aus PVC – meist in wohnlichen Holzdekoren – haben Einzug ins häusliche Badezimmer gehalten und sind dort nicht nur auf dem Boden, sondern auch an der Wand zu finden – und das sogar im Duschbereich (einen Beitrag hierzu finden Sie unter: tinyurl.com/y3ukjm5b). Doch Spachtelmasse mit Steincharakter und Vinyl mit Holzdekor reichen vielen Bauherren noch nicht, um die ultimative Wohlfühl-Atmosphäre im Bad zu erzielen. Häufig sind Landschaften oder Naturmotive gewünscht, wie sie sich mithilfe des Digitaldrucks äußerst realistisch darstellen lassen. Bislang fand dieser ausschließlich in Form von Platten, z. B. aus Alu oder Acrylglas, die an die Wand montiert wurden, Einzug ins Badezimmer. Das ändert sich nun: Spezielle Feuchtraum-Systeme ermöglichen nun auch den Einsatz von (Digitaldruck-)Tapeten im direkten Spritzwasserbereich von Badezimmern.

Tapeten für das Badezimmer

Gleich zwei Hersteller haben es sich zur Aufgabe gemacht, Tapeten für das Badezimmer zu entwickeln. Der Wandbelagshersteller Erfurt verspricht mit dem „Erfurt-JuicyWalls Feuchtraum-System“, Fototapeten in widerstandsfähige und abwaschbare Wandflächen zu verwandeln. Mapei, Hersteller für bauchemische Produkte, beteuert, dass mit dem „Mapei Shower System Decor“ Tapete als Gestaltungsmöglichkeit jetzt auch perfekt in Feuchträumen funktioniere – sogar bei Dauer-Duschbetrieb wie in Hotels, SPAs oder Fitnessstudios.

Tapete badezimmertauglich machen

Von den Herstellern möchten wir wissen, worum es sich bei den jeweiligen Systemen handelt, was sie beinhalten. „Das Erfurt Juicy Walls Feuchtraum-System ist ein professionelles System für die Verklebung und Versiegelung digital bedruckter JuicyWalls-Vliestapeten in Feuchträumen. Es besteht aus fünf Komponenten, die aufeinander abgestimmt sind, um digital bedruckte Vliestapeten in Nassräumen nutzen zu können“, erfahren wir von Josef Pritzl, Produktmanager Profi bei Erfurt & Sohn (mehr über das Erfurt-Feuchtraumsystem erfahren Sie hier: tinyurl.com/bdx773aa). Maik Evers, Leiter Technischer Service bei Mapei, beschreibt das System seines Unternehmens so: „Das Shower System Decor ist die Komplettlösung für die Verlegung von dekorativen Tapeten und Glasfasertapeten in Feuchträumen. Fürs Tapezieren von Feuchträumen bis hin zu Duschen hat die innovative Produktlinie eine ganz spezielle Systemlösung parat: Hinter ihr steht das Konzept, einerseits die Wand vor dem Eindringen von Feuchtigkeit zu schützen und gleichzeitig eine stabile, wasser- und waschbeständige Oberfläche zu schaffen.“ Während der Wandbelagshersteller Erfurt in erster Linie seine eigenen Digitaldrucktapeten badezimmertauglich machen möchte, stellt der Bauchemieprodukte-Hersteller Mapei Abdichtung, Spezialkleber und Versiegelung für beliebige „feuchtigkeitsbeständige Tapeten (z. B. Vinyltapeten) sowie dekorative Glasfasertapeten, die für den Einsatz in Feuchträumen geeignet sind“ (so Evers) zur Verfügung (detaillierte Informationen zum Mapei-System finden Sie hier: tinyurl.com/yjxuz3rx).

Tapeten für das Badezimmer: Unterschiedliche Komponenten

Das Erfurt-System besteht aus einer Grundierung, einem wasserfesten Systemkleber, einer 2K-PU-Versiegelung und einem Fugendichtstoff. Die oben genannte fünfte Komponente – und zugleich das Herzstück des Systems – ist die Digitaldrucktapete. Diese unterscheidet sich nicht von den Erfurt-Tapeten, die in Wohnräumen verklebt werden. „Es werden die herkömmlichen JuicyWalls Digitaldrucktapeten verwendet“, bestätigt Josef Pritzl. Erfurt etabliert sich bereits seit vielen Jahren im Bereich Digitaldrucktapeten. Bei der Motivwahl kann sowohl auf Dateien des Kunden als auch auf eine umfassende Bilddatenbank zurückgegriffen werden. Dank des empfohlenen Einsatzes der Erfurt-GIGA-Rolle (mehr dazu lesen Sie hier: tinyurl.com/424csd4t) sind Tapetenbahnen mit bis zu 3,10 m Gesamthöhe nahtlos realisierbar. Durch die übrigen Komponenten des Feuchtraum-Systems werden die Digitaldrucktapeten badezimmertauglich. „Beim Einsatz im Spritzwasserbereich, insbesondere in Nasszellen, ist sicherzustellen, dass vor der Anwendung des JuicyWalls Feuchtraum-Systems eine funktionsfähige Flächenabdichtung nach DIN 18534 vorliegt“, ermahnt Pritzl. Diese beinhaltet das Erfurt-System allerdings nicht.

„Üblicherweise fallen die Wandflächen im direkten Duschbereich, also innerhalb der Nasszelle, unter Wassereinwirkungsklasse W1-I nach DIN 18534–1 und müssen demnach abgedichtet werden. Gleiches gilt für die Bereiche um Badewannen“, konkretisiert Maik Evers. Im Mapei-Sytem ist eine geeignete Abdichtung enthalten. „Das komplette Mapei Shower System Decor beinhaltet mit Mapegum WPS eine schnell trocknende, flexible Dispersionsabdichtung in Verbindung mit einem Dichtband und speziellen Formteilen für Innen- und Außenecken sowie Rohrdurchdringungen“, fährt Evers fort. Neben der Abdichtung enthält das Mapei-System einen einkomponentigen Klebstoff auf Basis von silierten Polymeren. Mit ihm können Glasfaser- und Vinyltapeten sicher auf saugenden wie auch auf nicht saugenden Untergründen verklebt werden. Nach der Aushärtung sei Ultrabond Eco Decor Wet, wie der Kleber heißt, feuchte- und temperaturbeständig und garantiere, so der Hersteller, eine dauerhafte und sichere Verlegung. Komplettiert wird das System durch die 2K-Schutzbeschichtung Mapecoat Decor Protection.

Geeignete Untergründe

„Grundsätzlich müssen die Oberflächen trocken, tragfähig, sauber, glatt, staub-, lack- oder ölfrei und ebenflächig sein“, erläutert uns Josef Pritzl die Anforderungen an den Untergrund. Maik Evers ergänzt: „Shower System Decor lässt sich auf feuchtigkeitsempfindlichen Untergründen (wie z. B. Gipsputz, Gipskarton und Gipsfaserplatten), mineralischen Untergründen (wie z. B. Zementputz, Kalkzementputz, Porenbeton, zementgebundenen Trockenbauplatten) und alten vorhandenen Untergründen aus Keramik oder Naturwerksteinen verwenden.“ Damit eignen sich die Systeme auch perfekt als schnelle und innovative Badrenovierung direkt auf bestehender Altkeramik. Josef Pritzl ergänzt, wie bei der Badsanierung vorzugehen ist: „Fliesen müssten im Vorfeld plan beigespachtelt werden.“ Und auch Maik Evers bekräftigt: „Grundsätzlich ist jeder Untergrund vorzubereiten und zu glätten. Wir empfehlen – in Abhängigkeit der Tapete – eine Spachtelung der Qualitätsstufe Q3, besser Q4.“ Das Erfurt-System beinhaltet hierfür keine eigene Systemkomponente, Mapei, als Spezialist für Spachtelmassen & Co., bietet dem Verarbeiter aber ein geeignetes Produkt aus dem eigenen Haus. „Sind in Feuchtbereichen Ausgleichs-, Reparatur- oder Spachtelarbeiten beim Untergrund erforderlich, kommt im Mapei-System Planiprep Contract zum Einsatz. Auch bestehende Keramik- und Naturwerksteinbeläge lassen sich mit der schnell trocknenden, standfesten, zementären Spachtelmasse ohne zusätzliche Grundierung glätten und ebnen“, erfahren wir von Maik Evers.

Ausführung der Dichtebene

Wird die Tapete nicht nur außerhalb des direkten Spritzwasserbereichs verklebt, sondern auch dort, wo sie direkt mit Wasser in Berührung kommt, ist nach der Spachtelung der für das Funktionieren des Systems entscheidende Arbeitsschritt notwendig. „In Duschbereichen ist zusätzlich vor dem Tapezieren entsprechend der normativen Vorgaben abzudichten“, erinnert Maik Evers und erklärt, wie die Abdichtung auszuführen ist: „Für eine Verbundabdichtung nach DIN 18534–3 ist mindestens ein zweilagiger Auftrag mit einer Trockenschichtdicke an jeder Stelle von mindestens 0,5 Millimetern erforderlich. Die zweite Schicht muss in einer Kontrastfarbe aufgebracht werden. Mapegum WPS ist dafür in den beiden Farbtönen Grau und Olivgrau erhältlich. Mapegum WPS kann mit Glätter, Zahnkelle 6 mm, Pinsel, Rolle oder im Sprühverfahren aufgetragen werden. Bewährt hat sich die Kombination aus dem ersten Auftrag des Materials mittels 6-Millimeter-Zahnkelle und anschließendem Glätten mittels Glättkelle oder venezianischer Kelle. Beim zweiten Auftrag wird wie beim ersten Auftrag verfahren, sodass die erste Schicht nicht mehr durchscheint.“

Verklebung der Tapete

Nach der fachmännischen Untergrundvorbereitung wird schließlich der gewünschte Wandbelag verklebt. Josef Pritzl erklärt, womit die Verklebung der JuicyWalls-Fototapeten beim Erfurt-Sytem erfolgt: „Für die Verklebung wird der Feuchtraum-Systemkleber verwendet.“ Bei diesem handelt es sich um einen einkomponentigen, wasserbasierten Polyurethan-Polymer-Klebstoff. „Der Systemkleber ist gebrauchsfertig eingestellt und muss vor der Verarbeitung nur kurz aufgerührt werden. Anschließend ca. 200 bis 250 g/m² mittels einer kurzflorigen Farbwalze im Kreuzgang aufrollen“, fährt Pritzl fort.

Auch wenn in den meisten Fällen vermutlich großformatige Bildmotive zum Einsatz kommen, sind Tapeten mit fortlaufendem Muster oder Glasfasertapeten, die lediglich durch ihre Struktur bestechen, beim Mapei-System ebenfalls einsetzbar. Voraussetzung für alle Tapeten ist, dass diese feuchtebeständig sind. Mapei hält für die Verklebung einen einkomponentigen, silierten Polymerklebstoff bereit. „Nach der Aushärtung ist Ultrabond Eco Decor Wet feuchte- und temperaturbeständig und garantiert so eine dauerhafte und sichere Verlegung, auch in der Dusche“, lässt uns Maik Evers wissen und erklärt uns, wie der Kleber verarbeitet wird: „Je nach Art der Tapete, wird der Klebstoff wahlweise unter Verwendung einer TKB A4 Zahnung (bei dichten, geschlossenen Tapeten) oder unter Verwendung eines glatten Zahnspachtels (bei grobmaschigen Glasfasertapeten) dünn und gleichmäßig aufgebracht. Die Tapete wird in das nasse Klebstoffbett eingelegt, Klebstoffriefen müssen dabei zerdrückt werden. Bei Glasfasertapeten mit einem weitmaschigen Gewebe kann sich Klebstoff bis zur Oberfläche durchdrücken. In diesem Fall ist der Klebstoff auf der gesamten Tapetenoberfläche dünn und gleichmäßig aufzutragen.“

Wasserdichte Versiegelung

Die abschließende Versiegelung der Tapeten gewährleistet nicht nur die Wasserdichtigkeit. „Die transparente Schutzbeschichtung erhöht die Abriebfestigkeit und erleichtert gleichzeitig die Reinigung. Darüber hinaus eignet sie sich, um Tapeten vor Farbveränderungen (Vergilben) durch UV-Strahlen zu schützen“, merkt Maik Evers an. Josef Pritzl erklärt, wie die 2K-PU-Beschichtung des Erfurt-Systems verarbeitet wird: „Die 2K-PU-Beschichtung mit dem Härter in einer gleichmäßigen Schicht mittels einer Lackierwalze (Polyurethan-Schaum) bläschenfrei im Kreuzgang aufrollen.“ Maik Evers empfiehlt die aliphatische Polyurethan-Schutzversiegelung Mapecoat Decor Protection mit einer 12 Millimeter-Mikrofaserwalze oder mittels Sprühauftrag (Airless) aufzubringen. „Die Optik von Dekor-Tapeten wird durch die Versiegelung in der Regel noch intensiviert“, gibt der Technische Leiter zu bedenken und ergänzt: „Daher empfiehlt sich, zur Sicherstellung eines einheitlichen Erscheinungsbildes, die gesamte tapezierte Wandfläche zu versiegeln.“ Zu guter letzt werden Dehnungsfugen und Übergangsbereiche der Tapete mit einem systemimmanenten Dichtstoff geschlossen (ein Verarbeitungsvideo zum Erfurt-System gibt es hier: tinyurl.com/mrtbydtr. Das Verarbeitungsvideo zum Mapei-System finden Sie unter: tinyurl.com/mr2nhx7e).


Foto: Erfurt

Beim Erfurt-System erfolgt zunächst eine Grundierung, um den Untergrund optimal für die Verklebung vorzubereiten.


Foto: Erfurt

Der gebrauchsfertige Erfurt-Systemkleber wird umgerührt und mit der kurzflorigen Farbwalze im Kreuzgang auf die Wand gerollt.


Foto: Erfurt

Die JuicyWalls Digitaldrucktapete wird in das nasse Kleberbett eingelegt und andrückt.


Foto: Erfurt

Die zweikomponentige Schutzbeschichtung wird mit einer Lackierwalze im Kreuzgang möglichst bläschenfrei auf die Tapete aufgerollt.


Foto: Erfurt

Abschließend werden alle Anschlussbereiche mit dem zum Erfurt Feuchtraum-System gehörenden Fugendichtstoff geschlossen.


Foto: Mapei

Mit einer zementären Spachtelmasse werden bestehende Fliesen oder Unebenheiten beigespachtelt.


Foto: Mapei

Die Spachtelmasse wird anschließend plangeschliffen. Der Untergrund sollte der Qualitätsstufe Q3, besser noch Q4, entsprechen.


Foto: Mapei

Nun wird die erste Schicht der Dispersionabdichtung mit der Zahnkelle aufgezogen und anschließend geglättet.


Foto: Mapei

Im Bereich der Anschluss- und Bewegungsfugen sowie der Rohrdurchdringungen sind Dichtbänder bzw. -manschetten einzuarbeiten.


Foto: Mapei

Die zweite Abdichtungsschicht erfolgt in einer Kontrastfarbe. Die Ausführung erfolgt wie bei der ersten Schicht.


Foto: Mapei

Der Klebstoff wird wahlweise unter Verwendung einer TKB A4 Zahnung oder eines glatten Zahnspachtels dünn und gleichmäßig aufgebracht.


Foto: Mapei

Die Tapete wird in das nasse Klebstoffbett eingelegt und angerieben, Klebstoffriefen müssen dabei zerdrückt werden.


Foto: Mapei

Die schützende Versiegelung wird mit einer 12 mm Mikrofaserwalze oder mittels Sprühauftrag (Airless) aufgebracht.


Foto: Mapei

Abschließend können Dehnungsfugen mit einem geeigneten Silikondichtstoff, z. B. Mapesil AC, geschlossen werden.

 


Foto: Mapei

Nach 24 Stunden ist der wasserdicht tapezierte Duschbereich wieder wie gewohnt nutzbar.


Maik Evers, Leiter Technischer Service bei Mapei

„Das Shower System Decor ist die Komplettlösung für die Verlegung von dekorativen Tapeten und Glasfasertapeten in Feuchträumen.“


Josef Pritzl, Produktmanager Profi bei Erfurt & Sohn

„Das JuicyWalls Feuchtraum-System besteht aus fünf Komponenten, die aufeinander abgestimmt sind, um digital bedruckte Vliestapeten in Nass-Räumen nutzen zu können.“

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