Im 19. Jahrhundert gelang es einem Chemiker, eine Kerze mittels eines speziellen Versuchsaufbaus durch einen Ziegel auszublasen. Daraus folgerte man, dass massive Wände luftdurchlässig seien. Diese These wurde jedoch bereits 1928 von einem Physiker widerlegt, der feststellte, dass massive, auf beiden Seiten verputzte Wände luftdicht sind. Wände „atmen“ also nicht, nehmen keine Luft auf und geben sie auch nicht wieder ab. Der Luftaustausch erfolgt über Fenster oder Türen nicht, wie oft angenommen, über die Außenwand.
Noch wichtiger ist der Austausch von Luftfeuchtigkeit durch Fenster- und Türöffnungen. Hier besteht hartnäckig die Annahme, dass die gesamte Luftfeuchtigkeit durch die Wände nach außen diffundiert und eine Polystyrol-Dämmung diesen Prozess „eindämmen“ würde. Betrachtet man das Diffusionsverhalten von Polystyrol genauer, stellt man fest, dass es genauso „durchlässig“ ist wie Holz und nicht wie eine aufgesetzte Plastiktüte das Haus abdichtet. Wenn man bedenkt, dass maximal zwei Prozent der entstehenden Luftfeuchtigkeit durch die Außenwand diffundieren, wird deutlich, dass dies keinen nennenswerten Einfluss auf die Raumfeuchte hat.
Fazit: Wände „atmen“ nicht! Ein gewisser Wasserdampf kann durch jede Außenwand diffundieren – unabhängig davon, ob sie gedämmt ist oder nicht. Dieser Anteil ist jedoch so gering, dass ein regelmäßiges Lüften erforderlich ist. Der sd-Wert (Sperrwert/Diffusionswiderstand) für eine Materialstärke von zehn Zentimetern beträgt für Holz und EPS fünf Meter, während er für eine ein Millimeter dicke PVC-Folie zwischen 20 und 50 Metern liegt!